17.10.2018

Ethnic Revival und Sprachloyalität über Grenzen hinweg

Mit Sprach- und Identitätspolitik seit dem Fall des Eisernen Vorhangs beginnt die aktuelle Vortragsreihe „Balkanforschung an der ÖAW“. Erster Vortragender ist Christian Voß, Sprach- und Kulturwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Busbahnhof in Xanthi/West-Thrakien © Christian Voß (2017)
Busbahnhof in Xanthi/West-Thrakien © Christian Voß (2017)

Die beiden Regionen Griechisch-Makedonien – im Raum Florina – und West-Thrakien – im Raum Xanthi – sind vor etwa 100 Jahren von Staatsgrenzen durchzogen worden, die die dort lebenden muslimischen slawisch-sprachigen Pomaken in Griechenland zu einer Minderheit gemacht haben. Sie wurden damals von der makedonisch beziehungsweise bulgarisch sprechenden Mehrheit nördlich der Grenze isoliert. In Griechenland wurden ihre „dachlosen Dialekte“ starker Diskriminierung ausgesetzt und sind heute vom Sprachtod bedroht. Seit den 1990er Jahren aber hat die politische und wirtschaftliche Liberalisierung in beiden Regionen einen ethnischen Aktivismus entstehen lassen, der auch sprachpolitisch aktiv ist.

Christian Voß, Professor für Südslawische Sprach- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, thematisiert diese Dynamiken in einem Vortrag der Reihe „Balkanforschung an der ÖAW“ und zeigt exemplarisch, wie Minderheiten ihre kulturellen Ressourcen verhandeln.  Unter dem Titel „Ethnic Revival, Transnationalismus und Sprachloyalität: Muslimische und christliche slawischsprachige Minderheiten in Nordgriechenland“ berichtet er von seinen Feldforschungen und analysiert die seit dem Fall des Eisernen Vorhangs auf dem Südbalkan aktivierte Sprach- und Identitätspolitik.

Programm

 

Termin:
17. Oktober 2018, 18:00 Uhr

Ort:
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW, Fachbereich Balkanforschung
Apostelgasse 23, Seminarraum im Erdgeschoß
1030 Wien

Kontakt:
Dr. Robert Pichler
T: +43 1 51581-7362 
Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung (INZ) der ÖAW