Text: Anna Ziemlewska

Jan III. Sobieski und Krakau, die einstige Hauptstadt Polen-Litauens, sind in vielerlei Hinsicht miteinander verbunden, aber ganz besonders durch die Erinnerung an den Entsatz Wiens im Jahr 1683. Von hier aus zog der König in die Schlacht und hierher kam er als siegreicher Feldherr zurück. Eine Vielzahl an Objekten erinnert in Krakau an Sobieski und seit Ende des 19. Jahrhunderts ist hier auch der zentrale Ort jener Jubiläumsfeiern, mit welchen seinem Erfolg bei Wien regelmäßig gedacht wurde.

Erinnerungen an den König und die Schlacht bei Wien

Erinnerungen an den König und die Schlacht bei Wien

Krakau – ehemalige Hauptstadt Polen-Litauens, Krönungsort und Begräbnisstätte der polnischen Könige – ist eine wahre Schatzkammer der nationalen Andenken, niedergelegt von Königen, Helden, Künstlern und geistlichen Vertretern wie dem Papst Johannes Paul II.

Auf eine besondere Art ist die Stadt mit der Figur des Jan III. Sobieski verbunden. Der zukünftige König studierte an der Krakauer Universität und im Jahr 1683 begann hier sein Feldzug nach Wien. Hier wartete viele Wochen lang Königin Maria Kazimiera (Marysieńka) auf ihn, hier traf am 16. September die Nachricht vom Sieg ein, gefolgt von Kriegstrophäen, und schließlich begrüßte man hier feierlich den zurückgekehrten Herrscher. Jan III. Sobieski verbrachte ein paar Monate in Krakau und er hinterließ in hiesigen Kirchen und Schatzkammern zahlreiche Geschenke und Votivgaben. Im Jahre 1734 wurden in der Krypta der Kathedrale auf dem Wawel die Überreste des Königs beigesetzt. Zwei Jahrzehnte später wurde dort ein prächtiges Barock-Denkmal für Jan III. und seine Gemahlin Maria Kazimiera errichtet und zur Hundertjahrfeier der Befreiung Wiens auf Anregung von König Stanisław August Poniatowski ein Sarkophag aufgestellt.

Krakau als Schauplatz nationaler Feierlichkeiten

Krakau als Schauplatz nationaler Feierlichkeiten

Nach dem Verlust der Unabhängigkeit wurde Krakau – als eine Stadt der Andenken und Träger der nationalen Traditionen betrachtet – zur Hüterin der Erinnerungen an die Vergangenheit und zum Veranstaltungsort für wichtige Jubiläumsfeiern. 200 Jahre nach dem Entsatz von Wien konnten die Polen im in mancher Hinsicht autonomen Galizien ungehindert den Sieg über die Osmanen im Jahre 1683 feiern, „das Herz erfreuen und Kraft schöpfen“ sowie sich an die letzte Viktoria der polnischen Truppen und an Jan III. Sobieski erinnern.

In Krakau fiel „das Erinnern“ nicht schwer, denn überall an öffentlichen Orten waren Andenken an den König zugänglich: Der Sarkophag, der Grabstein, die Tafeln in der Kathedrale und die St. Anna-Kirche; schließlich lagen auch die Trophäen in Reichweite: der Steigbügel von Kara Mustapha, Fahnen, türkische Pferdeschweife und andere Gegenstände, gesammelt im Czartoryski-Museum. Die Feier anlässlich des 200. Jubiläums der Wiener Viktoria bot Gelegenheit, weitere dem König und dem Feldzug gewidmete Werke zu erstellen: Bilder, Gedenktafeln und Monumente. Der Glanz und die Gloria des Königs fanden Ausdruck auch in Forschungsarbeiten, Publikationen, Ausstellungen und Theaterstücken.

Auch im unabhängigen Polen war – und ist – Krakau ein Ort der Jubiläumsfeiern der Wiener Viktoria. Nach dem Willen von Józef Piłsudski (1867–1935) waren die Feierlichkeiten im Jahr 1933 vor allem ein Fest der polnischen Armee, das an die ruhmreiche Tradition der Streitkräfte erinnern und in dem sich die Macht der gegenwärtigen Armee und ihres regierenden und herrschenden Feldherrn manifestieren sollte. Im Jahr 1983 wurde auf dem Wawel eine große internationale Ausstellung “Odsiecz wiedeńska 1683″ (Entsatz von Wien 1683) eröffnet. Sie warf ein neues Licht auf die Person Jan III. Sobieskis, seine Familie und Umgebung, die Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Osmanischen Reich sowie die Geschichte und die Folgen des Feldzuges und zeigte prachtvolle, von den polnischen Truppen eingenommene Trophäen.