Anthropomorphic Figurines in Neolithic and Copper Age Contexts
Vortragsreihe »World Archaeology Seminars«
»Anthropomorphic Figurines in Neolithic and Copper Age Contexts: Insights from the Pietrele Site, Romania«
Michael Müller | Independent Researcher
In diesem Vortrag werden die Ergebnisse von mehr als zwei Jahrzehnten Ausgrabungen an der neolithischen und kupferzeitlichen Fundstelle Pietrele in der unteren Donauregion Rumäniens vorgestellt, die vom späten 6. bis zum späten 5. Jahrtausend v. Chr. reichen. Insgesamt wurden 638 vollständige und fragmentierte anthropomorphe Darstellungen ausgegraben, die aus unterschiedlichen Materialien wie gebranntem Ton, Knochen, hartem Tiermaterial und Marmor hergestellt wurden und verschiedene Formen wie freistehende Figuren, anthropomorphe Gefäße, Applikationen, Rasseln und Ornamente aufweisen.
Vor allem Figuren aus hartem Tiermaterial wie Knochen, Geweih und Muscheln traten in Südosteuropa ausschließlich während der Kupferzeit auf, vor allem in Verbindung mit den KGK VI-Kulturgruppen auf der östlichen Balkanhalbinsel. Im Gegensatz dazu wurde gebrannter Ton im gleichen geografischen und zeitlichen Rahmen auch für zoomorphe Figuren verwendet, während harte Tiermaterialien ausschließlich für anthropomorphe Darstellungen reserviert waren.
Während die Figurinen in Pietrele eine weite Verbreitung innerhalb der allgemeinen Aktivitätszonen der Siedlung aufwiesen, deuten Unterschiede in ihrem Zustand vor der Ablagerung und ihrer Verteilung auf unterschiedliche Objektbiographien für Figurinen aus verschiedenen Materialien hin.
Von besonderem Interesse ist, dass neben kupferzeitlichen Artefakten auf dem Siedlungshügel auch neolithische Keramikscherben und Figurinen aus bestimmten Schichten zwischen den kupferzeitlichen Siedlungsphasen geborgen wurden, was zu Spekulationen über deren Herkunft Anlass gibt. Spätere Entdeckungen von neolithischen Siedlungsschichten in der Umgebung des kupferzeitlichen Siedlungshügels, aus denen das Erdmaterial für den Bau des Hügels stammte, sprechen dafür, dass neolithische Artefakte, einschließlich Figurinen, versehentlich in den Hügel eingebaut wurden. Es bleibt spekulativ, ob die zufällige Entdeckung neolithischer Figurinen durch die kupferzeitlichen Bewohner die Darstellung ihrer anthropomorphen Repräsentationen beeinflusst hat.
In diesem Vortrag sollen nicht nur die Verteilung und der Kontext der neolithischen und kupferzeitlichen anthropomorphen Figurinen in Pietrele untersucht werden, sondern auch ihre mögliche Beziehung zwischen den beiden Epochen geklärt werden.