16.02.2023 | Neue Projekte

Klimawandel: ÖAW fördert elf Forschungsprojekte, die Bergregionen widerstandsfähiger machen

Von Mikroplastik am Gletscher bis zu Solarstrom aus den Alpen: Das Programm Earth System Sciences unterstützt Forschungen zum Klima in ganz Österreich mit 5,2 Millionen Euro.

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Österreichs schmelzende Gletscher machen es deutlich: Bergregionen sind besonders sensible, stark durch den vom Menschen verursachten Klimawandel belastete Lebensräume. Welche Kräfte hier gebündelt werden müssen, um gegenüber ökologischen Veränderungen für die Zukunft besser gerüstet zu sein, das untersuchen nun elf neue Forschungsvorhaben des Förderprogramms Earth System Sciences der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Ein Beispiel: Wie müssen Solaranlagen hoch oben in alpinen Regionen konzipiert sein, um sozial und ökologisch verträglich zu sein? Das will eines der geförderten Forschungsprojekte wissen. Photovoltaikanlagen brauchen in den Bergen weniger Fläche als im Flachland und in höheren Lagen gibt es im Winter mehr Sonnenlicht. Doch inwiefern Solarpaneele im Gebirge auch gesellschaftlich akzeptiert werden und welche ökologischen Auswirkungen sie auf die Biodiversität haben, das wird nun anhand partizipativer Landschaftsplanungsansätze erforscht.

„Wir spüren schon heute die Auswirkungen des sich ändernden Klimas. Österreichs Alpen und andere Bergregionen auf der Welt sind besonders betroffen. Mit den nun geförderten Forschungsprojekten wollen wir genauer herausfinden, wie sich der Klimawandel auf Ökosysteme als auch die Lebenswelten der Menschen vor Ort auswirkt. Und wir wollen Perspektiven eröffnen, wie die Folgen des Klimawandels in den Bergregionen bewältigt werden  können“, sagt Heinz Faßmann, Präsident der ÖAW zu den zur Förderung ausgewählten Projekten.

Mikroplastik am Gletscher und rutschende Berghänge

Neben Erneuerbaren Energien geht es bei den unterstützten Forschungsvorhaben auch um das Monitoring hochalpiner Seen, um Untersuchungen zum kulturellen und politischen Kapital von Biobäuer:innen in Bergregionen oder um die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in Bergbiosphärenreservaten. Ein Projekt widmet sich einem Thema, das man bisher eher mit marinen Ökosystemen verbindet: Mikroplastik in den österreichischen Alpen – von den Gletschern am Gipfel über steile Wildbäche bis hin zur Donau.

Ein steigendes Risiko in Bergregionen geht auch von Hangrutschen aufgrund von Starkregenfällen aus. Für die Bevölkerung sind solche Vorfälle mitunter katastrophal. Eines der geförderten Projekte wird daher gravitative Massenbewegungen in den drei in Österreich bestehenden UNESCO Global Geoparks mit einer gemeinsamen Methodik und unter Verwendung von Datenbanken kartieren und charakterisieren.

5,2 Mio für Klimaforschung in Österreich

Das Forschungsprogramm Earth System Sciences ist ein von der ÖAW durchgeführtes Programm des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF). Es zielt auf die Erforschung des Systems Erde ab. Die einzelnen Calls haben immer wieder neue Schwerpunkte, die unterschiedliche Aspekte dieses komplexen Systems in den Blick nehmen. Einzelne Forschungsvorhaben werden mit maximal 500.000 Euro gefördert, die Gesamtfördersumme ist 5,2 Millionen Euro. Die Dauer der Förderung beträgt drei Jahre. Die Forschungen werden inter- und transdisziplinär an unterschiedlichsten Wissenschaftsinstitutionen in ganz Österreich durchgeführt.

Alle Projekte im Überblick

Hydrological Impact of Historical Land Use and Climate - Interdisciplinary research on flood formation in small Alpine catchments from around 1850 to present by focusing on specific land use practices
Projektleitung:Clemens Geitner – Universität Innsbruck

Biosphere reserves as models for science-society interaction to spur sustainability transformations in mountainous areas and beyond
Projektleitung:Katharina Gugerell – Universität für Bodenkultur Wien

Assessing and fostering the adaptive capacity to climate change of local agricultural communities in mountainous areas
Projektleitung:Christine Altenbuchner – Universität für Bodenkultur Wien

Qualitative and quantitative impact of climate change on alpine spring waters and their microbial biodiversity – an eco-hydrogeological approach
Projektleitung:Gerfried Winkler – Universität Graz

High Alpine Lake Biodiversity and Climate Change – A Transdisciplinary Approach
Projektleitung:Stephen A. Wickham – Universität Salzburg

Integrative geothermal energy potential in the eastern part of the Inn Valley: A key demo case for resilient geothermal energy supply in Alpine regions
Projektleitung:Gregor Götzl – Geologische Bundesanstalt

Photovoltaics, Humans and the Biosphere: A transdisciplinary approach fostering Alpine resilience
Projektleitung:Patrick Scherhaufer – Universität für Bodenkultur Wien

Moving mountains - landslides as geosystem services in Austrian geoparks
Projektleitung: Martin Mergili – Universität Graz

Increasing Resilience Among Young People and Communities in Paznaun Valley via an Inter- and Transdisciplinary Research-Education-Collaboration Linking Hydroclimatology, Behavioral Medicine, and Education for Sustainable Development
Projektleitung: Lars Keller – Universität Innsbruck

Microplastic in the Alpine water cycle – example of Austria
Projektleitung:Marcel Liedermann – Universität für Bodenkultur Wien

Improving the Hydromorphology of Alpine Rivers in the Provision of Ecosystem Services through Responsible, Resilient River Restoration
Projektleitung:Mario Klösch – Universität für Bodenkultur

 

Weitere Infos zu den Projekten sind auf der ÖAW-Website zu finden:

https://www.oeaw.ac.at/ess/ess-projekte-2021

Rückfragehinweis:

Sven Hartwig
Leiter Öffentlichkeit & Kommunikation
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
T +43 1 51581-1331
sven.hartwig(at)oeaw.ac.at