Medialität radioaktiver Stoffe und die Rehabilitierung ehemaliger Abbaugebiete

Tschechien, Rumänien und Ostdeutschland waren zentrale Rohstofflieferanten für das Sowjetische Atomwaffenarsenal während des Kalten Krieges. Abgesehen von Crucea in Rumänien, wurden alle Minen kurz nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 geschlossen. Die Beseitigung der radioaktiven Rückstände ist jedoch immer noch in Gang. Die Rehabilitierung kontaminierter Gewässer und Böden verlangt immense finanzielle Ressourcen und technische Expertise, die abgesehen von Deutschland, in den betroffenen Ländern nur begrenzt vorhanden sind. Vor diesem Hintergrund fragt Monika Halkort in ihrem Forschungsvorhaben zur Medialität radioaktiver Stoffe, wie sich historische Machtverhältnisse, techno-politische Utopien und Ungleichheiten in Natur und Umwelt einschreiben und verselbständigen. Damit nimmt die Sozialwissenschaftlerin und Journalistin die historische Wirkungsmacht chemischer Elemente und Rohmaterialien in den Blick. Sie hinterfragt dabei die zentralen Annahmen in der Risikoeinschätzung, die Standards im Umgang mit radioaktiven Altlasten autorisieren.
Auf Einladung des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW stellt sie beim Jour Fixe Kulturwissenschaften "Remediating Techno Natures" (in englischer Sprache) den konzeptionellen Rahmen ihres aktuellen Forschungsvorhabens vor. Wichtig ist ihr dabei, aufzudecken, wo umweltpolitische Maßnahmen Gefahr laufen, die Instrumentalisierung von Rohstoffen, Land und Menschen fortzuschreiben und damit legitime Bedürfnisse und Interessen zu missachten.