Die Schaffung einer inklusiven, reflexiven und innovativen Gesellschaft ist ein zentrales Ziel der Europäischen Union. Dieses Ziel umfasst auch die Integration von Menschen mit Behinderungen.
Wie können assistive Technologien die Bedürfnisse der Menschen, die sie benötigen und benutzen, am besten erfüllen? Ein wesentliches Element dieses Projekts war es, diese Fragestellung im Rahmen einer europaweiten Online-Umfrage direkt von betroffenen Personen beantworten zu lassen. Damit wurde Inklusion bereits im Rahmen der Projektdurchführung praktiziert: Erfahrungen und Wünsche von Menschen mit Behinderungen sind damit auch unmittelbar in die Ergebnisse und in die Empfehlungen an EntscheidungsträgerInnenn eingeflossen.
Bei der Inklusion von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft, in das Bildungssystem und in den Arbeitsmarkt können Assistive Technologien (AT) - richtig entwickelt und angewendet - einen wichtigen Beitrag leisten. Das Projekt hatte zum Ziel, zu antizipieren, ob und wie AT die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Europa bis 2050 erhöhen können. Gleichzeitig wurde gefragt ob es Bereiche gibt, in denen diese Technologien einer Integration eher nicht dienlich sein werden. Relevante technische Entwicklungen umfassen sowohl zukünftige Anwendungen wie z.B. Gehirn-Computer-Schnittstellen, soziale Roboter oder selbstfahrende Autos als auch die gezielte Nutzung bereits etablierter Technologien wie zum Beispiel Smartphones.
Eine wesentliche Aufgabe des im Auftrag von STOA (The Science Technology Options Assessment Panel of the European Parliament) durchgeführten Projekts war es, das Europäische Parlament bei der Gestaltung künftiger Rahmenbedingungen für den Einsatz von Technologien zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen zu beraten.
Ob in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Gesundheit oder allgemeine Lebensführung, künftig wird die Bedeutung der Entwicklung von AT für Menschen mit Behinderungen weiter steigen. Bislang ist die Definition dessen, was assistive Technologien sind, sowohl in der akademischen als auch in der politischen Debatte umstritten. Daher wurden in diesem Projekt neben regulatorischen, gesundheitlichen und demographischen Aspekten auch der Stand der Technik sowie zukünftiger Trends umfassend analysiert. Um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Europa zu fördern, braucht es gesellschaftliche und politische Optionen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet sind, und die von ihnen selbst als positiv wahrgenommen werden.
Es wurden assistive Technologien für drei verschiedene Arten von Behinderungen analysiert:
Methodisch folgte der Ansatz der wissenschaftlichen Foresightmethode, die von STOA für das Europäische Parlament entwickelt wurde. Neben einer Literaturrecherche wurden eine Online-Umfrage und ExpertInneneninterviews durchgeführt, mit denen die Bedürfnisse und Vorstellungen von assistiven Technologien erhoben wurden.
Zentrale Aspekte des Projekts wurden am 31. Januar 2017 während eines ganztägigen Workshops am Europäischen Parlament mit Abgeordneten, ExpertInnen und VertreterInnen von Organisationen von Menschen mit Behinderungen diskutiert. Hier die Agenda (PDF) zum Workshop "Assistive technologies for the inclusion of people with disabilities in society, education and jobs".
Die Ergebnisse des Projekts "Assistive technologies for people with disabilities" sind in fünf Teilberichten verfügbar (siehe Publikationen): In-depth analysis, Part I: Regulatory, health and demographic aspects, Part II: Current and emerging technologies, Part III: Perspectives on assistive technologies, Part IV: Legal and socio-ethical perspectives
-> People with disabilities are facing numerous challenges and barriers in their everyday lives.
-> Several socio-political initiatives have been launched so far in order to actively foster the inclusion of disabled people (in areas such as education, employment and social participation).
-> Technologies can play an important role, but full inclusion may only be achieved if additional measures are also implemented.
-> Menschen mit Behinderungen sehen sich im Alltag mit zahlreichen Herausforderungen und Barrieren konfrontiert.
-> Mehrere gesellschaftspolitische Initiativen zielen darauf ab, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen (in Bereichen wie Bildung, Beschäftigung und soziale Teilhabe) zu fördern.
-> Technologien können einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Eine vollständige Inklusion kann jedoch nur erreicht werden, wenn auch ergänzende Maßnahmen getroffen werden.
Co-authors (member of the project team): Linda Nierling, Maria João Maia, Leonhard Hennen and Gregor Wolbring (ITAS/KIT), Tanja Bratan and Piret Kukk (Fraunhofer ISI), Johann Čas, Leo Capari and Jaro Krieger-Lamina (ITA), as well as Emilio Mordini (RT).
Abstract:
Assistive technologies (ATs) are designed to improve the functional capabilities of people with disabilities. Some are relatively low-tech and very familiar, such as such as reading glasses, crutches and hearing aids. Others are more advanced, using cutting-edge science and technology, with future ATs under development that could have a huge impact on all our lives.
The focus in this study is on ATs for three specific disabilities: blindness and visual impairments, deafness and hearing impairments, and autism spectrum disorders. These three disabilities exhibit both similarities and differences in terms of their implications for ATs. A description of the regulatory environment, including international agreements and EU regulations regarding disabilities and technologies, is followed by four case studies on Germany, Hungary, Portugal and Sweden. The study includes a review of the ATs currently available and future ATs at various stages of development, and also a survey of people from each disability group, focusing upon their perspectives and needs with regard to ATs. This is supplemented by expert interviews and a stakeholder workshop.
Through this combination of primary and secondary research, several social, technical, ethical, demographic, regulatory, economic and environmental trends are identified. These are used to compile four explorative scenarios about the future of ATs, and to develop social, ethical and legal reflections on the role of current and future initiatives of the European Parliament.
The study finds that current and future ATs could have a positive impact, but identifies problems with one-size-fits-all approaches. Alone, ATs are insufficient to foster a more inclusive society. While waiting for future ATs, more can be done to make effective use of current ATs and implement existing regulatory frameworks. Other steps include targeting wide attitudinal and social change, encouraging co-creation of future ATs, and promoting the emergence of AT professionals.
02/2016 - 06/2017