Text: Silvia Dallinger

„Nach langen Jahren des Vergessens“ (Pernter, Präludiumfeier, Kahlenberg, 02.06.1935: Wiener Zeitung 03.06.1935: 3 ) in der Zeit der Aufklärung und des Liberalismus kam es 1933 zu einer förmlichen Wiederentdeckung des Kapuzinerpaters Marco d’Aviano (1631–1699) im autoritären Ständestaat. Schon am Allgemeinem Deutschen Katholikentag des Jahres 1933 wurde er als einer der ‚Helden‘ von 1683 gefeiert. Seine Person rückte ab 1934, nach der Ermordung des Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß am 25. Juli, in den Mittelpunkt der Propaganda. Es kam zur Inszenierung eines regelrechten Aviano-Dollfuß-Kults. Mit der Erinnerung an Marco d’Aviano und dem Versuch, eine Verbindung zwischen seinen Taten und der Gegenwart bzw. Zukunft Österreichs herzustellen, sollte im autoritären Ständestaat Bewusstsein für ein christliches und deutsches Österreich geschaffen werden. Marco d’Aviano wurde so zur Symbolfigur der Verbundenheit dieses Landes mit der katholischen Kirche sowie der erfolgreichen Abwehr drohender gottloser Mächte wie Kommunismus oder Nationalsozialismus.