
Das kontemplative Lesen war eine spirituelle Praxis, die im frühen Mittelalter von verschiedenen christlichen Klostergemeinschaften entwickelt wurde. Im lateinischen Mönchtum wurde diese Praxis als lectio divina bekannt. In einem Vortrag am Institut für Mittelalterforschung der ÖAW zum Thema "Syriac Parallels with Lectio Divina: Monastic Reading in the Church of the East (400-700 CE)" untersucht David A. Michelson eine verwandte Praxis des klösterlichen Lesens im Mesopotamien des 6. und 7. Jahrhunderts.
Asketen, die der Kirche des Ostens angehörten, verfolgten eine Form der Kontemplation, die vom Lesen über die Meditation und das Gebet bis hin zur Ekstase der göttlichen Vision führte. Der Vergleich der ostsyrischen kontemplativen Lesung mit der lateinischen Tradition der lectio divina ist aufschlussreich, da er erkennen lässt, dass sich parallele Zweige der asketischen Lesung sowohl in der lateinischen als auch in der syrischen Klosterpraxis aus ungefähr denselben evagrianischen und ägyptischen Ursprüngen entwickelt haben. David A. Michelson ist außerordentlicher Professor für Geschichte des Christentums an der Vanderbilt University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der syrischen Kulturen und Literatur. Der Vortrag findet im Rahmen des ERC Starting Grant-Projekts Reviving the Ascetic Ideal in the Eastern Mediterreanean. Entangled Memories of Early Egyptian Monasticism in Medieval Syriac, Arabic, and Armenian Christianity (969-1375 CE) statt.
Informationen
Termin:
6. November 2025, 18:00 Uhr
Ort:
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung
Postsparkasse, 4. Stock, Besprechungsraum 4
Georg-Coch-Platz 2
1010 Wien
Kontakt:
Dr. Adrian Cornel Pirtea
T: +43 1 51581-7259
Institut für Mittelalterforschung der ÖAW