Kurzbiografie

Michael Williams ist seit Januar 2018 am Institut tätig.

2008 erhielt er seinen MPhil in Klassischer Indischer Religion von der University of Oxford, wonach er 2012 an der University of Manchester promovierte. Seine Doktorarbeit konzentrierte sich auf die Philosophie einer devotionalen Hindu-Tradition, bekannt als die "Mādhva"- oder "Dvaita"-Schule des Vedānta. Die Dissertation untersuchte die Mādhva-Philosophie der Frühen Neuzeit, insbesondere im 16. und 17. Jh. Sie enthält eine Übersetzung und Kommentierung früher Passagen von Vyāsatīrthas gefeierter Kritik der nicht-dualistischen Metaphysik, der "Nektar der Logik" (Nyāyāmṛta), sowie der verschiedenen Kommentare von Mādhva/Advaita-Denkern. Seine Dissertation analysierte weiter den Einfluss des "Neo"(Navya)-Nyāya-Philosophen Gaṅgeśa Upādhyāya auf die Arbeit von Vyāsatīrtha und seinen Kommentatoren.

Nach Abschluss seiner Doktorarbeit arbeitete Williams im vom  FWF geförderten Projekt 24388: Metaphysik und Epistemologie des Nyāya III mit Prof. Karin Preisendanz und Dr. Alessandro Graheli. Das Projekt konzentrierte sich auf die kritische Bearbeitung der früheren Teile eines der grundlegenden Texte der älteren Nyāya-Schule, Vātsyāyana Pakṣilasvāmins Nyāyabhāṣya. Williams war verantwortlich für das Untersuchung und die Kollationierung der zahlreichen vom Projekt verwendeten Manuskripte sowie für das Verfassen von Kapiteln der endgültigen Projektpublikation.

Nach dreieinhalb Jahren Arbeit am Nyāyabhāṣya-Projekt wechselte er im Jänner 2018 an die Österreichische Akademie der Wissenschaften, um mit der Arbeit am FWF-Projekt Religion und Vernunft in den Vedānta Traditionen des Mittelalters in Indien (Projektnummer 30622) unter der Leitung von Dr. Marcus Schmücker zu beginnen. Das Projekt befasst sich mit der Religionsphilosophie in den Werken von frommen Vaiṣṇava-Philosophen des 14.-16. Jh.s in Südindien. Hauptziel des Projekts ist es, eine Übersetzung und Studie der Widerlegung der Nyāya-Schlussfolgerung zum Beweis der Existenz Gottes vorzubereiten, einem wesentlichen Teil von Vyāsatīrthas Todestanz der Logik (Tarkatāṇḍava). Das Projekt wird versuchen, neue Wege im Verständnis der intellektuellen Beziehung zwischen den Mādhva- und Śrī Vaiṣṇava-Traditionen zu beschreiten, indem es detaillierte Vergleiche des Denkens von Vyāsatīrtha mit dem Śrī Vaiṣṇava-Theologen Vedānta Deśika anstellt.

Williams hat eine Reihe von Zeitschriftenaufsätzen und Buchbeiträgen auf seinem Gebiet veröffentlicht. Seine Veröffentlichungen konzentrieren sich insbesondere auf die Philosophie von devotionale Vaiṣṇava-Traditionen in Südindien, den Einfluss von Navya-Nyāya auf Philosophen in der frühen Neuzeit Indiens, Tradition und Innovation in hinduistischen intellektuellen Traditionen und metaphysische Debatten zwischen Philosophen dieser Zeit. Jüngst hat er zwei Kapitel für Jonardon Ganeris Oxford Handbook of Indian Philosophy über den Mādhva-Philosophen Jayatīrtha und den radikalen Navya-Naiyāyika Raghunātha Śiromaṇi geschrieben.