08.03.2019

Frauen sind in der Forschung in Österreich noch immer unterrepräsentiert. Woran liegt das? Und wie lassen sich ihre Zukunftsperspektiven verbessern? Das wurde am Weltfrauentag bei einer Gesamtsitzung der ÖAW und im Podcast MAKRO MIKRO diskutiert. Vier ÖAW-Wissenschaftler/innen erzählen darüber hinaus im Video, warum sie Forscherinnen wurden. Ein Beitrag von Historikerinnen wirft schließlich einen Blick in die Frauengeschichte an der ÖAW.

Österreichs Forschung fehlt es an Frauen: In den Bereichen Wissenschaften und Technik stellen sie nur knapp ein Drittel der Beschäftigten. Damit schneidet Österreich im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich ab, wie jüngste Erhebungen von Eurostat zeigen. Das bedeutet nicht nur, dass Frauen auch in der Wissenschaft noch immer nicht gleichgestellt sind. Der Mangel an Frauen ist auch für die Forschung selbst ein Problem. Ein aktueller Bericht der OECD spricht davon, dass „die Chance verpasst wurde, das Humankapital von Frauen voll auszuschöpfen.“ Und auch im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe sollten, darin sind sich Expert/innen einig, mehr Anstrengungen unternommen werden, Forschung in Österreich für Frauen attraktiv zu machen.

Diskussion am Weltfrauentag

Was also kann getan werden, um die Situation zu verbessern? Und welche Zukunftsperspektiven für Frauen in der Wissenschaft in Österreich gibt es? Das wurde am internationalen Weltfrauentag bei einer Gesamtsitzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Festsaal diskutiert. Die Biophysikerin Notburga Gierlinger (BOKU), die Politikwissenschaftlerin Saskia Stachowitsch (Universität Wien), die Physikerin Barbara Kraus (Universität Innsbruck) und die Archäologin Katharina Rebay-Salisbury (ÖAW) sprachen unter der Moderation der Politologin Sonja Puntscher Riekmann (Universität Salzburg) über ihre Forschungsarbeit und ihre Forschungskarrieren in Österreich. 

Forsch(end)e Frauen im Podcast

Im ÖAW-Podcast MAKRO MIKRO führen Sonja Puntscher Riekmann und Katharina Rebay-Salisbury das Gespräch weiter. Die beiden Mitglieder der ÖAW erzählen von ihren individuellen Erfahrungen in der Wissenschaft und diskutieren darüber, was sich für Frauen in der Forschung im Lauf der Zeit geändert hat und was sich in Zukunft noch ändern muss.

Frauen vor den Vorhang

Angela Gligorova, Ulrike Bechthold, Hagar Moussa, Vanessa Di Lego – diese vier Forscherinnen stehen für hunderte Wissenschaftlerinnen, die an der ÖAW tätig sind. Zum Weltfrauentag erzählen sie in kurzen Videos, woran sie derzeit arbeiten und was sie dazu bewogen hat, Forscherin zu werden.

Blick in die Frauengeschichte

Wer war das erste weibliche Mitglied der ÖAW? Welche Frauen wurden als erste Mitglieder im Ausland aufgenommen? Wer etwas zu diesen Fragen wissen möchte, ist bei Doris A. Corradini und Katja Geiger gut aufgehoben. Die beiden Historikerinnen sind Teil der Arbeitsgruppe zur Geschichte der ÖAW. Im Rahmen dieses Langzeitprojekts widmen sich die zwei auch der Geschichte der Frauen an der Akademie.

Mehr über die Physikerin Lise Meitner, die erste Frau, die 1948 als Mitglied aufgenommen wurde, kann man in einem Online-Beitrag von Corradini und Geiger nachlesen.

Zum Weltfrauentag haben sie zudem die Geschichte der beiden ersten weiblichen ÖAW-Mitglieder im Ausland, Christine Mohrmann und Jacqueline de Romilly, aufgearbeitet. Die Philologinnen wurden 1968 in die Akademie gewählt. Mohrmann wurde bei ihrer Aufnahme gewürdigt „als erste Kapazität auf dem Gebiet der Kenntnis der christlichen und mittelalterlichen lateinischen Sprache.“ Romillys Werk wiederum zeichne sich aus durch „eine hohe Kunst der Interpretation, die von der sorgfältigen Beobachtung des Wortes ausgeht und von ihr aus weite geistige Räume erschließt.“

Christine Mohrmann und Jacqueline de Romilly