Philosophie in einer postnationalen Welt

Geopolitische Konflikte, soziale Unruhen und wachsende wirtschaftliche Polarisierung erschüttern das öffentliche Vertrauen und die Demokratien. In diesem Kontext scheinen sich westliche Gesellschaften – vor allem in Europa – des Risikos politischer Bevormundung und wirtschaftlicher Unterdrückung nicht voll bewusst zu sein. Global gesehen geht von diesen Verwerfungen eine Bedrohung aus, der sich auch die Philosophie als wissenschaftliche Disziplin stellen muss.
Der Präsident der International Federation of Philosophical Societies Luca Maria Scarantino plädiert bei der Leibniz Lecture unter der Schirmherrschaft der Österreichischen UNESCO-Kommission zum Thema "Philosophy in a Postnational World" für Diskontinuität in der modernen Philosophie, um den Blick über den westlichen Kanon der Philosophie hinaus zu weiten. Schlüsselkonzepte wie etwa Universalität, das Selbst oder moralische Imperative müssten neu überdacht werden und der intensive Austausch mit anderen Disziplinen gesucht werden.
Die Leibniz Lectures im Rahmen der Akademievorlesungen der ÖAW nehmen darauf Bezug, dass Gottfried Wilhelm Leibniz während seiner Tätigkeit in Wien 1712–1714 dem Kaiser erste Pläne für eine „Societät der Wissenschaften zu Wien“ vorlegte. Als Vortragende werden Persönlichkeiten eingeladen, die internationale Anerkennung nicht nur fachinterner Art gefunden haben. Ganz im Sinne des Leibnizschen Denkens stellen ihre Forschungen das Differenzierungspotential von Philosophie sowohl für die interdisziplinäre Verständigung als auch für die Auseinandersetzung mit öffentlich relevanten Problemstellungen der Gegenwart unter Beweis.
Die Veranstaltung kann auch via Live-Stream verfolgt werden (keine Anmeldung erforderlich).