Die Kameras unserer Smarthphones können viel mehr als Fotos schießen. Wie digitale Medien und Augmented Reality unsere Wahrnehmung von öffentlichen Räumen verändern, ist Ziel des Projekts DigitAS. Unter Einbindung der Öffentlichkeit geht es um Zukunftsszenarien zur Entwicklung und notwendigen Regulierung von virtuellen und erweiterten Realitäten.
Wie beeinflusst ein Tweet, ein Facebook-Post oder ein YouTube-Video unsere Meinung über einen öffentlichen Park? Und was, wenn wir „Augmented Reality“- oder kurz „AR“-Technologien einsetzen, um solche Nachrichten in Echtzeit und vor Ort zu empfangen? Wie würde diese „Augmented Reality“ unsere Nutzung von öffentlichen Räumen, unser Sicherheitsgefühl, unsere Interaktion mit anderen im öffentlichen Raum und damit den Zusammenhalt der Gesellschaft verändern? Und wenn wir sehr emotional auf digitale Medien reagieren, die öffentliche Orte positiv oder negativ darstellen, wie anfällig sind wir dann für Manipulationen?
Wir leben inmitten einer räumlichen Revolution, in der Online- und Offline-Welten immer mehr zusammenwachsen. Digitale Medien prägen bereits heute unsere Wahrnehmung von Räumen, z.B. durch Navigationssysteme, die unsere geografische Realität strukturieren, durch soziale Medien, die uns bombardieren mit Fotos, Videos und Kommentaren „getagged“ mit Städten, Restaurants oder Sehenswürdigkeiten. Mit dem jüngsten Sprung in der „Augmented Reality“-Technologie wird sich unsere Wahrnehmung vom Raum abermals grundlegend verändern. Die Forschungslücke zu den Auswirkungen dieser Entwicklung auf den Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt ist groß. Es fehlen jedoch Methoden, um angemessen zu erfassen und zu verstehen, wie sich digitale Inhalte auf das affektiv-emotionale Raumerleben auswirken. Das Forschungsprojekt DigitAS – abgekürzt für “The Digital, Affects and Space” – will neue Methoden entwickeln, um diese drängenden Fragen anzugehen und die Infrastruktur für künftige kollaborative Forschung und Ausbildung in diesem Bereich zu schaffen.
Mit der Auswahl von zwei in Österreich stark umstrittenen öffentlichen Plätzen als Testfeldern – dem Rapoldi-Park in Innsbruck und dem Venediger-Au-Park in Wien – hat DigitAS eine dringend benötigte akademische Perspektive in die hochaktuellen Debatten zur Sicherheit und Überwachung öffentlicher Räume eingebracht. Das Team der Universität Innsbruck entwickelte hier eine neue Datenerhebungsmethode um Eyetracking außerhalb des Labors in Echtweltumgebungen für die Forschung nutzbar zu machen.
Ob in naher Zukunft eine bahnbrechende Anwendung entwickelt wird, die AR ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, ist ungewiss und nur schwer abschätzbar. Das DigitAS-Team entwickelte daher, auf Basis mehrere Expert*innenbefragungen mögliche Szenarien, wie AR im öffentlichen Raum in Zukunft genutzt werden könnte: von partizipativer Stadtgestaltung über innovativen Wildwuchs in der Kreativbranche zu individueller Überwachung durch Technikkonzerne bis zur Steuerung der öffentlichen Meinung, z.B. durch Staaten. Die Szenarien beschreiben Wechselwirkungen und Abhängigkeiten zwischen Technologie, Politik und Gesellschaft und zeigen politische und gesellschaftliche
Hinter dem Begriff „Digitalisierung“ steckt eine Reihe an Konzepten, analoge Daten für die Weiterverarbeitung digital – und somit auch leicht weiterzugeben – verfügbar zu machen. Das betrifft auch älteres Text- und Bildmaterial. Die ÖAW fördert die Entwicklung der Geisteswissenschaften mit dem Programm go!digital dieses Jahr bereits zum dritten Mal.
Expectations regarding augmented realities (AR) produce a range of anticipatory imaginations, ranging from hyperbolic visions to fears of entangled risks, negative effects and dystopian futures. On the one hand, assessing visions of emerging technologies brings to the fore the political economy of research and development of such technologies. On the other, developing plausible scenarios seeks to stimulate active socio-political negotiations regarding which futures are desirable (or not) and should (not) be pursued. AR technology may become a highly influential shaper of public spaces, and therefore the futures of humanistic and democratic societies. We introduce the methodology and results of an iterative survey-based scenario-building process, collecting highly interdisciplinary perspectives on augmented reality use in public spaces within the next decade. We outline four ‘extreme ends’ of plausible futures: ‘autocratic augmented reality’, ‘big-tech monopoly’, ‘DIY proliferation’ and ‘participatory public space’, concluding with a discussion of what effects these scenarios would have on societies, and a critical reflection on the scenario-building process and its limits.
04/2019 - 03/2022