01.02.2021

Video-Diskussion: Algorithmen – Freund oder Feind?

Wie viel Freiheit wir an Algorithmen abgeben wollen und wie wir sie bändigen können, war Thema der Online-Diskussion der "Future Ethics"-Reihe der "Wiener Zeitung". Mit dabei war ITA-Technikforscherin Astrid Mager.

Foto: Ein Schnappschuss von der Veranstaltung im Albert-Schweitzer-Haus in Wien, mit Walter Hämmerle, Günther Ogris, Astrid Mager und Hannes Werthner am Podium (von links nach rechts). - © Screenshot

Algorithmen sind überall, von den neuesten Corona-Prognosen angefangen über unsere persönlichen Suchergebnisse bei Google. Unklar ist, aus welchen Daten sie sich berechnen und welche Freiheiten zur Entscheidung sie uns überlassen, bzw. nehmen. Diese Fragen diskutierten Astrid Mager vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Günther Ogris, Managing Partner und Scientific Director am Sora Institut, und Hannes Werthner, emeritierter Professor für Informatik an der TU Wien und Begründer der Initiative "Digital Humanism". "Wiener Zeitung"-Chefredakteur Walter Hämmerle moderierte die Diskussion.

Corona-Krise verschärft demokratiepolitische Fragen

"Ein Algorithmus ist eine eindeutige Handlungsanweisung zum Lösen von Aufgaben. Den Vorteil sehen wir in der Corona-Krise. Wenn wir keine Algorithmen hätten, gebe es diese Veranstaltung nicht und Forschung ist ohne Informatik nicht möglich", eröffnete Hannes Werthner die Runde.

Auch für Astrid Mager hat die Corona-Krise Auswirkungen in diesem Bereich: "Diese Krise wirkt wie ein Brennglas – sie zeigt Probleme deutlicher auf, die es vorher schon gab. Mehr denn je reden wir derzeit über demokratiepolitische Fragen oder über Datenschutzfragen, etwa rund um die "Stopp Corona"-App.“ Günther Ogris ergänzt: "Einen Großteil der Algorithmen, die wir nutzen, kennen wir, sie sind uns aber nicht bewusst. Die Krise rückt das Thema Digitalisierung stärker in unser Bewusstsein“ Astrid Mager, die zuletzt an einer Studie zum AMS-Algorithmus mitgearbeitet hat, betont: „Algorithmen sind nicht neutral, sie werden immer mit einer bestimmten Zielsetzung gebaut.“

Mehr Kontrolle über unsere Daten notwendig

Klar war für das Podium, dass große Tec-Firmen wie Amazon, Google und Co bereits „unvermeidbar“ geworden sind. Umsomehr brauche es demokratische Kontrolle. Für Mager ist die Europäische Datenschutzgrundverordnung ein erster Schritt, es brauche aber eigene Institutionen, die die Umsetzung überprüfen.

"Algorithmen selbst sind nicht undemokratisch, aber sie sind von Menschen gemacht, d.h. sie spiegeln gesellschaftliche Probleme wider“, betont Werthner. Die Corona-Krise hätte aber dazu beigetragen, Lücken bei der Anwendung der Digitalisierung aufzuzeigen. Alle Diskutanten waren sich darüber einig, dass der politische Wille in Europa da sei, diese zu schließen. (Text: Wiener Zeitung, ITA)