Alexander Bogner vom Institut für Technikfolgenabschätzung der ÖAW ist einer der drei Preisträger der „ÖAW-Preisfrage: Antworten auf…
Protestantische Gemeinschaftsbildungen im 18. Jahrhundert

Wer sich für Gruppenbildungen innerhalb des deutschsprachigen Protestantismus des 18. Jahrhunderts interessiert, wird auf den Gegensatz zwischen Halleschem Pietismus und lutherischer Orthodoxie stoßen. Für diese ortsübergreifende Gruppenkonstitution und -abgrenzung spielten Briefe eine herausragende Rolle. Beispielhaft können diese Gruppenbildungsprozesse an zwei umfangreichen Korrespondenzen untersucht werden: Ernst Salomon Cyprian (1673–1745), Kirchenrat in Gotha, gilt als zentraler Vertreter der sogenannten lutherischen Spätorthodoxie. Bekannter dürfte August Hermann Francke (1663–1727) als führender Vertreter des Halleschen Pietismus sein. Beide standen auch in Austausch mit Theologen in Ungarn. Wie also stellt sich der Gegensatz zwischen Pietismus und lutherischer Orthodoxie in deren ungarischen Korrespondenzen dar?
Auf Einladung des Instituts für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der ÖAW zeigt Sebastian Kühn in seinem Vortrag "Protestantische Gemeinschaftsbildungen und agonale Korrespondenzkultur in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“, wie der Gegensatz von Pietismus und lutherischer Orthodoxie eigentlich erst durch die Praktiken des Korrespondierens und gelehrt-theologischen Streitens geschaffen wurde.