Die Kommission für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften der ÖAW lädt ein zur Präsentation von Neuerscheinungen zur…
Eine schwierige Koexistenz

Der Glaube an die Möglichkeit verschiedener Formen der Interaktion mit den Geistern der Vorfahren ist Teil der religiösen Kultur vieler muslimischer ethnischer Gruppen in Südostasien. Solche Überzeugungen und Praktiken stehen aber mit bestimmten islamischen Dogmen über das Schicksal der menschlichen Seelen nach dem Tod im Widerspruch.
Der Islamwissenschaftler Zoltan Szombathy nimmt dieses Spannungsfeld bei seiner ISA International Guest Lecture "Uneasy Coexistence: Islamic Doctrine and the Belief in Ancestral Spirits in Southeast Asia" auf Einladung des Instituts für Sozialanthropologie der ÖAW in den Blick. Er wird zunächst auf Erscheinungsformen dieses Glaubens in Südostasien eingehen – beispielsweise auf die Vorstellung von der Reinkarnation der Vorfahren in einigen ihrer Nachkommen und insbesondere auf Rituale der Besessenheit durch Ahnengeister. Anschließend wird der Leiter der Abteilung für Arabistik an der Eötvös-Loránd-Universität (Budapest) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Avicenna-Institut für Nahoststudien die Argumente einiger reformorientierter muslimischer Autoren aus der Region analysieren, die die konzeptionellen Grundlagen solcher Riten kritisiert haben. Die vorgestellten muslimischen Gelehrtenmeinungen stammen aus dem frühen 13./19. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen indonesischen Fatwas.