Text: Silvia Dallinger
Als Vertrautem Kaiser Leopolds I. war dem Kapuzinermönch Marco d’Aviano (1631–1699) daran gelegen, die Marienverehrung zu stärken. Die Gottesmutter Maria wurde nach der gewonnen Entsatzschlacht 1683 als ‚Hilfe gegen die Türken‘ und als Beschützerin und Retterin des ‚christlichen Abendlandes‘ verehrt. Als Zeichen der Dankbarkeit sollten berühmte Marienbilder auf Anregung Marco d‘Avianos nach Wien gebracht werden, um diese in Kirchen wie dem Stephansdom oder der Leopoldskirche am Leopoldsberg aufzustellen und zu verehren. Die Huldigung der Gottesmutter Maria bewirkte nicht nur eine Stärkung des christlichen Glaubens im Allgemeinen, sondern diente – 35 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs – auch zur Abgrenzung gegenüber dem Protestantismus.
Ein ‚Mariahilfbild‘ für die Leopoldskirche
In einem Brief vom 27. Dezember 1692 bat Marco d’Aviano Kaiser Leopold I., die Kirche am Kahlenberg (dem heutigen Leopoldsberg), die von den Osmanen zerstört worden war, zu restaurieren und ein ‚Mariahilfbild’ als Altarbild aufzustellen. Der Grund für dieses Anliegen lag nach d’Aviano im Folgenden:
Der Ort Kahlenberg ist der Anfang gewesen, wo Ew. Majestät angefangen hat, in dem schwersten Mißgeschicke die himmlische Hilfe mit so großen Vortheilen zu erhalten und zu erfahren über die Feinde der Christenheit. (zit. nach: Hamminger 1986: 55)
Der Kaiser folgte der Bitte. Während der Zeit der Belagerung 1683, als sich Leopold I. in Passau aufhielt, hatte er in der dortigen Wallfahrtskirche Mariahilf regelmäßig vor einem Marienbild von Lucas Cranach dem Älteren gebetet, dessen Original sich heute in Innsbruck befindet. Der Bitte seines Seelsorgers und persönlichen Beraters folgend, ordnete er nun an, eine Kopie dieses Marienbildes für die Leopoldskirche in Wien anzufertigen. Entgegen d’Avianos Wunsch wurde die Leopoldskirche jedoch nicht in ‚Mariahilferkirche’ umbenannt, weil der Kaiser angeblich eine Verwechslung mit der Passauer Kirche befürchtet hatte.
Das Gnadenbild ‚Maria Pócs‘ wird nach Wien überstellt
Das Gnadenbild ‚Maria Pócs‘ wird nach Wien überstellt
Darüber hinaus soll Marco d’Aviano Kaiser Leopold I. gebeten haben, das für das ‚Tränenwunder’ berühmte Marienbild aus Pócs (Ungarn) nach Wien bringen zu lassen. Seit 1697 befindet es sich im Stephansdom.
Der Kapuziner aus Aviano hegte eine glühende und zärtliche Verehrung gegenüber der Gottesmutter. Zum Beispiel setzte er stets ihren Namen in die Überschrift seiner Briefe; mit großer Ehrfurcht besuchte er die ihr geweihten Kirchen; bei seinen Segnungen rief er mit besonderer Innigkeit den Namen der Immakulata an und war überhaupt ein großer Apostel der Marienverehrung sowohl beim Volk als auch beim Klerus. Er hegte ein großes Vertrauen auf ihre Fürsprache und rief sie in allen Wechselfällen und Nöten des Lebens an. Im Lauf des Jahres 1697 zogen sich auf sein Betreiben Gebete und Prozessionen zu Ehren der Gottesmutter über ganze Wochen hin, um ihren Schutz zu erbitten und Frieden zu erlangen. Oft ermutigte er den Kaiser sich der Jungfrau Maria anzuvertrauen. (Criscuolo 2003: 45)
Literatur
Literatur
Criscuolo, Vincenzo (2003): Die Spiritualität des P. Markus von Aviano. In: Mikrut, Jan (Hg.): Die Bedeutung des P. Markus von Aviano für Europa. Wien, 25–47.
Dompnier, Bernard (2003): Die Predigten von P. Markus von Aviano. In: Mikrut, Jan (Hg.): Die Bedeutung des P. Markus von Aviano für Europa. Wien, 49–79.
Hamminger, Josef Dominicus/ Wiener Katholische Akademie (Hg.) (1986): Leopoldi Capelln am Kallenberg oder St. Josephskirche der PP Kamaldulenser auf dem Josephsberg (Sobieskikapelle in der St. Josephskirche)? Wo hat Pater Marco d’Aviano vor der Entscheidungsschlacht am 12. September 1683 die heilige Messe gefeiert? Wien.
Luksan, Martin/ Schlösser, Hermann/ Szanya, Anton (2007): Heilige Scheine. Marco d’Aviano, Engelbert Dollfuß und der österreichische Katholizismus. Wien.
Religion. ORF.at – das Religionsportal: Biographie. Marco d’Aviano – Wortgewaltiger Bußprediger, Missionar und Diplomat, 02.09.09.