23.06.2022 | 50 Jahre IWF

DAS WELTRAUMINSTITUT DER ÖAW FEIERT GEBURTSTAG

Das Grazer Institut für Weltraumforschung der ÖAW feiert sein 50-jähriges Bestehen. Mit wissenschaftlichem Knowhow und hochpräzisen Weltraum-Messinstrumenten trägt es an Bord zahlreicher Raumsonden zur Erforschung unseres Sonnensystems und unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, bei. Als verlässlicher Partner internationaler Weltraumagenturen bringt das Institut Österreich seit mehr als 50 Jahren erfolgreich ins All.

Die in Graz beheimatete Weltraumforschung der ÖAW war in den 50 Jahren ihres Bestehens an über 40 Weltraummissionen beteiligt. Und auch neue Mission stehen schon auf der Agenda, etwa zu den Jupitermonden mit der ESA. © spacecraft: ESA/ATG medialab; Jupiter: NASA/ESA/J. Nichols (University of Leicester); Ganymede: NASA/JPL; Io: NASA/JPL/University of Arizona; Callisto and Europa: NASA/JPL/DLR

Wie alles begann

Mit der ersten bemannten Mondlandung im Juli 1969 erlebte die Erforschung des Weltraums einen enormen Aufschwung. In jenem Jahr flog auch das erste österreichische Messgerät an Bord einer Forschungsrakete ins Weltall. Zwei Jahre später stellte Österreich mit der Gründung des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) die Weltraumforschung auf eine breite wissenschaftliche Basis. Von den anfänglich drei Standorten – Wien, Graz und Innsbruck – kristallisierte sich Graz als Forschungsbrennpunkt für Weltraumwissenschaften heraus. Unter der Leitung von Prof. Otto Burkard, dem ersten Direktor, spezialisierte sich das ÖAW-Institut auf die Physik des erdnahen Weltraums, Satellitengeodäsie und experimentelle Weltraumforschung.

1976 wurde das Observatorium Lustbühel eröffnet. Das Institut betreibt dort seit 1982 eine Laserbeobachtungsstation, die zu den besten der Welt gehört und auch einen wertvollen Beitrag für die Weltraumsicherheit leistet. Durch die Lasertechnologie kann sogenannter Weltraumschrott geortet werden, um gefährliche Kollisionen mit anderen Satelliten oder mit der Internationalen Raumstation ISS zu vermeiden.

Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und ESA-Beitritt

Als Österreichs Weltraumpionier, Willibald Riedler, 1984 das Institut übernahm, erlangte die heimische Weltraumforschung internationale Bedeutung. Seine Kontakte ermöglichten wissenschaftliche Beteiligungen an sowjetischen Missionen zum Kometen Halley, zur Venus oder zum Mars.

Der Vollbeitritt Österreichs zur Europäischen Weltraumorganisation ESA 1987 eröffnete ein weites Feld für Forschungskooperationen, die weit über die Landesgrenzen hinausreichten.

Ein eigenes Institutsgebäude

Über viele Jahre war das Institut auf bis zu sechs verschiedene Standorte in Graz verteilt. Die Errichtung des ÖAW-Forschungszentrums Graz (heute Victor Franz Hess-Forschungszentrum), das im November 2000 bezogen wurde, war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Instituts. Durch die Bündelung der Kompetenzen unter einem Dach wurde die interne Zusammenarbeit verstärkt und es öffneten sich neue Türen in die Welt der Forschung und Technik.

Unter Hans Sünkel, der das ÖAW-Institut vier Jahre lang führte, und Wolfgang Baumjohann, der dem Institut 17 Jahre lang vorstand, konnte die Beteiligung an Weltraummissionen erfolgreich weiter ausgebaut werden. Baumjohanns Kontakte zur NASA und Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) ermöglichten es Österreich, an Missionen wie MMS oder BepiColombo mitzuarbeiten.

Über 40 Weltraummissionen, über 100 Fluginstrumente

Insgesamt war die Weltraumforschung der ÖAW an über 40 Missionen beteiligt und entwickelte dafür mehr als 100 Fluginstrumente. Weltraum-Hightech „made in Graz“ flog inzwischen zum Saturn und seinen Monden, landete mit der Rosetta-Mission erstmals auf einem Kometen, startet an Bord von JUICE demnächst zu den Eismonden des Jupiters und wird mit PLATO Planeten außerhalb unseres Sonnensystems erforschen.

Gegenwart und Zukunft

Seit Oktober 2021 leitet Christiane Helling das Institut, das zu einer der größten Einrichtungen der ÖAW zählt. Sie steht heute an der Spitze eines Teams von rund 100 Mitarbeitenden aus 20 Nationen. Unterstützt wird sie dabei von den Leitungen der acht Forschungsgruppen. Mit Helling verlagert sich der Forschungsschwerpunkt des Instituts verstärkt in Richtung Exoplaneten. Ihre Erkundung führt die Wissenschaft in ferne Welten, die Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Mehr als 5.000 Exemplare wurden bisher entdeckt und täglich werden es mehr.

„Die Erforschung extrasolarer Planeten erfordert einen fachübergreifenden Ansatz, den wir hier am Institut für Weltraumforschung der Akademie auf den fundamentalen Arbeiten zu Objekten unseres Sonnensystems auf- und ausbauen werden. Ich freue mich, die Wissenschaftslandschaft in Zusammenarbeit mit den lokalen Experten am Institut, den Universitäten sowie im Großraum Steiermark zu gestalten“, blickt Christiane Helling voller neuer Ideen in die Zukunft des Instituts.

Das IWF feiert

Die Leistungen des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich Österreich in den vergangenen fünf Jahrzehnten zu einem international anerkannten und bedeutenden Weltraumstandort entwickelt hat. Dieser Erfolg wird am Dienstag, 28. Juni 2022 bei einer Festveranstaltung mich hochrangigen Gästen aus Forschung und Politik gefeiert.

Spielerische Einblicke in die Arbeit des Instituts kann man auch noch bis 11. September 2022 im CoSA – Center of Science Activities in Graz erleben. Dort ist die Sonderausstellung MISSION POSSIBLE! Zu sehen, die in Kooperation mit FRida & freD – Das Grazer Kindermuseum entstanden ist. Die Schau zeigt, wie eine Weltraummission abläuft – und zwar auf einem großen Comicstrip, der in 21 Bildern auf knapp 30 Metern Länge die Tätigkeiten der Grazer Weltraumforscher*innen darstellt. Und auch originale Weltraum-Messgeräte gibt es zu bewundern und auszuprobieren.