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Rund 20% der Brünner Bevölkerung gaben bei der Volkszählung 1930 die deutsche Nationalität an. Die deutschsprachige Bevölkerung war im Stadtzentrum am dichtesten, in den Vororten dominierte die tschechische Sprache und in der Umgebung gab es wiederum deutsche Sprachinseln. Eine wenigstens rudimentäre Zweisprachigkeit war im städtischen Zusammenleben die Regel, eine wirkliche Zweisprachigkeit häufig.

In Brünn bestand seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein gewisser kultureller Wettbewerb der Sprachgruppen – etwa im Theaterleben, den Sportvereinen und im gesamten Vereinswesen – in einem meist friedlichen Neben- und Miteinander. Für viele Menschen spielte die Nationalität eine geringe Rolle.

Nach dem Vertrag von München und nach der deutschen Besetzung Böhmens und Mährens kam es zur deutlicheren Trennung der Sprachgruppen. Die „deutsche Kultur“ war eindeutig bevorzugt, ohne dass allerdings das Tschechische als Sprache stark unterdrückt worden wäre. Ein friedliches Zusammenleben war im kleinen, nachbarschaftlichen Rahmen nach wie vor möglich. Die bedeutende jüdische Gemeinde Brünns wurde wie überall im direkten Einflussbereich des deutschen Nationalsozialismus radikal marginalisiert, verfolgt und ermordet, was die Zusammensetzung und das kulturelle Profil des „deutschen Bürgertums“ der Stadt stark veränderte.

Kurz nach der Befreiung durch die Rote Armee am 26. April 1945 und nach dem offiziellen Kriegsende wurde die verbliebene „deutsche“ Bevölkerung zuerst bei einem Besuch Edvard Beneš‘ am 12. Mai in Schulen interniert, bald wieder freigelassen, um schließlich ab dem 31. Mai aus der Stadt in Richtung österreichische Grenze getrieben zu werden (siehe „Vertreibung“).