Andreas Zajic, Historiker am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), erhält einen vom Wissenschaftsfonds FWF eingerichteten Spezialforschungsbereich. In den kommenden vier Jahren wird er sich in einem institutionenübergreifenden Forschungsnetzwerk dem Projekt „Managing Maximilian“ widmen. Der Spezialforschungsbereich ist mit einer Fördersumme von vier Millionen Euro dotiert. Forschende der Universität Wien, der Universität Graz, der Albertina sowie des Kunsthistorischen Museums sind Teil des Netzwerks.
„Die Förderung des Spezialforschungsbereichs 'Managing Maximilian' ist eine schöne Anerkennung für die Arbeit von ÖAW-Historiker Andreas Zajic“, sagte ÖAW-Präsident Heinz Faßmann. „Kaiser Maximilian ist zweifelsohne eine der interessantesten Herrscherfiguren in unserer Geschichte. Ich gratuliere Andreas Zajic sehr herzlich, wünsche ihm alles Gute für seine Arbeit und bin gespannt auf die Forschungsergebnisse.“
Historische Machtstrukturen neu bewerten
Das Forschungsvorhaben von Andreas Zajic kreist um den auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannten König bzw. Kaiser Maximilian I. Er regierte von 1493 bis 1519. Als Förderer höfischer Kultur des Spätmittelalters, etwa des Turniers, wurde er seit dem 19. Jahrhundert gerne als „Letzter Ritter“ bezeichnet. Aufgrund seiner gekonnt gesteuerten Medienpolitik hat man ihn in jüngerer Zeit als „ersten modernen Medienprofi“ betrachtet. Die beiden Urteile haben eines gemeinsam: Sie gehen stillschweigend davon aus, dass der Herrscher der alleinige Gestalter seiner Politik und das Mastermind seiner Propaganda gewesen ist.
Anders sieht dies das interdisziplinäre Team um Historiker Zajic. Mit einem innovativen Forschungsansatz und einer Digital-Humanities-Strategie erschließen die Forschenden neue schriftliche Quellen und möchten damit mehr über die zahllosen großen und kleinen Funktionsträger:innen erfahren, die die Herrschaft des Kaisers mitgestalteten. Denn: „Tatsächlich gab es eine Vielzahl an Akteurinnen und Akteuren, die an unterschiedlichen Orten mit der Konzeption, Umsetzung und Verwaltung seiner Herrschaft und der Produktion höfischer Kunst und Kultur betraut waren“, so der ÖAW-Wissenschaftler. Und: „Um diese breitgefächerten Phänomene adäquat erforschen zu können, braucht es ein Team an international ausgewiesenen Expertinnen und Experten.“
In insgesamt acht Teilprojekten werden die personalen Strukturen des Regierungshandelns Maximilians untersucht und eine bis zu 200.000 Personen erfassende systematische Datensammlung zugänglich gemacht und ausgewertet. Kritisch werden Geschlechterrollen und Geschlechterbilder im Umfeld des Herrschers untersucht. Aus akteurszentrierter Perspektive wird eine interdisziplinäre Neubewertung von Druckgrafik und Malerei, Plattnerkunst und Architektur, Musik und Tanz, deutschsprachiger und lateinischer Dichtung rund um Maximilian erarbeitet.
Exzellente Forschungsnetzwerke weiter ausbauen
In der aktuellen Vergaberunde wird neben dem von Andreas Zajic koordinierten Projekt auch ein Spezialforschungsbereich zum Einfluss des Klimawandels auf genetische Veränderungen mit vier Millionen Euro gefördert. In das von Molekularbiologin Neda Barghi von der Veterinärmedizinischen Universität Wien koordinierte Projekt sind auch Forschende des GMI – Gregor Mendel Instituts der ÖAW eingebunden.
Beteiligt an einer von drei weiteren Förderverlängerungen von bereits bestehenden Spezialforschungsbereichen ist auch das CeMM – Forschungszentrum für Molekulare Medizin der ÖAW.