Am südlichen Ende von Kroatien teilt ein schmaler Korridor das Land von seiner südlichsten Spitze um Dubrovnik. Dafür verschafft er dem Staat Bosnien und Herzegowina bei Neum einen Zugang zur Adriaküste. Was heute mit seinen EU-Außengrenzen das tägliche Leben in der Region erschwert, wurde vor mehr als 300 Jahren zu einem osmanischen Puffer zwischen den Handelsrepubliken Venedig und Ragusa, dem heutigen Dubrovnik, gemacht.
Stef Jansen, Sozialanthropologe an der Universität Manchester, beleuchtet die – für die heutigen Bewohner/innen von Neum, für die involvierten Staaten und die EU – komplexe Lage in einem Vortrag zum Thema „The Border Paradox of Neum, Bosnia and Herzegovina“. Auf Einladung des Instituts für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW stellt er im Rahmen der Reihe „Balkanforschung an der ÖAW“ seine ethnografischen Forschungen in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens vor. Postsozialistische Transformationen, politische Subjektivität, Heimisch-Werden nach der Vertreibung sind nur einige der Themen, über die Jansen publiziert hat.