Vor etwa siebenhundert Jahren verfasste Rashīd al-Dīn, gelehrter Wesir der mongolischen Ilchane-Dynastie, die erste Weltgeschichte – geschrieben aus einer globalen Perspektive. Möglich wurde das nicht zuletzt deshalb, weil sich damals der Herrschaftsbereich der Ilchane von Zentralasien bis in den Nahen Osten erstreckte. Von der Erforschung Rashīd al-Dīns historischem Schaffen und seinem – in der Fachwelt noch weniger bearbeiteten – theologisch-philosophischen Werk erwartet sich die Wissenschaft wichtige Erkenntnisse.
Ein Disziplinen übergreifender Zugang zu Rashīd al-Dīns Werk, wie ihn die Islamwissenschaftlerin Judith Pfeiffer verfolgt, schlägt zudem eine Brücke in die Gegenwart. Als Vortragende der nächsten JESHO Lecture der ÖAW spricht die Direktorin des Alexander von Humboldt Kolleg for Islamicate Intellectual History in Bonn über „The Mongol Moment in the Middle East: Rashīd al-Dīn (d. 718/1318) and the Writing of World History“. Sie wird dabei vor allem die erkenntnistheoretischen Aspekte für die moderne Geschichtsschreibung beleuchten.
Die JESHO Lectures werden gemeinsam vom Institut für Iranistik der ÖAW und dem Verlag Brill Academic Publishers, Verleger des Journal of the Economic and Social History of the Orient (JESHO), organisiert. Die Vortragsreihe soll es ermöglichen, globalhistorische Ansätze mit lokalen Genealogien des Kulturwandels in Asien zu verknüpfen und zum Austausch zu bringen. Dadurch erhalten Asienforscher/innen ein Forum, politische und kulturelle Dynamiken auf dem Kontinent aus den unterschiedlichen Perspektiven ihrer eigenen Perioden, Regionen und Materialien vorzustellen.