Text: Johanna Witzeling

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Entsatzes von Wien wurden 1883 zahlreiche Geschichtswerke publiziert: Während dynastisch-loyale Geschichtsschreiber die Rolle von Kaiser Leopold I. und Karl V. von Lothringen positiv hervorhoben, unterstrichen andere Autoren den Einsatz der Polen, Tschechen oder der Wiener Bürgerschaft. Einige Historiker übten jedoch auch Kritik an den Verteidigern und Befreiern von 1683 – allen voran Onno Klopp, dessen Geschichtswerk heftige Kontroversen auslöste (siehe “Onno Klopp greift an”).

Onno Klopp holt zum Rundumschlag aus

Onno Klopp holt zum Rundumschlag aus

In der deutschsprachigen Türkenhistoriografie um 1883 sind neben anti-osmanischen auch anti-slawische, insbesondere anti-polnische Tendenzen auszumachen. Dem Historiker und Publizisten Onno Klopp (1822–1903) kommt bei der Diskussionen rund um die Jubiläumsfeierlichkeiten eine besondere Rolle zu. In seinem 1882 erschienenen Buch „Das Jahr 1683 und der folgende große Türkenkrieg bis zum Frieden von Carlowitz 1699“ stellte Klopp den Anteil verschiedener (nationaler) Gruppen am Entsatz von 1683 in Frage. Er kritisierte nicht nur den ‚Polenkönig‘ Jan III. Sobieski und die Rolle der Polen, sondern auch die der Ungarn sowie Emmerich Thököly, den Anführer der aufständischen Ungarn. Im Besonderen zielte sein Angriff aber auf die Wiener Bürger von 1683, denen er Feigheit und Kapitulationsgedanken vorwarf. Deswegen wiederum fühlte sich die Wiener Bürgerschaft von 1883 beleidigt und verletzt. Die öffentliche Auseinandersetzung zwischen Klopp und dem Wiener Gemeinderat ist durch (populär)wissenschaftliche Werke sowie verschiedene Zeitungen der damaligen Zeit (siehe “Onno Klopp und die Medien”) dokumentiert (vgl. Feichtinger 2010: 112f.).

„Ein unversöhnlicher Gegner der polnischen Nation“

„Ein unversöhnlicher Gegner der polnischen Nation“

Die Kritik Onno Klopps veranlasste aber auch andere Historiker dazu, Stellung zu den Ereignissen von 1683 zu beziehen. So versuchten etwa polnische Autoren die Position Sobieskis in diversen Publikationen zu stärken. Der Pole Johann Chelmecki (1816–1887), Priester, Abgeordneter des Österreichischen Reichsrates sowie Vorsitzender des polnischen Jubiläumskomitees 1883 in Wien, nahm in seiner 1883 veröffentlichten Schrift „König Johann Sobieski und die Befreiung Wiens – Eine kritische Abhandlung anlässlich der zweiten Säcularfeier des am 12. September 1683 erfolgten Entsatzes von Wien“ auf Onno Klopps Geschichtsbuch direkt Bezug. Das in italienischer, polnischer und deutscher Sprache erschienene Werk sollte dazu dienen, die Verdienste Sobieskis und der Polen um die Christenheit vor dem Vergessen zu bewahren. Chelmecki schrieb:

In einem vor wenigen Monaten erschienenen, umfangreichen Geschichtswerke wurde durch willkürliche Gruppirung einzelner, mehr oder weniger zweifelhafter Daten, durch gezwungene Deutung, besonders aber durch Unterlassung von Anführungen aller, der vorgefassten Meinung entgegenstehender Thatsachen, durch Unterdrückung gewichtiger historischer Momente, welche in das Verdächtigungssystem des Autors nicht passten, sowohl die Bürgerschaft der Stadt Wien, als auch die polnische Nation arg verletzt. (ebd.: 6)

Bezeichnenderweise erschien der erste Teil dieser Formulierung auch im so genannten „Wienerischen Ehrenkränzlein“ (auf Seite 3) der ‚Bürgervereinigung Liebenberg‘– allerdings in abgeänderter Form: die Wiener Bürger warfen Klopp hier lediglich die Beleidigung „der Bevölkerung“ sowie deren „berufener Vertreter“ vor:

[…] entgegenstehender Thatsachen, das Verhalten der Wiener in einem Lichte geschildert, welches der bisherigen, durch zahlreiche Zeugnisse begründeten Annahme vollkommen widerspricht und die Bevölkerung, sowie deren berufene Vertreter kurzweg der Feigheit und Verrätherei zeiht (ebd.)

Klopp, so Chelmecki, „greift auf directe Weise den Charakter des Königs Sobieski an“ (ebd.: 11) und sei damit „ein unversöhnlicher Gegner der polnischen Nation und des polnischen Königs Sobieski!“ (ebd.: 17).

Während Klopp Sobieski vorwarf, die kaiserlichen Truppen in erster Linie aus eigennützigen, materiellen Beweggründen unterstützt zu haben, sah Chelmecki darin einen Akt christlicher Nächstenliebe.

Ein objectiver Geschichtsschreiber der Türkenkriege kann nicht umhin auszusprechen, dass in der Türkenfrage nur die Polen allein nach dem Principe der christlichen Solidarität handelten, während dasselbe anderen Mächten fehlte. [...] Noble Politik [...] gegenüber einem Nachbar, welcher sich bald unter der Wucht der schwedischen Hiebe, bald unter dem Drucke des Königs Ludwig XIV. beugte und sich nicht aufzuraffen vermocht hätte ohne die freundschaftliche Neutralität und Unterstützung seitens der Polen. (ebd.: 9)

Es sei weiters bekannt, dass Sobieski „unter allen weltlichen Machthabern jener Zeit der einzige war, welcher es sich zu seiner Lebensaufgabe machte, die Christenheit vor den gewaltigen Anstürmen der Osmanen zu befreien“ (ebd). Schließlich habe sogar Papst Innozenz XI. in einer „besonderen Breve“ Sobieski den Titel ‚Beschützer der Christenheit‘ verliehen (ebd.: 25). „Es kann also Niemand in Abrede stellen, dass ihm, dem König Sobieski, als dem Befreier Wiens bei der bevorstehenden Säcularfeier der erste Rang gebührt (ebd.: 29f).“

Warum der Sieg Sobieskis so bedeutend war, schilderte Chelmecki in folgendem Abschnitt:

Der Sieg der christlichen Armee vor Wien am 12. September 1683 ist ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung, ist eine Entscheidung zu Gunsten des katholischen Glaubens, der Civilisation, der Cultur und Sitten gegen die Ueberfluthung wild einherstürmender, roh waltender Kräfte, die Allem, was das christliche Europa hoch und heilig zu halten gewohnt war, mit erbarmungslosem Untergange drohte. Es war nicht blos der kriegerische Widersacher Wiens und der habsburgischen Erblande, es war der Erbfeind der Christenheit und des civilisirten Europa. (ebd.: 31)

Die Rolle der Wiener Bürger 1683

Die Rolle der Wiener Bürger 1683

Vor allem kritisierte Onno Klopp das Verhalten der Wiener Bürger während der Türkenbelagerung 1683, was zu heftigen Diskussionen in Politik und Presse führte (siehe “Onno Klopp greift an” und “Onno Klopp und die Medien”). Aber auch namhafte Historiker nahmen in dieser Debatte Stellung.

Im Lichte der ‚historischen Ereignisse’ lässt sich die politische Lage um 1883 sehr gut nachzeichnen: Im Wesentlichen konkurrierten zwei politische Lager um die Vormachtstellung in Wien. Daher lassen sich auch zwei gegensätzliche Auslegungen in der Frage erkennen, wie groß der Verdienst der Wiener Bürgerschaft bei der Verteidigung der Stadt tatsächlich war. Je nachdem, ob sich die Verfasser von wissenschaftlichen oder journalistischen Schriften dem liberalen oder konservativen Lager zuordneten, argumentierten sie für oder gegen die polemische Schrift Onno Klopps. Der Wiener Historiker Karl Vocelka rekontextualisiert die Rezeption des Klopp’schen Werkes kurz und bündig:

Dieses Beispiel […] ist geradezu ein Musterfall für die Einordnung der historischen Forschungen und die Bedingtheit der Darstellungen auch zum Jahre 1683 in die politischen Spannungen zwischen Großdeutschen und Kleindeutschen auch noch mehr als ein Jahrzehnt nachdem die Entscheidung in dieser Frage politisch gefallen war. Auch die politische Aktualisierung historischer Ereignisse, die auf den ersten Blick nicht sehr brisant erscheinen, in der wissenschaftlichen Diskussion kann an diesem Modell klar gemacht werden. (Vocelka 1983: 372)

Liberale Stimmen

Liberale Stimmen

Um Onno Klopps Anschuldigungen gegenüber der Wiener Bürgerschaft zu widerlegen, hatte der Gemeinderat den Archiv- und Bibliotheksdirektor Karl Weiss (1826–1895) damit beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Daneben wurden aber auch andere Schriften zur Verteidigung der Wiener Bürger publiziert. Hier wären zwei weitere Schriften zu nennen: Zum einen der von Franz S. Leithner im Jahr 1883 veröffentlichte Text „Der heldenmüthige Kampf Wiens gegen die Türken 1683 und Onno Klopp’s ungerechte Verdächtigungen der Wiener Bürgerschaft“. Zum anderen die als erste Vereinsgabe der ‚Bürgervereinigung Liebenberg‘ herausgegebene Schrift „Wienerisches Ehrenkränzlein von 1683“, die – wie der Untertitel vorwegnimmt – auf eine „Unparteiische Prüfung der Anschuldigungen des Herrn Onno Klopp durch eine Vereinigung von Wiener Bürgern“ abzielte.

Im Vorwort des „Wienerischen Ehrenkränzlein“ heißt es dazu:

Neben einer Kundgebung des hiezu in erster Linie berufenen Gemeinderathes nahmen auch noch weitere Kreise in der Frage über das Verhalten der Wiener im Jahre 1683 Stellung, und in der Tagesliteratur entspann sich eine jener Controversen, durch welche die Sache an sich nicht klarer wird und auch keine Förderung bezüglich ihrer Bedeutsamkeit erfährt. (ebd.: 3)

1882 erschien die Publikation von Klopp „Zur zweiten Säcular-Feier des 12. September 1683“, in der er

unbekümmert darum, dass die meisten seiner Argumente schon widerlegt wurden, seine Behauptungen aufrecht hält. Es ist das eine bequeme, aber gewiß nicht wissenschaftliche Methode, nach Art der Frauen, trotz aller Gegenargumente, immerfort die erste Rede zu wiederholen und sich darum, weil die Gegner einer solchen Kampfweise müde werden, den Sieg zuzuschreiben. (ebd.: 4)

In Zweifel gezogen wurde nicht nur Onno Klopps Kompetenz als ‚Geschichtsschreiber‘, sondern man warf ihm als ‚Deutschen’ auch vor, dass ihm der notwendige Patriotismus abging, um eine gebührende Geschichte seines neuen Heimatlandes schreiben zu können. Zudem sei Klopp in seinen Antworten „flink und gewandt im Angriff“, mit einer

Hartnäckigkeit, die nach der gewöhnlichen Lebenserfahrung nicht für die Güte einer Sache spricht, wiederholt er seine Verdächtigungen fort und fort, ohne sich darum zu kümmern, dass er mit seiner Auffassung, die ebenso neu ist, als sein mit Emphase betontes Oesterreicherthum, ganz allein steht und in seinem Streite auch nicht einen Genossen aus dem Kreise jener Männer hat, welche die heimische Geschichtsforschung zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben. (ebd.: 3f.)

Konservative Stimmen

Konservative Stimmen

Der Forstmann, Numismatiker und Verfasser von historischen Studien Johann Newald (1817–1886) nahm in seinem 1883 publizierten Geschichtswerk „Beiträge zur Geschichte der Belagerung von Wien durch die Türken im Jahre 1683“ ebenfalls auf die Kritikpunkte Onno Klopps und Albert Camesinas Bezug. Newald reduzierte dabei den Beitrag der Wiener Bürger von 1683 auf „Wachten und Schanzen“ und bemerkte in einer ausführlichen Fußnote (Seite 227), dass es dem Archivdirektor Weiss nicht gelungen sei, die „Antheilnahme der Bürger an den Kämpfen“ nachzuweisen:

Die Bürger hielten die Dominikaner- oder Bürgerbastei besetzt, wo sie auch ihre Geschütze placirt hatten. Sie deckten hier das einzige nicht verbollwerkte Stadtthor, das Stubenthor, und wiesen die Annäherung des Feindes an dieser Seite der Festungswerke zurück. Der eigentliche Angriff fand hier jedoch nicht statt. (ebd.: 226)

Newalds Recherchen zufolge gab es keinen Beleg für „die Betheiligung der Wiener Bürger“ an den Kämpfen:

Bei den gegen die Türken mit der blanken Waffe durchgeführten Kämpfen auf den Glacien, an den Contrescarpen, im Stadtgraben, auf dem Burgravelin und endlich auf den Breschen der Burgbastei und der Löwelbastei waren nur die kaiserlichen Besatzungstruppen betheiligt. (ebd.: 229)

Daher sollten vor allem die Mitglieder der kaiserlichen Regimenter geehrt werden, sei doch diesen die Rettung Wiens zu verdanken:

Wie schön wäre es, wenn ein Denkstein mit den Namen aller Regimenter, welche die Besatzung von Wien zur Zeit der Türkenbelagerung im Jahre 1683 gebildet, auch mit den Namen ihrer Anführer geschmückt, an jener Stelle wo einst das Burgravelin stand, den Nachkommen erzählen würde, dass an diesem Platze Tausende von braven kaisertreuen Soldaten geblutet, um Wien dem Christenthume und dem darauf gegründeten Kulturstande zu erhalten. (ebd.: 229f.)

Der in Prag geborene konservative Wiener Historiker und Politiker Joseph Alexander Freiherr von Helfert (1820–1910) äußerte sich in einem Vortrag mit dem Titel „Die weltgeschichtliche Bedeutung des Wiener Sieges von 1683“ über den Wiener Bürger Camesina folgendermaßen:

Trotz der mannigfachen, zum Theile wesentlichen Berichtigungen und Ergänzungen, die Johann Newald in seinem jüngst erschienenen, aus bisher unbenützten Quellen geschöpften Beiträgen zur Geschichte der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 […] lieferte, wird Camesina’s Werk für alle Zeiten eine Fundgrube für Alles bleiben, was sich in den ereignißvollen Wochen des Hochsommers von 1683 in und um Wien begeben hat. In und um Wien – mehr wollte der Verfasser nicht bieten. Den trotz seines italienischen Namens und seines gleichfalls italienischen Prädicates, war Camesina von San Vittore bekanntlich ein Ur-Wiener, wie einer urer und wienerer gar nicht sein kann. […] Aber mit dieser örtlichen streng Wiener Behandlung der zweiten Türkenbelagerung ist es keineswegs abgethan. (ebd.: 3f.)

Ein weiteres interessantes Detail: Der „volle Ertrag“ des publizierten Vortrags (gehalten am 2. September 1883 in der Festversammlung des katholisch-politischen Casinos der inneren Stadt) „ist dem Weinhauser Kirchenbau-Fonde von St. Joseph ob der Türkenschanze gewidmet“. Der Vortrag wurde, nachdem er in der hochkonservativen Zeitung ‚Das Vaterland. Zeitung für die österreichische Monarchie’ im Beiblatt der Ausgabe vom 8. September 1883 veröffentlicht worden war, in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt (vgl. Helfert 1884: 12).

In seiner 1884 veröffentlichten Aufarbeitung der Jubiläumsliteratur des Jahres 1883 ergriff er klar Partei für Onno Klopp. Einerseits könne man einem „redlichen Forscher“ nicht verbieten, die „vorliegenden Beweismittel zu unterdrücken“, zum anderen würde

Wer übrigens unbefangen S. 243–250 des Klopp’schen Werkes liest […] gestehen, dass man immerhin einen heiklen Punkt nicht rücksichtsvoller und vorsichtiger behandeln kann, als es hier geschehen ist. Woher also dieser Lärm, dieser Schimpf und Hohn – einen ‚ehrabschneiderischen Historiopfaffen‘ erfrechte sich ein jüdischer Tages-Scribent ihn zu heissen! – über etwas, was man, da es siebenzehn Jahre früher vielleicht schroffer ausgesprochen worden, mit völligem Stillschweigen übergangen hatte?! (Helfert 1884: 6)

Helfert schrieb über sich selbst auf Seite 17 seiner Sammlung der Jubiläumsliteratur, er sei nach Onno Klopp am meisten von den Wiener Bürgern angegriffen worden. Wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, vermutete er, weil er als Tscheche in seinen „kritisch-politischen Aufsätzen“ zur „Kaplíř -Frage“ versucht habe, die Verdienste des böhmischen Grafen Kaplíř an der Verteidigung Wiens hervorzuheben.

Nach Onno Klopp hat keiner der Jubiläums-Schriftsteller die Fülle des Wienerischen Zornes in solchem Maasse über sich ergehen lassen müssen als Helfert. Ernste Schriftsteller haben seine Behauptungen theils direct theils indirect zu widerlegen versucht und ihn dadurch in die Lage gebracht sie wiederholt zu vertheidigen, ihre Angriffe zurückweisen zu müssen. (ebd.: 17)

Klopps Werk in der deutschen Kritik: Zwischen Anerkennung und Ablehnung

Klopps Werk in der deutschen Kritik: Zwischen Anerkennung und Ablehnung

Der Wiener Historiker Karl Vocelka verweist auf zwei weitere, sehr unterschiedliche Stellungnahmen zum Werk Onno Klopps, die von der 1883 noch vorhandenen Aktualität der längst entschiedenen Auseinandersetzung zwischen groß- und kleindeutscher Variante, katholischer oder protestantischer Vorherrschaft, deutschem Kultur- oder österreichischem Staatsnationalismus zeugen:

Die „Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland“ anerkannten Klopps Leistung vorbehaltlos: Klopp habe mit einer kritiklosen Historie gebrochen und „ordnende Hand an das Chaos unzuverlässiger Bereicht“ gelegt, „Unerklärtes durch Anführung neuer Thatsachen“ erklärt, „Dunkles“ aufgehellt und auf „den inneren Zusammenhang der einzelnen Geschehnisse“ hingewiesen. In der „Historischen Zeitschrift“ wird Klopps Buch hingegen aus einer protestantisch-preußischen Perspektive scharf abgelehnt: „Auch dieses Werk“ sei, „kurz gesagt, eine ultramontane Tendenzschrift“, in der „Herr K.“ – wie selbstverständlich – „die brandenburgische Politik jener Zeit“ zum Objekt seines Angriffs und „Verläumdungen der hässlichsten Art“ macht. Er habe die Säkularfeier „nicht würdiger zu benutzen verstanden, als eine Schmähschrift auf den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zu entwerfen“. Seine Helden (den Kaiser Leopold, den Herzog von Lothringen und die Inhaber der kirchlichen Gewalt) habe er durch „vornehmes Ignorieren des ihm unbequemen, sonst bekannten Materials“ „als die tugendhaftesten“ Persönlichkeiten gezeichnet, „seine Gegner aber als Ausbünde aller moralischen Verworfenheit.“ (vgl. Vocelka 1983: 371f. Erinnerungen 1883: 321; Berner 1886: 279f.)

Literatur

Literatur

Berner, Ernst (1886): Literaturbericht. Onno Klopp. Das Jahr 1683 und der folgende große Türkenkrieg bis zum Frieden von Carlowitz 1699. Graz 1882. In: Historische Zeitschrift 56 (1886), 278–280.

Bienkowski, Wieslaw (1983): Wien und Krakau 1883. Die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum. In: Studia Austro-Polonica 3. Warschau/Krakau, 401–439.

Camesina, Albert (1865): Wien’s Bedrängniß im Jahre 1683. Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien. Band 8, Wien.

Chelmecki, Johann (1883): König Johann Sobieski und die Befreiung Wiens. Eine kritische Abhandlung anläßlich der zweiten Säcularfeier des am 12. September 1683 erfolgten Entsatzes von Wien. Wien.

Erinnerungen zum Jahrestage der zweiten Türkenbelagerung (1883). In: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland 92, 279f.

Feichtinger, Johannes (2010): „Auf dem Zauberhaufen“. Der Burgravelin und die Funktionalisierung des Gedächtnisses an den Entsatz Wiens von den Türken 1683. In: ÖZKD. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, Jg. 64, Heft 1–2 (Sonderheft: Wiener Stadt- und Burgbefestigung, konzipiert und koordiniert von Markus Jeitler, Richard Kurdiovsky, Anna Mader-Kratky), 108–115.

Helfert, Joseph-Alexander Freiherr von (1884): Die Jubiläums-Literatur der Wiener Katastrophe von 1683 und die Kaplir-Frage. Prag.

Klopp, Onno (1882): Zur Zweiten Säcular-Feier des 12. September 1683. Wiederabdruck der Anfrage des Herrn Bürgermeisters Uhl und der zwei offenen Sendschreiben von Onno Klopp an denselben, mit einem Votum für die Säcularfeier. Graz.

Klopp, Onno (1882): Das Jahr 1683 und der folgende große Türkenkrieg bis zum Frieden von Carlowitz 1699. Graz.

Leithner, Franz S. (1883): Der heldenmüthige Kampf Wiens gegen die Türken 1683 und Onno Klopp’s ungerechte Verdächtigungen der Wiener Bürgerschaft. Krems an der Donau.

Newald, Johann (1883): Beiträge zur Geschichte der Belagerung von Wien durch die Türken im Jahre 1683. Wien.

Vocelka, Karl (1983): Die zweite Wiener Türkenbelagerung von 1683 und ihr Reflex in der Wissenschaft, den Schulbüchern und den Jubiläumsveranstaltungen. In: Studia Austro-Polonica 3. Warschau/Krakau, 359–381.

Wienerisches Ehrenkränzlein von 1683 (1883): Unparteiische Prüfung der Anschuldigungen des Herrn Onno Klopp durch eine Vereinigung von Wiener Bürgern. Herausgegeben als erste Vereinsgabe der „Bürgervereinigung Liebenberg“. Wien.