2024 im Rückblick

Das IWF forscht

Auf ihrer Reise zum Merkur liefert die Raumsonde BepiColombo – im Vorbeiflug – neue Erkenntnisse über die Venus.

Die Jupiter-Raumsonde JUICE meisterte im August 2024 ein heikles, noch nie dagewesenes Doppel-Manöver, indem sie zum allerersten Mal den Erdmond und nur kurz darauf unsere Erde für eine Kursänderung nutzte.

Langsam heißt es Abschied nehmen von einer historischen Mission: Die vier Cluster-Satelliten, die seit mehr als 20 Jahren die Erde umkreisen, haben ausgedient. In 24 Jahren im All wurden wertvolle Daten über die Wechselwirkung zwischen der Sonne und dem Magnetfeld der Erde geliefert, die uns helfen, das potenziell gefährliche Weltraumwetter besser zu verstehen und vorherzusagen. Am 8. September wurde Cluster 2, auch Salsa genannt, als erster der vier Satelliten über dem Südpazifik kontrolliert zum Absturz gebracht.

Das Weltraumteleskop CHEOPS hat bei der Beobachtung des höllisch heißen Gasriesen WASP-76 b vermutlich die erste Glorie auf einem Exoplaneten entdeckt.

Basierend auf Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop James Webb und unterstützt durch die Klima- und Wolkenmodelle des IWF ist es gelungen, die Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung zwischen der Morgen- und Abendseite des Exoplaneten WASP-39 b zu erforschen.

In einer Sonderausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift Astrobiology kamen IWF-Forscher zu dem Schluss, dass komplexes Leben und außerirdische Intelligenz in der Milchstraße eher unwahrscheinlich sind.

Das IWF publiziert, wird ausgezeichnet und akquiriert

2024 wurden rund 150 wissenschaftliche Artikel in referierten Zeitschriften publiziert, 36 mit Erstautor:innen vom IWF.

Rumi Nakamura, Leiterin der Forschungsgruppe Weltraumplasmaphysik, wurde zum wirklichen ÖAW-Mitglied gewählt. Nach erfolgreicher Habilitation an der TU Graz wird Peter Woitke, Leiter der Forschungsgruppe Protoplanetare Scheiben und Astrochemie die Lehrbefugnis für das Fach "Astrophysik" verliehen.

Im Rahmen des Marie-Curie-Projekts MC ITN CHAMELEON wurden folgende Dissertationen erfolgreich verteidigt:

Insgesamt wurden über DiGOS-, ESA-, FFG- und FWF-Projekte mehr als 2 Mio. EUR Drittmittel akquiriert.

Das IWF präsentiert sich der Öffentlichkeit

Rund 1.600 Forschungs-Interessierte stürmten am 24. Mai während der Langen Nacht der Forschung die beiden Grazer ÖAW-Standorte in der Schmiedlstraße und am Observatorium Lustbühel, um von einem 70-köpfigen Team auf insgesamt 16 Stationen in die Weiten des Alls entführt zu werden. Tatkräftig unterstützt wurde das IWF vom Steirischen Astronomen Verein (StAV), dem Aerospace Team Graz (ASTG), Norbert Steinkellner mit seinem Mehrstufenkurs Astronomie vom BRG Kepler und Studierenden von TU und NAWI Graz. Musikalisch unterhalten wurden die Gäste von José Luis Preza von der Orbital Hotel Band.

Beim ersten Science Garden Festival, das vom 19. bis zum 21. September am TU Campus Inffeldgasse veranstaltet wurde, konnten rund 3.000 Kinder und Jugendliche aus steirischen Volksschulen und der Sekundarstufe 1 Wissenschaft und Technik hautnah erleben. Das IWF informierte über sein Nachwuchsprogramm und die ÖAW-Initiative Akademie im Klassenzimmer und präsentierte im "Spaceland" seinen Forschungsschwerpunkt "Exoplaneten".

Das IWF lädt ein

Auf Einladung des IWF stattete Carole Mundell, die amtierende Wissenschaftsdirektorin der ESA, der Sommerschule Alpbach einen Besuch ab. In einem Vortrag und bei einem Kamingespräch mit IWF-Direktorin Christiane Helling präsentierte sie ihre Visionen für die europäische Raumfahrt und gab Einblick in ihren persönlichen Werdegang.

Im Rahmen der Astrobiologietagung EANA 2024 erzählten die Österreicherin Carmen Possnig, Reserveastronautin der ESA, und der Franzose Cyprien Verseux, Forscher an der Universität Bremen, in einem öffentlichen Vortrag am IWF, wie man vom Eis zu den Sternen kommt.

In der IWF-Kolloquiums- und Seminarreihe informierten lokale und internationale Vortragende – darunter Kavli-Preisträgerin Sara Seager vom MIT – über aktuelle Forschungsthemen und wissenschaftliche Ergebnisse. Einige Vorträge können am IWF-YouTube-Kanal nachgeschaut werden.

Das IWF in den Medien

Viele Medienanfragen erreichten das IWF. Eine kleine Auswahl der Berichte in Print, Radio und TV ist in unserem Medienspiegel zusammengefasst.

Im STANDARD-Weltraumblog beschreibt Martin Volwerk die Weltraum-Abenteuer der Teilnehmenden der Sommerschule Alpbach, Manuel Scherf beleuchtet auf der Jagd nach einer zweiten Erde die komplexen Bedingungen für die Entstehung von Leben und Günter Kargl erinnert sich anlässlich des zehnjährigen Jubiläums an die Landung von Rosetta/Philae am Kometen 67P/Tschurjumow–Gerassimenko.

Ruth-Sophie Taubner schlüpfte für Terra Mater Wissen auf Servus TV noch einmal in ihre Rolle als Forscherin an der Universität Wien. Dabei gab sie einen Einblick, wie man im Labor die Bedingungen auf dem Saturnmond Enceladus nachstellen kann und welche Mikroorganismen dort möglicherweise lebensfähig wären.

Social-Media-Beiträge des IWF sind auf LinkedIn , X und– neu – auf Bluesky nachzulesen. Auf Instagram berichtete Bundesminister Martin Polaschek über die Erfolge von JUICE und Cluster.

Das IWF nimmt Abschied

In nur vier Monaten musste sich das IWF von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Klaus Torkar (1950 – 2024), Ing. Gerhard Berghofer (1963 – 2024) und Dr. Konrad Schwingenschuh (1947 – 2024) verabschieden.

Vorschau auf 2025

24 aktive und zukünftige Weltraummissionen

Aktuell ist das IWF an 14 aktiven und 10 zukünftigen Weltraummissionen beteiligt, von denen vier 2025 starten sollen: CSES-2, Space Weather Follow On (SWFO) , FORESAIL-2 und SMILE.

BepiColombo fliegt am 8. Jänner 2025 das 6. und letzte Mal am Merkur vorbei, bevor die Raumsonde ihr Ziel im November 2026 erreichen wird.

Nach dem diesjährigen Mond-Erde-Vorbeiflug wird JUICE im August 2025 eine Kurskorrektur an der Venus vornehmen.

Im November 2025 wird Cluster 1 (Rumba) als zweiter der vier Satelliten zum Absturz gebracht.

Termine zum Vormerken

Der IWF-Veranstaltungskalender bietet bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Kolloquien und Seminare. Den Anfang macht am 16. Jänner 2025 Charlotte Götz von der Northumbria University, Newcastle, UK.

Die Sommerschule Alpbach widmet sich vom 8. bis 17. Juli 2025 den kleinen Körpern im Sonnensystem.

Graz in Space wird vom 4. bis 5. September 2025 unter einem besonderen Motto stehen. Da nicht nur die ESA sondern auch die Sommerschule Alpbach 50. Geburtstag feiern, wird sich die Erfolgsgeschichte der beiden Jubilare als roter Faden durch das Vortragsprogramm ziehen.

Didier Queloz, der gemeinsam mit Michel Mayor 1995 den ersten extrasolaren Planeten entdeckte und dafür 2019 den Nobelpreis für Physik erhielt, kommt zum CHEOPS Science Team Meeting ans IWF Graz und wird am 30. September 2025 einen öffentlichen Vortrag halten.

Mit der ÖAW-Young-Science-Initiative Akademie im Klassenzimmer können IWF-Forscher:innen mit ihren Vorträgen an Schulen geholt werden. Das neue Programm für das Sommersemester 2025 und Wintersemester 2025/26 wird demnächst online verfügbar sein.

Die nächste YRP@Graz-PhD-Ausschreibung ist für den Jahresbeginn 2025 geplant, gefolgt von einer 3. Ausschreibungsrunde für Sommerprojekte.

Wer regelmäßig über Neuigkeiten und Veranstaltungen informiert werden will, kann sich in die IWF-Verteilerlisten eintragen.

Mit diesen Zeilen wünscht das IWF Graz geruhsame Feiertage und einen guten Rutsch in das Weltraumjahr 2025.
 

Frohe Weihnachten
und ein glückliches Neues Jahr!