14.04.2021

Massenüberwachung durch Biometrie

Eine neue ITA-Studie in Kooperation mit der Arbeiterkammer Wien untersucht die Vor- und Nachteile von Gesichtskennung, Iris-Scan und Co. Fazit: Die Politik ist gefragt, wenn es um den Schutz vor Massenüberwachung und Datenmissbrauch geht.

Unser Gesicht entsperrt unser Handy. Aber was passiert, wenn wir ohne es zu wissen von Kameras aufgenommen und identifiziert werden? Das kann in Zukunft völlig unbemerkt und aus großer Entfernung geschehen – schon die Art wie wir gehen könnte für eine Identifikation reichen.

„Bevor man auf diese Technologien zurückgreift, sollten Politik, Unternehmen und Verwaltung sich zunächst fragen, ob die Verarbeitung biometrischer Daten notwendig, sinnvoll und verhältnismäßig ist.“, betont Walter Peissl, stellvertretender Leiter des Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Peissl hat gemeinsam mit Stefan Strauß und Felix Schaber die Studie „Der Körper als Schlüssel? – Biometrische Methoden für Konsument*innen“verfasst, die heute gemeinsam mit Daniela Zimmer, Datenschutz- und Konsumentenschutzexpertin der Arbeiterkammer Wien, vorgestellt wurde.

Der Bequemlichkeitsfaktor

Eines der Wesensmerkmale biometrischer Daten ist ihre enge Bindung an die Person: Einmal im System verknüpft, sind die Daten untrennbar mit uns verbunden. Biometrie ist mittlerweile weit verbreitet. Im Finanz- und Banksektor wird sie oft bei Banken-Apps und im Online-Handel eingesetzt. Die Nutzung am Smartphone empfinden viele Konsument*innen sogar als bequem. „Diese Bequemlichkeit ist auch kritisch zu sehen, denn so gewöhnen wir uns daran, dass unser Körper eine Datenquelle ist“, betont Peissl. „Oft wissen wir auch nicht, dass wir gefilmt werden, und wie die Daten verarbeitet werden, dadurch können wir auch keine Zustimmung geben.“

Die Verantwortung liegt bei der Politik

Darum braucht es ein Einschreiten der Politik: Die Autoren plädieren für höhere Datenschutz- und Sicherheitsstandards und klare Grenzen: „Die EU hat bereits mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGV) einen historischen Schritt gesetzt. Jetzt geht es um Fragen wie: Wie können wir ein stärkeres Zustimmungsrecht für Konsument*innen verankern, rechtliche Graubereiche wie z. B. Gesichtserkennung sowie die unkontrollierte Nutzung von Fotos im Internet klären, oder sicherstellen, dass die Daten nach einer bestimmten Zeit wieder gelöscht werden?“, betont Datenschutzexperte Stefan Strauß.

Die Studie analysiert u.a. technische Grundlagen oder spezielle Fragen des Datenschutzrechts, stellt unterschiedliche Anwendungskontexte vor und diskutiert wesentliche gesellschaftliche Auswirkungen.

 

Studie des ITA in Kooperation mit der Arbeiterkammer Wien:  Der Körper als Schlüssel? Biometrische Methoden für Konsument*innen

Zusammenfassung der Ergebnisse:  Biometrie – Der Körper als Universalausweis?

Presseaussendung der Arbeiterkammer Wien:  Fingerprint, Gesichtsscan & Co – Gib mir deinen Finger, und ich sag dir, wer du bist!