13.04.2022 | Sapere aude

NEUES BUCH BELEUCHTET AKADEMIEGESCHICHTE SEIT 1918

Zum 175. Jubiläum der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zeichnen die Historiker Herbert Matis und Arnold Suppan in einer neuen Publikation die Entwicklung der ÖAW von der Gelehrtengesellschaft hin zu einer modernen Forschungsträgerorganisation nach.

Der geschichtsträchtige Festsaal der ÖAW. © Klaus Pichler/ÖAW

„Die Fackel des Wissens leuchten zu machen und nicht verlöschen zu lassen“, das sei gerade in stürmischen Zeiten die Pflicht der Akademie der Wissenschaften. Dieses ambitionierte Ziel formulierte der Historiker Oswald Redlich am Ende des Ersten Weltkrieges. Als Akademiepräsident von 1919 bis 1938 war seine Zeit an der Spitze der Akademie vom Zerfall der Habsburgermonarchie bis zum „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich von anhaltender „Not der Wissenschaft“ geprägt.

Die nationalsozialistische Machtübernahme hinterließ auch in der Akademie tiefe Spuren: Nach Redlichs Rücktritt 1938 wurde mit Heinrich Srbik ein Nationalsozialist als Präsident der Akademie gewählt und eingesetzt. Sämtliche Leitungsfunktionen wurden ebenfalls an nationalsozialistische Forscher übertragen. Jüdische Akademiemitglieder wurden aufgefordert, selbst ihren „freiwilligen“ Austritt zu erklären, der offizielle Ausschluss erfolgte später.

Profunde Einblicke in Akademiestruktur

Anlässlich des 175-jährigen Bestehens der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) widmen sich der Wirtschaftshistoriker Herbert Matis und der Osteuropa-Historiker Arnold Suppan einer umfassenden Darstellung der Geschichte der Akademie zwischen 1918 und 2022. „Sapere aude – Die Österreichische Akademie der Wissenschaften seit 1918“ heißt ihre neue Publikation und bietet einen profunden Einblick in die personelle und institutionelle Struktur sowie in die wissenschaftliche Ausrichtung der Akademie bis in die unmittelbare Gegenwart.

„Unser Ziel war es, eine quellenbasierte und chronologisch aufgebaute Geschichte der Akademie von 1918 bis heute zu erstellen“, so die Autoren. Dabei sei es ihnen besonders wichtig gewesen, die „Entwicklung in den politischen, ideologischen und finanziellen Wechselfällen über die letzten mehr als hundert Jahre“ zu beleuchten.

Das beginnt mit den Finanznöten in den 1920er-Jahren, betrifft die nationalsozialistische „Gleichschaltung“ in den späten 1930er-Jahren, markiert den Wandel von der klassischen Gelehrtengesellschaft hin zum modernen Forschungsträger, behandelt die späte Aufarbeitung der NS-Verstrickungen, erläutert die Gründung von Instituten seit den 1960er-Jahren und reicht bis zu neuen Forschungsimpulsen sowie Innovationsstrategien als aktuelle Bestandsaufnahme.

Berichte, Fakten, Analysen – ein Kompendium

Der zeitgeschichtliche Band stellt auch eine Leistungsschau dar. Darüber hinaus legen die Autoren den Fokus konsequent auf zeitliche Zäsuren, berichten über strukturelle Veränderungen und liefern Fakten und Analysen über Kontinuitäten und Brüche. In bemerkenswerter Detailgenauigkeit zeichnen sie darin auch die Schaffung von Instituten sowie die wissenschaftlichen Durchbrüche einzelner Forscherinnen und Forscher nach.

„Sapere aude“ – der Titel spielt auf den Leitspruch der Aufklärung an – eröffnet spannende Einblicke in über hundert Jahre Geschichte der Akademie – und beleuchtet zugleich ein bewegendes und bewegtes Kapitel der österreichischen Wissenschafts- und Zeitgeschichte.      

Pressebild

 

Auf einen Blick

Das Buch

"Sapere Aude. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften seit 1918. Berichte, Fakten, Analysen ‒ ein Kompendium" ist 2022 im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erschienen. 449 Seiten, 39 Euro.

Die Autoren

Herbert Matis, Mitglied der philosophisch-historischen Klasse seit 1995, ist emeritierter Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Wirtschaftsuniversität Wien und war Vizepräsident der ÖAW von 2003 bis 2009.

Arnold Suppan, Mitglied der philosophisch-historischen Klasse seit 2003, war Generalsekretär der ÖAW von 2009 bis 2011 und Vizepräsident von 2011 bis 2013, eine Funktion, die er seit 2021 erneut inne hat. Er ist zudem emeritierter Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien      

Rückfragehinweis

Sven Hartwig
Leiter Öffentlichkeit & Kommunikation
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
T +43 1 51581-1331
sven.hartwig(at)oeaw.ac.at