
Projektdaten
- Leitung: Stefan Köck
- Fach: Ostasienkunde
- Laufzeit: 2025–2029
- Finanzierung: FWF PAT 4754924
Projekt-beschreibung
Mit diesem Projekt wird die Erforschung einer Reihe bedeutender religiöser Reformen fortgesetzt, die in den 1660er Jahren in verschiedenen japanischen Fürstentümern (Daimyaten) durchgeführt wurden. Diese Reformen werden hier als Daimyatsshintō bezeichnet. Ein zentrales Merkmal des Daimyatsshintō war die Trennung von Buddhismus und Shintō, die dadurch als eigenständige religiöse Institutionen sichtbar wurden (shinbutsu bunri). In diesem Projekt liegt der Fokus auf dem Studium der Reformen der Daimyate Aizu und Hirosaki. Damit werden Forschungen zu Okayama und Mito vervollständigt, mit denen vorangehende Projekte (Shintō-uke, Hanryō shintō) befasst waren. Aizu und Hirosaki zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen nicht nur Daimyatsshintō-Reformen umgesetzt wurden. Vielmehr ließen sich die Fürsten beider Daimyate auch in den Yoshikawa Shintō initiieren, eine neue Shintō-Schule. In der Folge wurde die Deifizierung lokaler Fürsten gemäß Riten des Yoshikawa Shintō zu einem Charakteristikum in beiden Fürstentümern. In diesem Projekt wird daher auch die Entwicklung des Yoshikawa Shintō und dessen Rolle beim allgemeinen Aufstieg des Shintō im 17. Jahrhundert untersucht.
Vorangegangene Forschungen zu Daimyatsshintō haben ergeben, dass der Aufstieg des Shintō im frühmodernen Japan sowohl mit konfuzianischen Strömungen wie auch mit der politischen Instrumentalisierung des Buddhismus in Zusammenhang stand. Diese Entwicklungen waren besonders in Aizu, dem Fürstentum Hoshina Masayukis (1611–1673), bedeutsam. Masayuki spielte zudem eine führende Rolle in der Zentralregierung (bakufu), wo er religionspolitische Maßnahmen und Entscheidungen von nationaler Tragweite durchsetzte. Seine Förderung trug maßgeblich dazu bei, dass Yoshikawa Shintō landesweit bekannt und in der bakufu Verwaltung verankert wurde. Auch Tsugaru Nobumasa (1646–1710), der Fürst von Hirosaki, förderte Yoshikawa Shintō und machte sein Daimyat neben Aizu zu einer weiteren Hochburg dieser Shintō-Schule im frühmodernen Japan.
Frühere Studien zu Okayama und Mito konnten zeigen, dass lokale religiöse Reformen einen wesentlich größeren Einfluss auf langfristige Entwicklungen im Shintō hatten, als bislang angenommen wurde. In Aizu und Hirosaki war dieses Vermächtnis des Daimyatsshintō besonders ausgeprägt, gerade auch wegen der kontinuierlichen Zusammenarbeit beider Daimyate mit dem Yoshikawa Shintō. Deswegen werden in diesem Projekt neben Aufgaben und Zuständigkeiten auch Selbstdarstellungen des Yoshikawa Shintō untersucht.
Während in Studien in westlichen Sprachen die Religionsreformen in Aizu zumindest am Rande erwähnt werden, existieren zu Hirosaki so gut wie keine Untersuchungen. In Japan wurden zwar relevante Forschungen durchgeführt, aber sowohl dort wie im Westen haben sich Wissenschafter bislang kaum mit der langfristigen Bedeutung der religionspolitischen Maßnahmen zu Shintō und Buddhismus befasst. Diese Lücke soll mit diesem Projekt unter Heranziehung des Konzeptes Daimyatsshintō in Teilen geschlossen werden.