Verwandtschaftsverhältnisse in ländlichen Regionen sind komplex. Und das äußert sich u.a. darin, wie das Erben geregelt wird. Historische oder demografische Forschungsansätze brachten erste Zusammenhänge ans Licht. Was bislang fehlte, war die Perspektive des sozialen Geschlechts. Martine Segalen, emeritierte Professorin der Université de Paris Nanterre, fokussiert deshalb auf Gender-Aspekte, die für Muster des Vererbens in ländlichen Regionen ausschlaggebend waren und sind.
Die Sozialanthropologin kommt auf Einladung des Spezialforschungsbereichs VISCOM (ÖAW und Universität Wien) nach Wien. Bei ihrem Vortrag an der ÖAW zum Thema „Gender and Inheritance Patterns in Rural Europe. Women as Wives, Widows, Daughters, Sisters“ und einer anschließenden Podiumsdiskussion analysiert sie Verwandtschaftssysteme und Genderrollen im Hinblick auf die Aufgabenteilung im Alltag und Strukturen des Vererbens. Am Beispiel kleinbäuerlicher Gesellschaften veranschaulicht sie die Komplexität der Beziehungen, da hier Gender stets in Zusammenhang zur Familie als Produktionseinheit gedacht werden muss.