28.04.2022 | 175 Jahre

Ein Campus zum ÖAW-Jubiläum

Österreichs größte Wissenschaftsgesellschaft begeht im Mai ihr 175. Jubiläum. Höhepunkt der Festlichkeiten ist die Eröffnung des neuen Campus Akademie. Gefeiert wird auch in der Langen Nacht der Forschung.

Die ÖAW feiert ihr 175-jähriges Jubiläum. © ÖAW
Die ÖAW feiert ihr 175-jähriges Jubiläum. © ÖAW

„Wir Ferdinand der Erste haben die Gründung einer Akademie der Wissenschaften in unserer Haupt- und Residenzstadt Wien beschlossen“ – das schrieb Kaiser Ferdinand I. am 14. Mai 1847 und schuf damit nach europäischen Vorbildern wie der britischen Royal Society oder der Académie française die Grundlage für die heutige Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

175 Jahre sind seitdem vergangen, in denen die ÖAW als nationale Wissenschaftsakademie zur größten außeruniversitären Einrichtung für Grundlagenforschung in Österreich herangewachsen ist. Diese Erfolgsstory feiert die ÖAW im Mai 2022 nun einen ganzen Monat lang gemeinsam mit der Öffentlichkeit. Motto und Programm: „Wir entdecken Zukunft. Seit 175 Jahren“.

Campus Akademie wird eröffnet

Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Eröffnung des neuen Campus Akademie in der Wiener Innenstadt am 11. Mai durch Wissenschaftsminister Martin Polaschek, Hans-Peter Weiss, Chef der Bundesimmobiliengesellschaft, und ÖAW-Präsident Anton Zeilinger. Nach umfassenden Sanierungsarbeiten bietet der Campus nun Raum für Wissenschaft, Forschung und den Dialog mit der Öffentlichkeit in einem historischen Baujuwel im Herzen der Bundeshauptstadt.

Erste Interessierte erhalten bei einem Insta-Walk am 10. Mai bereits einen Vorgeschmack auf den Campus. Am 15. Mai können Besucher/innen dann bei zahlreichen Führungen durch den Campus das neue Zentrum des Wissens – das vom Dr. Ignaz Seipel-Platz über die Bäckerstraße bis zur ehemaligen Postsparkasse reicht – näher kennenlernen. Eines der Highlights dabei ist die revitalisierte Bibliothek mit ihrem spätbarocken Deckenfresko. Hier ist von 11. Mai bis 2. Juni die Ausstellung „7 Erdteile, 7 Weltmeere“ zu sehen, die Schätze aus der Kartensammlung und dem Phonogrammarchiv der ÖAW präsentiert.

Lange Nacht der Forschung erstmals im Campus

Neben Architektur und Kultur kommt auch die Wissenschaft bei den Jubiläumsfeiern im Campus nicht zu kurz: Gemeinsam mit der KinderuniWien werden drei Tage lang, zwischen 17. und 19. Mai, Science Workshops sowie Vorlesungen angeboten, bei denen Schulklassen in wissenschaftliche Themen, von Klimawandel über Sprachvielfalt bis Zellforschung, hineinschnuppern können.

Am 20. Mai findet erstmals die Lange Nacht der Forschung am gesamten Campus statt. An 40 Mitmachstationen der ÖAW können junge und erwachsene Forschungs-Fans von 17 bis 23 Uhr in die Welt der Wissenschaft eintauchen. Für smarte Unterhaltung sorgt Science Buster Martin Moder um 20 Uhr mit einer Wissenschaftsshow im ÖAW-Festsaal. Und wer noch mehr über Forschung wissen möchte, kann im Mai und Juni bei exklusiven Science Tours die vielfältige Arbeit der ÖAW-Institute aus nächster Nähe erleben.

Umfassende Neubewertung der Akademiegeschichte

In 175 Jahren ist der Akademie immer wieder Bahnbrechendes für Österreichs Wissenschaft gelungen. So beteiligte sie sich etwa maßgeblich an der Weltumsegelung der SMS Novara, die 1859 nach einer zweijährigen Fahrt mit einem Reichtum an Forschungsergebnissen zurückkehrte. Weitere Expeditionen führten im 19. Jahrhundert an den Nordpol oder nach Südarabien. 1903 gründete sie das Phonogrammarchiv, das heute älteste Tonarchiv der Welt und wenige Jahre später das erste Institut für Radiumforschung, das von 1945 bis 1974 von der Physikerin Berta Karlik geleitet wurde.

Auch in der neueren Zeit konnten zahlreiche Meilensteine für die österreichische Forschungslandschaft erreicht werden. Mit der Gründung des Instituts für Hochenergiephysik 1966 beteiligte sich Österreich am europäischen Kernforschungszentrum CERN. In den 2000er-Jahren wurden im Bereich der Quantenphysik und den Life Sciences Institute geschaffen, die heute in der internationalen Spitzenliga spielen. Zuletzt konnten die zukunftsträchtigen Digital Humanities und mit der Eingliederung des 1899 gegründeten Österreichischen Archäologischen Instituts die archäologische Grundlagenforschung gestärkt werden.

Diese Erfolgsgeschichten – aber auch schwierige Zeiten der Finanznot nach dem Ersten Weltkrieg oder die dunklen Jahre des Nationalsozialismus – nehmen zwei große Publikationen zur Akademie im Jubiläumsjahr umfassend in den Blick. Das Buch “Sapere Aude“ der beiden Historiker Herbert Matis und Arnold Suppan erzählt die Geschichte der Akademie von 1918 bis heute. Die von den Historiker/innen Johannes Feichtinger und Brigitte Mazohl herausgegebene dreibändige „Neue Akademiegeschichte“ geht bis in das Jahr 1847 zurück - das Jahr, in dem alles begann.

 

Auf einen Blick

Jubiläums-Website mit allen Infos:

www.oeaw.ac.at/175-jahre