Es gibt sie noch: die weißen Flecken auf der archäologischen Landkarte vor den Toren Wiens. Entlang der March – und zwar an beiden Ufern. Dort gibt es zwar Siedlungs- und Gräberfunde aus dem frühen Mittelalter, von einem umfassenden Bild der Siedlungsstrukturen ist die Wissenschaft aber noch weit entfernt. Zu sehr hatte sie sich bislang auf befestigte Siedlungen konzentriert, die charkateristisch für höher gelegene Gebiete als das Marchtal sind. Eine länderübergreifende Initiative nützt nun Geoinformationssoftware, Statistik und Modellierung dazu, die weißen Flecken diesseits und jenseits der March zu tilgen.
Auf Einladung des ÖAW-Instituts für Mittelalterforschung eröffnet Jakub Tamaškovič, Doktorand an der Constantine the Philosopher University im slowakischen Nitra, eine neue Lecture-Reihe im Rahmen des IMAFO-Forschungsprojekts „Digitising Patterns of Power“. Tamaškovič‘ Fachgebiet ist die Untersuchung mittelalterlicher Siedlungsmuster und die Anwendung von GIS in der Archäologie. Bei seinem Vortrag zum Thema „Peripherical Mountains in the Medieval World“ wird er die methodischen Herausforderungen diskutieren, Siedlungssysteme der Vergangenheit zu rekonstruieren – ihre Beziehungen zueinander ebenso wie zu ihrer natürlichen Umwelt. Damit füllt er eine Forschungslücke, die insbesondere die ländlichen, kaum befestigten Dörfer, Grab- und Streufunde in der Marchebene betrifft, die bislang wenig – und vor allem mit unterschiedlichen Terminologien in Österreich und der Slowakei – untersucht worden ist.