Ab Mitte des 15. Jahrhunderts verstärkten sich im Zuge der Konkurrenz zwischen Osmanen und Safawiden die Gegensätze zwischen der sunnitischen bzw. der schiitischen Ausrichtung des Islam. Beide Imperien bauten ihre Macht durch enge Verflechtungen mit den Strukturen der jeweiligen Glaubensrichtung aus. Für eine solcherart Art entstehende Polarisierung entwickelte die Geschichtswissenschaft am Beispiel der christlichen Glaubensspaltung im Heiligen Römischen Reich das Konzept der „Konfessionalisierung“.
Tijana Krstić, Historikerin an der Central European University und Spezialistin für das frühmoderne Osmanische Reich, nimmt bei einem Vortrag die Entwicklung und Festigung der sunnitischen Staatsreligion im Osmanischen Reich in den Blick. In „Locating Ottoman Sunnism in the ‚Age of Confessionalization‘, 1450s-1750s“, einer Lecture in der Reihe „Balkanforschung an der ÖAW“, organisiert vom Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW, lotet sie aus, inwiefern das Konzept der Konfessionalisierung neue Einsichten zur konfessionellen Polarisierung im Islam bringen kann.