Die Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der ÖAW lädt ein zur Präsentation von Neuerscheinungen zur…
Maimonides Lectures: Psychotherapien und Seelsorge

Die 16. Maimonides Lectures diskutieren aus den Perspektiven von Philosophie, Religions- und Gesundheitswissenschaften das weite Feld der Seelsorge. Beim Symposium "Psychodynamische Psychotherapien und Seelsorge" wird ein Themenbogen gespannt, der vom Begriff der Seele ausgeht, Seelsorge als Menschensorge begreift und die Unterschiede zur Psychotherapie herausarbeitet. Ein Blick in die Geschichte fokussiert auf den Arzt und Philosophen der Aufklärung Marcus Herz und den Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und dem Begründer der Pastoralpsychologie,Oskar Pfister. Der Rektor der Kirchlichen-Pädagogischen Hochschule Wien-Krems, Hubert Weber, eröffnet die Lectures mit einer Keynote zum Thema "Logik der Sorge und Hirte der Seelen. Der seelsorgliche Auftrag der Glaubensgemeinschaften in der postmodernen Gesellschaft". Zum Abschluss diskutieren die Vortragenden am Podium über "Psychodynamische Psychotherapien und Seelsorge".
Die Maimonides Lectures, veranstaltet von der ÖAW, den Abrahamitischen Religionsgemeinschaften und der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems unter der Schirmherrschaft des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung, werden von den wirklichen Mitgliedern der ÖAW w.M. Patrizia Giampieri-Deutsch und w.M. Hans-Dieter Klein, wissenschaftlich geleitet. Wegbegleiter:innen sind die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien-Krems und der Christlich-Jüdische Koordinierungsausschuss in Österreich. Im Geist des Philosophen, Arztes und Gelehrten Mosche ben Maimon (Cordoba, 1135 - Kairo, 1204) laden die Maimonides Lectures zum Dialog zwischen Religionen und Wissenschaften ein und fördern die Begegnung zwischen den jüdischen, christlichen und islamischen Traditionen.
Anmeldung bis 30. Mai 2023 bei natalie.kapfer-rupp(at)oeaw.ac.at
Die psychodynamischen Psychotherapien (Psychoanalyse, psychoanalytische Psychotherapie und psychodynamische Psychotherapie) verstehen sich als ein Behandlungsverfahren, welches weitreichende Veränderungen in Gang setzt und zu nachhaltigen Ergebnissen führt.
Andererseits begriffen sich auch die Abrahamitischen Religionen, also die jüdischen, christlichen und islamischen Traditionen - und das bereits seit dem Mittelalter - als intrinsisch transformativ, als ein Projekt, welches auf tiefgreifende, persönliche Veränderungen abzielt.
Diese Gemeinsamkeit kann aber kaum über offensichtliche Unterschiede hinwegtäuschen. Die Perspektiven von Psychotherapie und Seelsorge gehen grundlegend auseinander.
Die augenscheinliche Evidenz der Wirksamkeit von Psychoanalyse, psychoanalytischen Psychotherapien und psychodynamischen Psychotherapien ist längst nicht mehr der Community der Kliniker:innen vorbehalten, sondern konnte dank den Ergebnissen der Forschung nach außen sichtbar gemacht werden. Als ein wissenschaftlich begründetes Behandlungsverfahren stellt sich die Psychoanalyse in der Begegnung mit dem menschlichen Leiden Fragen der Krankheitswertigkeit und der Gesundheit.
Jedoch bleiben Fragen der Patient:innen nach dem Sinn oder nach den Werten auf Grund der inhärenten Neutralität und Abstinenz des Behandlungsverfahrens notwendigerweise unbeantwortet. Da eröffnet sich der Bereich der Seelsorge, welche zu eben diesen Fragestellungen über die Epochen Erfahrungen sammeln konnte.
Das Symposion zielt auf einen Austausch zwischen psychodynamischen Psychotherapien und der Seelsorge der Abrahamitischen Religionen und widmet sich sowohl möglichen Überlappungen der Fragestellungen wie auch den Grenzen der respektiven Kompetenz.