Die moderne rumänische Geschichtswissenschaft hat ab 1870 umfangreiche Editionsreihen initiiert. In der sozialistischen Periode aber wurde Quellenarbeit unter ideologischen Vorzeichen gemacht, was zur Folge hatte, dass sich der Fokus auf die Geschichte linker Bewegungen verengte. Nach 1989 weitete sich der Blick wieder, aber Editionen zu großen Zeiträumen und Themen blieben noch länger unbearbeitet.
Flavius Solomon, Historiker an der Rumänischen Akademie der Wissenschaften gibt auf Einladung des Instituts für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW Einblick in den Status Quo der Editionen. In seinem Vortrag zum Thema „Braucht die Historiographie noch Quelleneditionen? Die Herausgabe der Dokumente zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in Rumänien“ vergleicht er die Editionen im Hinblick auf ihre Programmatik und Relevanz und stellt die lange erwartete und 2014 begründete Reihe Documenta Diplomatica vor. Sie ist den diplomatischen Berichten zwischen 1878 und 1916, als Rumänien in den Ersten Weltkrieg eintrat, gewidmet.