Text: Johanna Witzeling

Rund um das 200-jährige Jubiläum des Entsatzes von Wien 1683 wurden mehrere ‚Comités‘ und ‚Commissionen‘ gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, Veranstaltungen, Publikationen bzw. Denkmalsetzungen für das Jubiläumsjahr 1883 zu planen.

Die ‚Säcularfeier-Comission‘

Die schon im Jahr 1878 eingerichtete ‚Säcularfeier-Commission’, auch ‚Bibliotheks-Commission’ (Wienerisches Ehrenkränzlein 1883: 38) genannt, bestand aus Mitgliedern des Gemeinderats und war mit den Vorbereitungen der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum des Entsatzes von 1683, insbesondere mit der Durchführung und Vorbereitung der Historischen Ausstellung im neuen Wiener Rathaus, betraut.

Zu den Mitgliedern der Kommission zählten Bürgermeister Eduard Uhl und sein erster Stellvertreter Dr. Johann Nepomuk Prix sowie folgende Gemeinderäte (Weiss, in: Historische Ausstellung der Stadt Wien 1883: 3):

Am 13. Dezember 1882 wählte die ‚Säcularfeier-Comission‘ ein spezielles ‚Sub-Comité‘, auch ‚Ausstellungs-Comité‘ genannt, aus ihren eigenen Reihen. Dieses ‚Sub-Comité‘ sollte sich der Vorbereitung aller Veranstaltungen rund um die Historische Ausstellung widmen. Die dafür nötigen finanziellen Mittel wurden vom Gemeinderat zur Verfügung gestellt.

Zum Obmann wurde der Gemeinderat und Kommunalpolitiker Josef Matzenauer gewählt. Zu den weiteren Mitgliedern des ‚Sub-Comités‘ zählten folgende Gemeinderäte (Weiss, in: Historische Ausstellung der Stadt Wien 1883: 3f):

  • Bernhard Frieb,
  • Josef Gugler,
  • Dr. Wilhelm Ritter von Mauthner
  • und Andreas Streit

Diese waren dazu berechtigt, sich nach Bedarf an externe Experten zu wenden.

Dafür standen ihnen folgende Personen zur Verfügung:

  • Karl Haradauer Edler von Heldendauer (k.k. Major und Vorstand des Kartenarchives im k.k. Reichskriegs-Ministerium)
  • Dr. Josef Karabacek (Professor an der Wiener Universität für Geschichte des Orients und ihrer Hilfswissenschaften)
  • Sigmund L’Allemand (Professor an der Akademie der bildenden Künste)
  • Dr. Eduard Freiherr von Sacken (Archäologe und Kunsthistoriker sowie k.k. Regierungsrat und Direktor der Antiken- und Münzsammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses; nach seinem Tod am 20. Februar 1883 übernahm Dr. Friedrich Kenner, Direktor derselben Sammlung seine Expertenrolle)

Mit der Erstellung von Vorschlägen und der Leitung der gesamten Geschäfte der Ausstellung wurde der städtische Archivdirektor Karl Weiss betraut. Zum Schriftführer des ‚Ausstellungs-Comités’ wurde Kustos Dr. Karl Glossy (Literaturhistoriker) ernannt. An der Katalogisierung der Objekte und Mitgestaltung des Katalogs waren neben Karl Weiss insbesondere die Kustoden Glossy und Dr. Karl Uhlirz beteiligt.

Die ‚Bürgervereinigung Liebenberg‘

Die ‚Bürgervereinigung Liebenberg‘ wurde bereits 1881 gegründet. Zweck der Bürgervereinigung Liebenberg war laut Statuten: „Die Stärkung und Hebung des österreichischen Bürgersinnes, die Pflege von Erinnerungen an alle jene Momente, welche von jeher als voranleuchtende Beispiele in diesem Sinne galten, und nach Umständen Feier derselben im Vereinskreise oder in der Oeffentlichkeit“ (Liebenberg-Denkmal-Comité 1890: 2).

Die Direktion hatte Präsident Carl Giani (Hofkunststicker) inne. Die übrigen Vorstandsmitglieder waren laut dem Kunsthistoriker und Leiter des Diözesanmuseums Anselm Weißenhofer (1957: 3) Handwerker und Geschäftsleute:

  • Carl Denk
  • J. A. Kment
  • August Fritz
  • Georg Safran
  • Johann Malek
  • Moriz Hermann

Um den Bau eines Denkmals zur Erinnerung an Johann Andreas von Liebenberg, den Bürgermeister von 1683, zu initiieren wurde das ‚Liebenberg-Denkmal-Comité’ mit folgenden Mitgliedern gegründet (vgl. Liebenberg-Denkmal-Comité 1890: 5): Als Ehrenpräsident fungierte Eduard Uhl, der Bürgermeister von Wien (1882–89), als Präsident Josef Mathias Aigner, ein Maler, Gemeinderat und 48er-Revolutionär. Aigner starb am 18. Februar 1886 durch Selbstmord. Er wurde als Präsident durch Friedrich Freiherr von Leitenberger, einem der führenden Liberalen Wiens, ersetzt.

Mitglieder des Liebenberg-Denkmal-Comités’ waren

  • Dr. Johann N. Prix, Bürgermeister von Wien (1889–94)
  • Franz Berger, k.k. Ober-Baurat
  • Theodor Ritter von Goldschmidt, k.k. Baurat
  • J. A. Kment
  • Max Freiherr von Kübeck, k.k. Legationsrat
  • Dr. Karl Landsteiner, damals Abt in Mikulov/Nikolsburg und Verfasser des Bühnenstücks „Der Bürgermeister von Wien“
  • Ferdinand Leonhardt
  • Franz Löblich
  • Rudolf Luksch
  • Franz Ritter von Neumann, k.k. Baurat
  • C. L. Praetorius
  • Franz Roth
  • Theodor Starzengruber, Sekretär des ‚Liebenberg-Denkmal-Comités’
  • Carl Vaugoin, Juwelier und Wiener Stadtrat
  • Dem ‚Executiv-Comité’ gehörten folgende Personen an:
  • Friedrich Freiherr von Leitenberger
  • Franz Berger
  • Theodor Ritter von Goldschmidt
  • J. A. Kment
  • Theodor Starzengruber

Komitees für den Bau des ‚Türkenbefreiungsdenkmals‘

Komitees für den Bau des ‚Türkenbefreiungsdenkmals‘

Für den Bau des ‚Türkenbefreiungsdenkmals‘ im Stephansdom wurde ein ‚Constituierendes Comité‘ gegründet, das unter dem Vorsitz von Fürsterzbischof Ganglbauer erstmals am 28. Februar 1884 zusammentrat. Es setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen (vgl. Zeissberg 1894: 35):

Daneben gab es auch noch ein ‚Executiv-Comité‘, an dem sich folgende Personen beteiligten:

  • Nikolaus Dumba, Industrieller, liberaler Politiker
  • Rudolf von Eitelberger, Kunsthistoriker, erster Professor für Kunstgeschichte in Wien (1852); Initiator und erster Leiter des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
  • Edmund Hellmer, k.k. Professor, Künstler, Architekt, Bildhauer
  • Wenzel Kaindl
  • Franz Kornheisl, ab 1875 Kanonikus von St. Stephan, ab 1877 päpstlicher Hausprälat
  • Josef Matzenauer, 1870–1900 Gemeinderat in Wien, 1891–1894 Stadtrat, 1894–1895 2. Vizebürgermeister von Wien. Er war auch in der Säkularfeierkommission und im Subkomitee der Historischen Ausstellung 1883 tätig.
  • Johann Newald, Historiker und Numismatiker
  • Friedrich Schmidt, Dombaumeister
  • Carl Zeller, österreichischer Jurist, Ministerialrat, Leiter des Kunstreferates im Unterrichtsministerium und Komponist

Literatur

Literatur

Liebenberg-Denkmal-Comité (1890): Enthüllungsfeier des Liebenberg-Denkmals. 12. September 1890. Wien.

Weiss, Karl (1883): Katalog der historischen Ausstellung der Stadt Wien 1883. Aus Anlass der zweiten Säcularfeier der Befreiung Wien’s von den Türken vom Gemeinderathe veranstaltet. Wien.

Weißenhofer, Anselm (1957): Geschichte des Liebenbergdenkmals. In: Wiener Geschichtsblätter, 12. Jahrgang, Nr. 1, 2–7.

Wienerisches Ehrenkränzlein von 1683 (1883): Unparteiische Prüfung der Anschuldigungen des Herrn Onno Klopp durch eine Vereinigung von Wiener Bürgern. Herausgegeben als erste Vereinsgabe der „Bürgervereinigung Liebenberg“. Wien.

Zeissberg, Heinrich, Ritter von (1894): Denkschrift zur Erinnerung an die zweite Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683 anlässlich der am 13. September 1894 erfolgten Enthüllung des Denkmales im St. Stephansdome zu Wien. Im Auftrag des Denkmal-Executiv-Comités. Wien.