Hinduistische Texte im muslimisch-persischen und christlich-lateinischen Kontext

Methoden, Theorien und Konzepte der europäischen Geschichtsforschung lassen sich nur bedingt auf andere Weltregionen übertragen. Diesem Spannungsfeld widmet das Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens (IKGA) der ÖAW anlässlich seines 30-jährigen Bestehens eine Vortragsreihe zum Thema „Method and Region“. Ziel dieser Initiative ist die Förderung des intellektuellen Austauschs und der gegenseitigen Befruchtung zwischen den am IKGA vertretenen Fächern — Buddhismuskunde, Indologie, Japanologie, Sinologie und Tibetologie — und ihren Nachbardisziplinen.
Auf Einladung des IKGA legt Franz Winter, Religionswissenschaftler an der Universität Graz, im Rahmen dieser Reihe dar, wie wichtig es beim transkulturellen Blick auf Religionen ist, die Übersetzungsgeschichte zentraler Texte „fremder Religionen“ zu kennen. In seinem Online-Vortrag zum Thema „Searching for the hidden “One”: Muslim and early European interpretations of the Upanishads“ analysiert er zwei Übersetzungen der Upanishaden: die erste aus einer muslimischen Perspektive ins Persische und die zweite darauf aufbauend aus einer europäischen Perspektive ins Lateinische. Gemeinsam ist beiden Interpretationen, dass die Übersetzer auf der Suche nach einem „verlorenen Buch“ waren, das Einsicht in letzte religiöse Wahrheiten, insbesondere die Idee eines absoluten „Einen“ – damit war Allah oder Gott gemeint – bringen sollte.