Die komplexen Nachwehen des Tsunami

Der Tsunami von 2004 hatte für viele Dörfer im Süden von Sri Lanka katastrophale Folgen. Die Dorfbewohner/innen – viele haben Verwandte und Freunde verloren – waren nicht nur mit dem Verlust des Gemeinschaftsgefühls konfrontiert, sondern auch mit der politisch ermöglichten „Entwicklung“ des Dorfes durch Ortsfremde. Maurice Said hat die Entwicklungen bis 2013 als Anthropologe analysiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit stellt er auf Einladung des Instituts für Sozialanthropologie der ÖAW bei einer Online Guest Lecture zum Thema „Political factionalism, ritual and post-disaster security in Sri Lanka“ vor. In den untersuchten Dörfern kommt einem Ritual eine besondere – offensichtlich auch politische – Bedeutung zu: ein Ritual, mit dem Geister der Verstorbenen aus dem Land vertrieben werden.
Maurice Said ist Visiting Professor im „Network on Humanitarian Action International Association of Universities“ an der L-Università ta’ Malta and Honorary Fellow am Department of Anthropology der Universität Durham. Bei seinem Online-Vortrag präsentiert er die komplexen Funktionen des Rituals. Maurice Said erkennt darin nicht zuletzt eine Plattform für die Bildung politischer Allianzen im Dorf angesichts der brüchig gewordenen sozio-politischen Landschaft. In dieser Hinsicht stellt sich das Ritual auch als ein Akt des Widerstandes gegenüber der unkontrollierten Immobilienentwicklung dar.