The World Academy of Sciences 13th General Conference and 26th General Meeting


Die Sprache der Wissenschaft ist universell

Von Afrika bis Europa, von Asien bis Amerika: Rund 300 Wissenschaftler/innen aus aller Welt waren bei der Jahrestagung der World Academy of Sciences an der ÖAW zu Gast. Die Verständigung fiel leicht, denn die Sprache der Wissenschaft ist universell. Ein Rückblick in Bildern.


Hochrangige Persönlichkeiten aus der Welt der Wissenschaft trafen sich vom 18. bis 21. November 2015 zur Jahreskonferenz der World Academy of Sciences (TWAS) in Wien. Die Konferenz mit Teilnehmer/inne/n aus über 60 Staaten, vor allem aus Entwicklungs- und Schwellenländern, fand zum ersten Mal in Österreich statt. Im Zentrum der Gespräche: Nachhaltige Entwicklung.


„Es ist eine große Ehre für die Österreichische Akademie der Wissenschaften, Gastgeberin der Jahreskonferenz der TWAS zu sein“, so Anton Zeilinger, Präsident der ÖAW, zur Konferenz. „Ganz im Sinne ihrer zentralen Aufgabe – die Wissenschaft in jeder Hinsicht zu fördern – möchte die Akademie wissenschaftliche Kooperationen auf einer globalen Ebene fördern. Ich bin überzeugt, dass die Wiener Konferenz die internationale Position der TWAS als weltweite Stimme der Wissenschaft stärken wird.“


Eröffnet wurde die Konferenz am 18. November mit Ansprachen von u.a. Bundespräsident Heinz Fischer, Vize-Kanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner, ÖAW-Präsident Anton Zeilinger und TWAS-Präsident Bai Chunli. Fischer bekräftigte in seiner Rede den wichtigen Stellenwert des weltweiten wissenschaftlichen Austauschs: "Die Stärkung der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit ist eines der zentralen Themen in unserer globalisierten Welt."


Vize-Kanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner betonte bei der Eröffnung die Bedeutung der Forschung für gesellschaftlichen Fortschritt und nachhaltige Entwicklung: "Nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert ist nichts, das nur irgendjemanden irgendwo weit entfernt betrifft. Wir alle spielen dabei eine Rolle. Und wir alle müssen unsere Anstrengungen verstärken. Innovation und Technik sind die Schlüsselfaktoren für die Lösung dieser globalen Herausforderungen, daher braucht es hier konsequente Investitionen und ein klares Bekenntnis aller Staaten."


"Indeed, all of us can learn from each other", bekräftigte TWAS-Präsident Bai Chunli in seiner Ansprache das Ziel der Konferenz an der ÖAW. "This is why our meeting in Vienna is so important. It is a signal to the world: South and North have shared interests, and we are working together." Wie gut diese Zusammenarbeit funktionieren kann, zeigte sich in den einzelnen Sessions der folgenden Tage, in denen Wissenschaftler/innen von Nord- und Südhalbkugel ihre aktuellen Forschungen miteinander teilten und gemeinsam neue innovative Ideen für die Zukunft diskutierten.


Den Eröffnungsvortrag zur Konferenz hielt der südafrikanische ehemalige Verfassungsrichter und Anti-Apartheid-Aktivist Albert Louis Sachs. In einer bewegenden Rede mahnte er, dass politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler/innen bei der Verwirklichung der Ziele nachhaltiger Entwicklung und dem Kampf gegen Armut niemals aus den Augen verlieren dürfen, wer im Zentrum ihrer Bemühungen stehen muss: die Menschen.


Die Konferenz versammelte insgesamt mehr als 70 Fachvorträge mit Beiträgen aus den Kultur- und Sozialwissenschaften, der Medizin, Chemie, Biologie, Physik sowie zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Disziplinen. Diskutiert wurde über Nachhaltigkeit und innovative Forschungspolitik, den Wissenschafts- und Technologiestandort Österreich, neue Instrumente der Forschung sowie wissenschaftliche Beiträge zur globalen Ernährungssicherheit.


Bereits im Vorfeld der Konferenz waren am 17. und 18. November Mitglieder des TWAS-Council sowie TWAS-Präsident Bai und ÖAW-Präsident Zeilinger bei Bundesminister Sebastian Kurz im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres zu Gast. In diesen internen TWAS-Meetings wurde über aktuelle und zukünftige Agenden der World Academy beraten.


Nachhaltigkeit und innovative Forschungspolitik

Anlässlich der neuen „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen standen die existentiellen globalen Herausforderungen, mit denen die Weltgemeinschaft im 21. Jahrhundert konfrontiert ist, im Mittelpunkt der Konferenz. Daher erörterten in einer von Wissenschafts-Staatssekretär Harald Mahrer und TWAS-Präsident Chunli Bai geleiteten „Ministerial Session“ hochrangige Regierungsvertreter/innen, wie die südafrikanische Wissenschaftsministerin Naledi Pandor, welchen Beitrag die Wissenschaft zu weltweitem Fortschritt und Innovation leisten kann.


Wissenschafts- und Technologiestandort Österreich

Die globale Zusammenarbeit beim Transfer von Wissen von Nord nach Süd und vice versa ist ein entscheidender Baustein für den weltweiten Fortschritt und innovative Forschung. Österreich ist in vielen Bereichen der Grundlagenforschung international sehr erfolgreich. Das Symposium „Science and Technology in Austria“ gab einen multidisziplinären Überblick über Felder der Spitzenforschung in Österreich.


Bildung als Schlüssel für nachhaltige Entwicklung stand etwa im Mittelpunkt des Vortrags von Wolfgang Lutz, Direktor des Instituts für Demografie der ÖAW. Mit Beispielen aus der demografischen Forschung illustrierte er wie Bildung dabei helfen kann, Armut zu verringern, Demokratie zu stärken und die Auswirkungen des Klimawandels zu meistern.


Der Agrarökologe Michael Hauser befasste sich mit einer weiteren Herausforderung der globalen Entwicklung, der Ernährungssicherheit. Der Direktor des Centre for Development Research an der Universität für Bodenkultur Wien beleuchtete mögliche Pfade weltweit nachhaltiger Landwirtschaft.


Einen Blick zurück in die Geschichte warf die Trägerin des Wittgenstein-Preises 2015 Claudia Rapp. Die Vorständin des Instituts für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien und Leiterin der Abteilung Byzanzforschung des Instituts für Mittelalterforschung der ÖAW betrachtete, wie das Byzantinische Reich als „global player“ und Vermittler antiken Wissens zwischen Ost und West gewirkt hat.


Francesca Ferlaino sprach über die neuesten Entwicklungen in der Quantenphysik oder, in ihren Worten, über „the discrete charm of quantum matter at absolute zero temperature“. Die italienische Forscherin ist seit vergangenem Jahr eine der wissenschaftlichen Direktor/inn/en des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation der ÖAW in Innsbruck.


Den Abschluss bildete die ebenfalls aus Italien stammende Zellbiologin und stellvertretende Direktorin des Zentrums für Molekulare Biologie an den Max F. Perutz Laboratories Manuela Baccarini. Sie stellte ihre Forschungen zu Proteinen vor, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung verschiedener menschlicher Erkrankungen spielen.


Neue Instrumente der Forschung

Bildgebende Verfahren sind eine der wichtigsten wissenschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre und eine Technologie, der ein großes Zukunftspotential zugetraut wird. Die Anwendungsmöglichkeiten gehen inzwischen weit über die Medizin hinaus und umfassen auch andere wissenschaftliche Bereiche wie eine Session der Konferenz zeigte.


Welche Potentiale in bildgebenden Verfahren stecken, zeigte der britische Molekularbiologe Richard Henderson. Er stellte die Kryoelektronenmikroskopie vor, eine visuelle Technik zur dreidimensionalen Darstellung intakter Zellstrukturen auf molekularer Ebene.


Mit einem ähnlichen Verfahren, der Kryoelektronentomographie, beschäftigte sich auch Wolfgang Baumeister, Direktor des Max-Planck-Instituts für Biochemie im deutschen Martinsried.


Mit den „eyes and tools of nanotechnology“ befasste sich Harald Fuchs. Der Direktor am Physikalischen Institut der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster näherte sich dem Thema nicht nur aus Sicht der Grundlagenforschung, sondern auch als Mitbegründer von zwei Start-Up Firmen im Bereich der Nanotechnologie.


Welche neuen und zukünftig vielleicht bahnbrechenden Erkenntnisse sich durch bildgebende Verfahren auf der Nanoebene gewinnen lassen, beleuchtete schließlich der indische Biologe Satyajit Mayor. Der Direktor des National Centre for Biological Sciences in Bangalore zeigte wie entscheidend bildgebende Verfahren zu einem besseren Verständnis menschlicher Erkrankungen wie Diabetes beitragen können.


Wie die Welt der Zukunft ernährt werden kann

Auch im 21. Jahrhundert ist die Welt noch immer nicht vom Hunger befreit. Welchen Beitrag die Wissenschaft leisten kann, um die globale Ernährungssituation substantiell und nachhaltig zu verbessern, diskutierte das Symposium „Science for Food Security“.


Den Auftakt machte der Träger des Welternährungspreises und des „Alternativen Nobelpreises“ Hans Rudolf Herren. Der Schweizer Pionier der biologischen Schädlingsbekämpfung verhinderte in den 1980er Jahren eine Hungersnot in Afrika, indem er und sein Team Schmierläuse bekämpften, die die Maniok-Ernte und damit die Lebensgrundlage von Millionen Menschen bedrohten.


Mit technologischen Innovationen und Optionen im Bereich der Ernährungssicherheit befasste sich auch Moctar Toure. Der Agrarökonom aus dem Senegal hatte zahlreiche Positionen inne, in denen er direkt mit der Umsetzung von Ernährungsprogrammen befasst war.


Wie verletzlich die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Wasser sein kann, stand schließlich im Zentrum des Vortrags von Neela Badrie von der University of the West Indies in St. Augustine. Am Beispiel karibischer Gemeinden in Trinidad und Tobago zeigte sie, wie wenig selbstverständlich Ernährungssicherheit mancherorts in Entwicklungs- und Schwellenländern ist.


Forum für Spitzenwissenschaft und Nachwuchsforschung

Die TWAS-Konferenz versammelte renommierte Wissenschaftler/innen ebenso wie aufstrebende Nachwuchsforscher/innen aus allen Teilen der Erde. Kurz: Die Welt der Wissenschaft traf sich in Wien. Wie haben einzelne Teilnehmer/innen das Treffen an der ÖAW empfunden?


Alice Matimba, Genetikerin an der University of Zimbabwe: “We need to work together and acknowledge and accept that we are at different levels of development.”


Thomas Edison Dela Cruz, Mikrobiologe an der Royal and Pontifical University of Santo Tomas, Philippinen: “Many of the TWAS-Fellows are the idols of young scientists like me. You rarely see so many high profile scientists from all over the world in one place. It´s very inspiring and motivating to attend all the lectures and meetings.”


John G. Hildebrand, Neurobiologe und Foreign Secretary der U.S. National Academy of Sciences: “It is my second TWAS-Meeting and I´m happy that it takes place in Vienna this time to maintain the dialogue between the north and the south.”


Flavia Ribeiro Gomes, Medizinerin an der Oswaldo Cruz Foundation, Brasilien: “It´s good to share your knowledge and see what other scientists in the world are working on.”


Suni Mukhi, Hochenergiephysiker am Indian Institute of Science Education & Research: “Science is a universal language that brings people from all countries together.”

Bilder: Foto Weinwurm/APA/ÖAW


Kooperationspartner und Sponsoren

Die Konferenz wurde gefördert durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, den Bürgermeister und die Kulturabteilung der Stadt Wien, die Hannes Androsch Stiftung bei der ÖAW und die Industriellenvereinigung.

Wir danken allen Partnern für die Unterstützung.

 


Die TWAS-Konferenz in den Medien (Auswahl)


World Academy of Sciences tagt erstmals in Österreich

(APA, 13.11.2015)


World Academy of Sciences erstmals in Österreich Gast

(Der Standard, 13.11.2015)


World Academy of Sciences tagt erstmals in Wien
(Kleine Zeitung, 13.11.2015)


World Academy of Sciences tagt erstmals in Österreich
(Salzburger Nachrichten, 13.11.2015)


World Academy of Sciences tagt erstmals in Österreich
(Vienna.at, 13.11.2015)


Die World Academy of Sciences hält ihre Jahrestagung an der ÖAW ab
(Café Puls, Puls4, 18.11.2015)


Wissenschaft muss sich den Nachhaltigkeitszielen widmen
(Radio Ö1, 19.11.2015)


Nachhaltige Entwicklung durch Wissenschaft
(Science ORF, 19.11.2015) 


World Academy of Sciences holds first members' meeting in developed country since 1983
(CCTV – China Central Television, 19.11.2015)


Das Rohmaterial der Menschheit
(Wiener Zeitung, 24.11.2015)


Forschernetzwerk für eine bessere Welt
(Der Standard, 25.11.2015)


Suche nach Alternativen
(Die Furche, 26.11.2015) 


Mit Genetik zu besseren HIV-Medikamenten
(Science ORF, 1.12.2015)


Eine Forscherin aus Simbabwe arbeitet an besseren HIV-Medikamenten
(Ö1, 1.12.2015)