10.02.2021

Ankunft beim Roten Planeten

Chinesische Marsmission Tianwen-1 erfolgreich in Umlaufbahn eingeschwenkt

Erste Mars-Aufnahme von Tianwen-1 (© CNSA)

Die chinesische Raumsonde Tianwen-1 ist am 22. Juli 2020 mit einer Rakete vom Typ "Langer Marsch 5"  in Richtung Mars gestartet und heute erfolgreich in seine Umlaufbahn eingeschwenkt. Das IWF, das zur Kalibrierung des Magnetometers auf dem Hauptsatelliten beigetragen hat, wartet nun gespannt auf die ersten wissenschaftlichen Daten des Messgeräts.

Das Grazer Weltrauminstitut hat eine mehrere Jahrzehnte zurückreichende Tradition bei der Erforschung des Magnetfeldes in der Umlaufbahn um den Mars. Dasselbe gilt auch für die Zusammenarbeit mit China im Weltraum. Schon Ende der 1990er-Jahre wurde gemeinsam mit chinesischen Kollegen mittels Bodenmagnetometer das Erdmagnetfeld vermessen. 2004 wurden die chinesischen Satelliten Double Star 1 und 2 mit österreichischer Weltraumhardware bestückt. 2018 wurde gemeinsam mit der TU Graz ein neuartiges Skalarmagnetometer in den erdnahen Weltraum gestartet, das das Erdmagnetfeld vom chinesischen Satelliten CSES-1 aus untersucht. Der Start von CSES-2 ist für 2022 geplant. Ein Jahr später soll SMILE, eine gemeinsame Mission der ESA und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind und der Erdmagnetosphäre näher erforschen.

Bei Tianwen-1 gilt das große Interesse am IWF der Magnetfeldmessung, obwohl der Mars (im Gegensatz zur Erde) sein Eigenfeld vor langer Zeit verloren hat. Was der Hauptsatellit von Tianwen-1 messen wird, sind Wechselwirkungen, die vom Sonnenwind ausgelöst werden. Tianwen-1 führt aber auch noch ein zweites Magnetometer mit, das mit dem Rover auf der Oberfläche zum Einsatz kommen soll. Zwei US-Magnetometer sind bereits vor Ort. Damit werden erstmals Messdaten von vier verschiedenen Punkten am Roten Planeten zur Verfügung stehen. Auch Magnetfelder, die unterhalb der Marsoberfläche durch induzierte Ströme entstehen, können erstmals erfasst werden.

Die Mission ist Pionierarbeit und eine große Herausforderung für die chinesische Weltraumagentur. Läuft alles nach Plan, wäre China nach den USA die zweite Nation, die auf dem Mars landet und einen Rover betreibt und damit einen Meilenstein bei der Erforschung der Planeten unseres Sonnensystems setzt.