Politik und Wissenschaft funktionieren unterschiedlich. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, dass wissenschaftliche Fakten noch keine gute Politik machen. Denn für eine Stabilisierung in Krisenzeiten braucht es beides: wissenschaftliche Expertise und politisches Geschick.
Genau darum drehte sich der Workshop, den Bogner, Soziologe am Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW, gemeinsam mit seinen Kolleg:innen Daniela Fuchs, Tanja Sinozic und Paul Buntfuß im Rahmen des KIRAS-Projekts EPISTEMIS am 16. Februar 2023 veranstaltet hat. Mit dabei waren u.a. Vertreter:innen aus dem Wissenschafts-, dem Innen- und dem Gesundheitsministerium, sowie von AGES und Gesundheit Österreich.
Kommunikation trotz Gegensätzen
„Wissenschafter:innen nehmen an, dass die Politik rational beraten werden will. Die Politik will aber vor allem konfliktarme Entscheidungen treffen. Beide Seiten müssen einander in ihren Rationalitäten besser verstehen, um besser kommunizieren zu können“, betont Bogner. Im Workshop wurde auch darüber diskutiert, wie unterschiedliche Stimmen in der Politikberatung gehört werden können, und wie man die Vielfalt an Ansichten und unterschiedlichen Standpunkten konstruktiv nutzen kann: „Sofern die Pandemie nicht nur als ein Gesundheitsproblem sondern als vernetzte Krise gilt, in der auch soziale, ökonomische und psychische Aspekte zu berücksichtigen sind, müssen auch verschiedene Stimmen Gehör finden. Dies erfordert eine aktive Auseinandersetzung zwischen den Wissenskulturen. Gegenläufige Ansichten dürfen nicht isoliert nebeneinander stehen bleiben.“
Das EPISTEMIS-Projekt verglich seit Oktober 2021 die Praxis wissenschaftlicher Politikberatung in Großbritannien, Deutschland und Österreich. Die Ergebnisse werden im Frühling 2023 präsentiert.
ITA-Projekt: Epistemische Sicherheit – zur Rolle wissenschaftlicher Expertise in chronischen Krisen