18.04.2023

Wie das Gehör uns alarmiert

Brummen, surren, quietschen: Am internationalen Tag gegen Lärm öffnet das Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am 26. April wieder seine Türen. Bei zahlreichen Mitmachstationen, können Besucher:innen u.a. erfahren, wie das Gehör im Laufe der Evolution gelernt hat, bei Wahrnehmung von Geräuschen auf Veränderungen zu reagieren und Gefahren zu vermeiden.

© ÖAW/APA/Martin Hörmandinger

Stellen Sie sich vor: Auf sechs Spuren rollt der Verkehr vorbei, Busse brummen, Autos hupen, Laster quietschen. Über dem Kopf knattert ein Hubschrauber, daneben das Hämmern der Baustelle. Von hinten nähert sich ein E-Roller auf dem Gehsteig – und trotz der Lärmkulisse erkennen Sie das herannahende surrende Geräusch und weichen aus.

Die Fähigkeit des Hörens war für Menschen schon immer eine zuverlässige 360-Grad-Alarmanlage. Wie aber schafft es das Gehör, ein Geräusch wahrzunehmen und als Gefahr vorherzusagen? Dieser Frage geht Robert Baumgartner vom Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) nach. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team untersucht er, wie Menschen in komplexen akustischen Umgebungen überlebenswichtige Entscheidungen treffen können.

OB IM STRASSENVERKEHR ODER DSCHUNGEL

„Das Gehör stellt ein wichtiges Orientierungs- und Warnsystem dar, dass ständig Vorhersagen trifft und damit die Robustheit der Wahrnehmung, das Reaktionsvermögen und die Effizienz der Kodierung erhöht“, sagt Baumgartner. Mit Hilfe von Computermodellen bildet sein Forschungsteam das Verhalten und implizite Vorhersagemechanismen nach – und koordiniert im Rahmen von Kollaborationen auch Experimente mit anderen Primaten. Denn: Nicht nur im Großstadtgetöse, sondern auch im prähistorischen Dschungel war es essentiell, genau zu wissen, aus welcher Richtung Gefahr droht.

Wie der Kontext die Richtungswahrnehmung beeinflusst, das können Interessierte am Internationalen Tag gegen Lärm in einem kurzen Hörtest selbst erfahren. Bei einem Open House am 26. April am Institut für Schallforschung werden bei mehr als 20 interaktiven Stationen gezeigt, wie Schall entsteht, wie man ihn lokalisieren kann und wann er zur Belastung wird. In zahlreichen Experimenten, computerunterstützten Simulationen und Animationen erhalten Besucher:innen Einblicke in die faszinierende Welt der Akustik.

 Auch ÖAW-Präsident Heinz Faßmann wird das Institut für Schallforschung an diesem Tag besuchen. „Lärm ist lästig und oft auch gesundheitsgefährdend. Das Institut für Schallforschung vermittelt niederschwellig, worauf wir achten müssen und in welchen Situationen uns Geräusche vor Gefahren schützen. Der Tag gegen Lärm ist eine gute Gelegenheit diese interessante Einrichtung, die die Disziplinen Physik, Mathematik, Biologie, Phonetik und Psychoakustik vereint, zu besuchen.“

MEHR ÜBER SCHALL UND DESSEN ERFORSCHUNG ERFAHREN

Beim Aktionstag kann man erfahren, ab welcher Lautstärke Musikhören zu gesundheitlichen Konsequenzen führt. Oder unter Anleitung der Forscher:innen des Fachbereichs Hören erleben, wie man mit Cochlea-Implantaten hört. Mittels interaktiven Spielen kann auch eine institutseigene Software selbst ausprobiert und akustische Signale oder Sprache analysiert werden. Besucher:innen erfahren zudem, was ein Meidlinger „L“ ausmacht, auf wie viele Arten ein „R“ ausgesprochen werden kann, und was die Aussprache alles über die Sprecher:innen verrät.

Der Internationale Tag gegen Lärm wurde als International Noise Awareness Day 1996 durch das in New York ansässige Center for Hearing and Communication (CHC) ins Leben gerufen. Das Institut für Schallforschung der ÖAW beteiligt sich seit 2015 an diesem Aktionstag.

 

AUF EINEN BLICK

Infos und Programm

Rückfragehinweis

Sven Hartwig
Leiter Öffentlichkeit & Kommunikation
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
T +43 1 51581-1331
sven.hartwig(at)oeaw.ac.at

Wissenschaftlicher Kontakt

Robert Baumgartner
Institut für Schallforschung
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Wohllebengasse 12-14, 1040 Wien
T +43 1 51581-2527
robert.baumgartner(at)oeaw.ac.at