Dieses Projekt zielt darauf ab zu erforschen, wie der gelehrte indische buddhistische Mönch Ratnākaraśānti (11. Jahrhundert) Argumente aus der buddhistischen logisch-epistemologischen Schule verwendete, um maṇḍala-Rituale und spirituelle (yogische) Praktiken innerhalb eines tantrischen Rahmens zu rechtfertigen. Zwei Hauptströmungen des indischen Buddhismus – der buddhistische Tantrismus und die buddhistische Logik und Erkenntnistheorie – begannen sich nach dem 6. Jahrhundert zu vereinen. Im 11. Jahrhundert war die Integration dieser beiden Strömungen in das buddhistische Mönchstum schon lange abgeschlossen, was dazu führte, dass spirituelle Praktiken, die tantrische Rituale und Visualisierungen einschlossen, durch Argumente aus der logisch-epistemologischen Schule gerechtfertigt wurden. Wissenschafter haben erst kürzlich begonnen, die Verflechtung dieser beiden Strömungen zu untersuchen, die den späten indischen Buddhismus maßgeblich beeinflussten und weitere Auswirkungen auf Tibet hatten. Durch historische und philologische Analyse zielt das Projekt darauf ab, Ratnākaraśāntis Werke in den Kontext der Geschichte der buddhistischen Philosophie und tantrischen Exegese zu stellen, wobei der Einfluss, den Persönlichkeiten wie der buddhistische Epistemologe Dharmakīrti und Gelehrte der tantrischen Jñānapāda-Schule der Guhyasamāja-Exegese auf ihn ausgeübt haben, besonders hervorgehoben wird. Durch die Erstellung kritischer Editionen und englischer Übersetzungen zuvor wenig erforschter Textpassagen aus Ratnākaraśāntis tantrischen Werken, insbesondere solcher, die nur auf Tibetisch vorliegen, wie der *Kusumāñjali und die *Guhyasamājamaṇḍalavidhiṭīkā, zusammen mit ausgewählten Passagen aus Werken der gelehrten Mönche der Jñānapāda-Schule, zielt das Projekt darauf ab, Licht auf die Beziehung zwischen buddhistischer Erkenntnistheorie und Tantra sowie zwischen buddhistischer Theorie und Praxis zu werfen. Es wird somit eine breitere Perspektive und ein tieferes Verständnis der vormodernen intellektuellen Landschaft Südasiens bieten. Die Ergebnisse dieses Projekts werden für eine breite Palette von Wissenschafter*innen, die sich auf Buddhistische Studien, klassische indische Philosophie, indische tantrische Traditionen, Sanskritstudien und Tibetstudien spezialisieren, von Interesse sein.