In diesem Forschungsbereich konzentrieren wir uns auf die Wechselwirkungs-prozesse von solarer/stellarer Strahlung und Plasma auf die oberen Atmosphärenschichten von terrestrischen Planeten und Körpern ohne Atmosphäre (z. B. Merkur, Mond und andere Satelliten, Kometen, Asteroiden und Planetenembryos). Die Entwicklung planetarer Atmosphären von Primordialen-, Dampf- zu Sekundäratmosphären wird studiert. Der Ursprung und die Flucht von Exosphären von Körper ohne Atmosphären und die Auswirkungen auf die Modifikation von Oberflächenzusammensetzungen werden ebenfalls untersucht. Variationen von Isotopen und flüchtigen Elementen in verschiedenen planetaren Reservoirs enthalten Informationen über Atmosphärenfluchtprozesse, Atmosphärenzusammensetzung und sogar die Quelle des akkretierten Materials.

Sekundäre Atmosphären werden im Rahmen der vergleichenden Planetologie mit Fokus auf aeronomische Prozesse zwischen Venus, Mars, Erde und terrestrischen Exoplaneten untersucht. Zur Untersuchung der evolutionären Prozesse werden bekannte atmosphärische Isotopen- und Element-verhältnisse für evolutionäre Reproduktionsversuche verwendet. Atmosphärische 36Ar/38Ar- und D/H-Verhältnisse geben beispielsweise wichtige Einblicke in die Entwicklung der Marsatmosphäre (siehe schematische Darstellung) und ihre potenzielle frühere Bewohnbarkeit (für detaillierte Informationen siehe z. B. Scherf und Lammer 2021, und Lichtenegger et al . 2023). Für die Venus zeigt die starke Fraktionierung in ihrer Atmosphäre, dass im Laufe ihrer Geschichte große Mengen an H2O in den Weltraum verloren gegangen sein müssen (siehe z. B. Gillmann et al. 2022).

Ein besseres Wissen darüber, wie die Atmosphäre und Biosphäre der Erde entstanden und sich entwickelt haben, wird auch unser Verständnis von exoplanetaren Systemen verbessern, insbesondere im Hinblick auf die potenzielle Bewohnbarkeit erdähnlicher Exoplaneten. Wie sogenannte erdähnliche Lebensräume, d. h. felsige Exoplaneten mit N2-O2-dominierten Atmosphären und geringen Mengen an CO2, entstehen und sich entwickeln, zusammen mit ihrer Verbreitung in der Galaxie, ist eine der Schlüsselfragen, die die Gruppe zu verstehen versucht.

Unsere Gruppe untersucht auch die Entstehung der Merkur-Exosphäre, die durch das Sonnenplasma und die Strahlungsumgebung entstanden ist (Lammer et al. 2022). Weiteres werden ähnliche Prozesse auf Eismonde/Kometen untersucht. Diese Forschung wird mit Hilfe der ESA-Mission BepiColombo mit ihren Instrumenten PICAM (Planetary Ion Camera) und SERENA (Search for Exospheric Refilling & Emitted Natural Abundances) und Jupiters Icy Moon Explorer (JUICE) und Comet Interceptor durchgeführt.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie:
Dr. Helmut Lammer
Mag. Manuel Scherf
Dr. Ali Varsani (BepiColombo/PICAM)

Literatur

Lammer H., B. Marty, A. Zerkle, M. Blanc, H. O'Neill and T. Klein, Eds., Reading Terrestrial Planet Evolution In Isotopes And Element Measurements, Springer, The Netherlands, 445 p., 2021.

Scherf M. and H. Lammer, Did Mars possess a dense atmosphere during the first ∼400 million years? Space Sci. Rev., 217, 2, 2021.

Gillmann, C., M.J. Way, G. Avice, D. Breuer, G.J. Golabek, D. Honing, J. Krissansen-Totton, H. Lammer, A.-C. Plesa, M. Persson, J.G. O'Rourke, A. Salvador, M. Scherf, and M.Y. Zolotov,The long-term evolution of the atmosphere of Venus: Processes and feedback mechanisms. Space Sci. Rev., 218, 56, 2022.

Lichtenegger H. I. M., S. Dyadechkin, M. Scherf, H. Lammer, R. Adam, E. Kallio, U. V. Amerstorfer and R. Jarvinen, Non-thermal escape of the Martian CO2 atmosphere over time: Constrained by Ar isotopes, Icarus, 382, 115009, 2022.

Lammer H., M. Scherf, Y. Ito, A. Mura, A. Vorburger, E. Guenther, P. Wurz, N. V. Erkaev and P. Odert, The exosphere as a boundary: Origin and evolution of airless bodies in the inner solar system and beyond including planets with silicate atmospheres, Space Sci. Rev., 218, 15, 2022.