09.08.2023

Wenn Nanocarrier Medikamente transportieren

Im Nano-Bereich tut sich in Österreich und auch am ITA einiges. Bei der diesjährigen NanoTrust-Tagung am 14. September standen daher brandaktuelle Entwicklungen wie z.B. der Einsatz von sogenannten Nanocarriern in Medizin und Landwirtschaft oder auch das Risikomanagement von Nanomaterialien in ganz Europa am Programm.

Bild der Arzneimittelabgabe unter Verwendung von Mizellen, die mit Nanotechnologie hergestellt wurden, um Medikamente direkt in das betroffene Gebiet zu liefern (Foto: iStock)

NanoTrust-Advanced, ein Projekt des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW, und das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), lud am 14. September 2023 zu einer Tagung zum Thema „Innovation and Governance of Advanced Materials“ ein.

Nanoträger für Pharmazie und Landwirtschaft nützlich

„Der Begriff Nanotechnologien umfasst ein weiters Spektrum. Alles, was sich im Nanobereich abspielt, ist für Normalverbraucher:innen schwer nachzuvollziehen und stellt auch die Forschung noch vor viele Fragen. Wie sicher ist der Einsatz von Nanopartikeln in z.B. Pflanzenschutzmitteln, die direkt mit unserer Nahrung in Berührung kommen können? Wissen wir, dass sogar in Lebensmittelverpackungen und in unserem Lippenstift „Nano“ drin sein kann? Hier braucht es also dringend Aufklärung. Umso wichtiger ist es, dass Behörden, Forschende, Wirtschaft und Politik regelmäßig neue Erkenntnisse austauschen“, betont die Biologin Anna Pavlicek, die seit sechs Jahren am Projekt NanoTrust des ITA mitarbeitet.

„Nanocarrier, oder Nanoträger, sind ein wichtiger neuer Bereich. Es handelt sich um Transport- und Verkapselungssysteme in Dimensionen bis zu 1000 Nanometer – das ist ein Tausendstel eines Millimeters – die mit verschiedenen aktiven Inhaltsstoffen beladen werden können. In der Pharmazie, aber auch in der Landwirtschaft können sie dazu verwendet werden, Substanzen an bestimmte Stellen zu transportieren und kontrolliert freizusetzen“, betont Organisator und Projektleiter André Gazsó. Nanocarrier seien daher auch aktuelles Hauptthema in der von NanoTrust mitbegründeten österreichischen Gruppe zum Arbeitnehmer:innenschutz.

NanoTrust als globales Musterbeispiel für Regulierung von Innovation

Die vom damaligen Technologieministerium und dem ITA ins Leben gerufene NanoTrust-Initiative läuft bereits mehr als 15 Jahre. Dass das österreichische Projekt, das auch die 2013 gegründete Nano-Informationskommission (NIK) des Gesundheitsministeriums mitgestaltete, über die Grenzen hinaus Vorbildwirkung hat und international angesehen ist, wurde im OECD-Report “Technology Assessment for Emerging Technology” (April 2023) deutlich. Dort wird nämlich NanoTrust gemeinsam mit Beispielen aus z.B. Portugal, Niederlande, den USA oder Japan als erfolgreiche Anwendung des Prinzips „Safe and Sustainable by Design“ angeführt.

„Wichtig ist uns, dass schon in der Entwicklung von Innovationen Bereiche wie Arbeitnehmer:innenschutz, Chemieregulierung, Umweltschutz und Konsument:innenschutz thematisiert werden“, betont Gazsó. Die diesjährige NanoTrust-Tagung widmete sich der Politikberatung für sichere und nachhaltige Innovation und der Frage, wie Technikfolgenabschätzung Innovation bestmöglich unterstützen kann.

Bei der Tagung mit dabei waren auch Vertreter:innen des deutschen Langzeitprojekts DaNa sowie des Schweizer Projekts Swiss NanoAnalytics.