02.06.2023 | Studienstiftungsgespräche

Wie haben Sie das gemacht, Herr Treichl?

Der Bankmanager Andreas Treichl diskutierte mit jungen Studienstifter:innen der ÖAW über Geldanlage im jungen Alter, warum sich Fleiß auszahlt und was das Wichtigste bei der Berufswahl ist.

Andreas Treichl bei einem Studienstiftungsgespräch der Studienstiftung der ÖAW. © ÖAW/Daniel Hinterramskogler

Andreas Treichl, 1952 in Wien geboren, ist nach jahrelanger Karriere als Generaldirektor der Erste Bank und in Folge CEO der Erste Group nun Aufsichtsratsvorsitzender der ERSTE Stiftung. Seit 2021 ist er zudem Präsident des European Forum Alpbach. Im Rahmen eines Studienstiftungsgesprächs der Studienstiftung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) teilte er seine Erfahrungen und Einschätzungen

Jugend für Europa

Wie das Forum die nächste Generation einbeziehen will und was unter dem heurigen Motto „Bold Europe“ zu verstehen ist, waren die ersten Fragen in diesem Studienstiftungsgespräch, welches Geförderte der Studienstiftung der ÖAW die Möglichkeit bietet, sich in kleinen offenen Gesprächsrunden mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auszutauschen.

Andreas Treichl erklärte, dass es die Jugend Europas braucht, um die Position unseres Kontinents in der Welt zu stärken – und zwar über alle ideologischen Ausrichtungen hinweg. Das Forum Alpbach soll und kann dazu beitragen, indem es die nächste Generation gemeinsam mit wichtigen Entscheidungsträger:innen, etwa aus der Wirtschaft, der Politik und der Wissenschaft zusammenbringt. Treichl, der betonte, dass ihm die Arbeit für das Forum großen Spaß macht, fasste zusammen: „Ich will Alpbach europäisieren und für die Jugendlichen interessant machen“.

Arbeit muss Spaß machen

Dass Treichl in seinem Beruf als Bankmanager sehr erfolgreich war, veranlasste zur Frage nach seinen Ratschlägen. „Das Wichtigste ist, im Berufsleben etwas zu machen, das einem wirkliche Freude bereitet“, antwortete Treichl überzeugt. Und betonte, dass Freude auch ein Wegbereiter zum Erfolg ist, dass man allerdings sehr viel arbeiten muss, um Erfolg zu haben. Seiner Meinung nach ist übrigens das alleinige Streben nach materiellen Zielen, kein Garant um glücklich zu werden – eher das Gegenteil.

Der Weg zum Erfolg

Im Zuge der Diskussion mit den Studienstiftler:innen aus den verschiedensten Fachbereichen erzählte Treichl auch vom Beginn seiner Karriere, als er Österreich nach dem Studienabschluss Richtung New York verlassen hat. Dort absolvierte er ein Trainingsprogramm bei einer großen US-amerikanischen Bank. „Ich habe ein Jahr wirklich durchgearbeitet. Ich bin frühmorgens in die Bank und um 22 Uhr nachhause. Ich habe in dieser Zeit außer meinen unmittelbaren Kolleg:innen niemanden getroffen, aber ich habe so viel gelernt, wie wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben. Dinge, von denen ich noch heute profitiere“. Und fasste im Anschluss zusammen, was er als Rat mitgeben kann: „Es zahlt sich aus einmal so richtig reinzubeißen“.

Früh anfangen zu sparen

Die Studienstifter:innen nützten auch die Gelegenheit, den erfolgreichen Aufsichtsratsvorsitzenden der ERSTEStiftung über den richtigen Umgang mit Finanzen zu befragen. „Nicht über die eigenen Verhältnisse zu leben“, war ein erster Ratschlag – und sich schon in jungen Jahren mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen. Früh sollte man – wenn möglich – auch mit dem Sparen beginnen. „Je früher man damit anfängt, desto besser. Je länger der Horizont ist, desto besser. Und je diversifizierter, desto besser“, so der Tipp des Experten. Also etwa ausgewogen zwischen Zinsen und Aktien.

Der Traum vom Pianisten

Eine jahrzehntelange erfolgreiche Banker-Karriere und nun auch noch die Aufgabe als Präsident des European Forum Alpbach – da stellte sich die Frage, ob es noch ein Ziel oder einen Wunsch gibt. Ehrlich antwortete Andreas Treichl, der ein guter Pianist ist und sich auch in New York anfangs sein Geld als Jazzpianist verdient hat, dass er den Traum hat, so gut Klavier spielen zu können, dass er mit einem guten Orchester ein Klavierkonzert spielen könnte. „Ich müsste es eigentlich schaffen, wenn ich intensiv übe, aber ich bin zu feige dazu.“ Was er genießt, ist es, Zeit mit seiner Frau und den drei Söhnen zu verbringen und auch einmal gar nichts zu tun. „Nur in den Tag hineinleben, keine Aufgabe und Verantwortung haben“. Und vielleicht ein Spiel seines Fußball-Lieblingsclubs Liverpool verfolgen.