Thu, 21.03.2024 14:00

Ein Opfer für Chinas Sicherheit

Unter Mao wurden im Rahmen der "Dritten Front-Kampagne" kritische Infrastruktur und Verteidigungseinrichtungen im Landesinneren Chinas aus dem Boden gestampft. Wie die entlassenen Arbeiter nach dem Ende der Kampagne ihre Vergangenheit darstellen, hat die Sozialanthropologin Fan Zhang analysiert. Sie präsentiert ihre Arbeiten bei einer ISA – International Guest Lecture an der ÖAW.

© Zhang

Zwischen 1964 und 1980 entwickelte die chinesische Zentralregierung unter Mao ein geo-militärisches Konzept, das im Landesinneren – an der „Dritten Front“ – Verteidigungseinrichtungen, Industrie und Infrastruktur aus dem Boden stampfen sollte. Zu diesem Zweck wurden Millionen Fabrikarbeiter, Kader, Intellektuelle, Militärs und mehrere Dutzend Millionen Bauarbeiter in den Regionen der Dritten Front angesiedelt. Seit das Konzept nicht mehr verfolgt wurde, gingen die Firmen zugrunde oder wurden in die Wirtschaftszentren der Küstenregionen verlagert.

Die Sozialanthropologin Fan Zhang von der Universität Peking beleuchtet bei einer ISA – International Guest Lecture mit dem Titel „The Narrative of Sacrifice: The Third Front and the Left-Behind” die Situation entlassener Arbeiter:innen. Sie analysierte die Narrative der Menschen am Beispiel der Drittfrontstadt Kaili im Südwesten Chinas, aus der mehr als dreißigtausend Menschen abgewandert sind. Grundtenor der Erzählungen: Indem sie ihr Schicksal als Aufopferung für die nationale Sicherheit darstellen, gelingt es den Menschen, wieder Fuß zu fassen, ihren Stolz wieder zu beleben und ihre Netzwerke neu zu organisieren.

Fan Zhang ist – nach einem MA  in Chicago und einem PhD am Max-Planck-Institut in Halle / Universität Leipzig – außerordentliche Professorin an der Fakultät für Soziologie und Sozialanthropologie der Universität Peking.

Einladung

 

Information

 

Termin:
21. März 2024, 14:00 Uhr

Ort: 
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Postsparkasse, 3. Stock, Seminarraum 3A.1
Georg-Coch-Platz 2
1010 Wien

Kontakt:
Dr. Marieke Brandt
Institut für Sozialanthropologie der ÖAW