31.01.2023 | Forschungspreise

Zwei neue ERC Grants an ÖAW-Forschende

Für ihre innovativen Forschungsprojekte konnten Edeltraud Aspöck und Hubert Feiglstorfer zwei hochrangige Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrats einwerben. Damit holen sie rund 4 Mio. Euro Forschungsgelder nach Österreich.

Forscher:innen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sind neuerlich bei ERC-Ausschreibungen erfolgreich. © Daniel Hinterramskogler/ÖAW

Zwei Wissenschaftler:innen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wurden in der aktuellen Vergaberunde der Forschungspreise des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) für ihre bahnbrechenden und mutigen Forschungsideen ausgezeichnet: die Archäologin Edeltraud Aspöck vom Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage und der Architekturwissenschaftler Hubert Feiglstorfer vom Institut für Sozialanthropologie. Sie erhalten jeweils einen ERC Consolidator Grant, der mit knapp zwei Millionen Euro dotiert ist.
 
In den kommenden fünf Jahren werden sie die frühmittelalterlichen Praktiken im Umgang mit den Toten weiter ergründen sowie Studien zu bisher wenig untersuchten Aspekten der technischen und sozialen Zusammenhänge zwischen Bautraditionen und klimatischen Anpassungsmustern durchführen.

ÖAW-Präsident Heinz Faßmann gratuliert herzlich: „Die ÖAW ist stolz auf ihre Forschenden Edeltraud Aspöck und Hubert Feigelstorfer, die beide hochdotierte Grants für ihre Forschungsideen einwerben konnten. Aspöcks Arbeit wird uns helfen, die Beziehung von Lebenden zu den Toten im Mittelalter besser zu verstehen. Feiglstorfer stellt eine hochaktuelle Forschungsfrage und untersucht, wie sich Bauformen in Zeiten des Klimawandels ändern. Ich wünsche beiden Wissenschaftler:innen alles Gute für ihre Projekte.“

Leben und Sterben im Frühmittelalter

Was geben Eingriffe in Gräber über eine Gesellschaft preis? Welche Einsichten ermöglichen sogenannte gestörte Gräber zu den Themen Totenkult, Begräbnis und Umgang mit den Toten im 5. bis 8. Jahrhundert n. Chr.? Diesen Fragen ist die Archäologin Edeltraud Aspöck vom Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der ÖAW auf der Spur: Die Wissenschaftlerin widmet sich in ihrem Projekt den menschlichen Interaktionen mit den Materialien der Toten, also den menschlichen Überresten, Grabbeigaben und Gräbern selbst, nach der Bestattung im frühmittelalterlichen Mittel- und Osteuropa.
 
Bisher wurden „gestörte“ Gräber als archäologisch-historische Quelle vernachlässigt. Doch auf manchen frühmittelalterlichen Gräberfeldern wurden fast alle Grabstätten bald nach der Bestattung wieder geöffnet. Auf der Grundlage von archäologischen und textlichen Zeugnissen wird Aspöck mithilfe modernster wissenschaftlicher Methoden und neuer theoretischer Ansätze die verschiedenen Kontexte von Graböffnungen untersuchen – und zu einem besseren Verständnis der Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten im frühmittelalterlichen Europa beitragen.

Bauwerke durch die klimatische Brille betrachtet

Ein großer Teil der Weltbevölkerung lebt immer noch in traditionellen Bauformen. Diese auf lokalem Wissen beruhenden Bautechniken und Gebäudedesigns greifen auf ein breites Spektrum an lokalen, ökologisch nachhaltigen Materialressourcen zurück. Sie haben sich den unterschiedlichen klimatischen und geologischen Bedingungen angepasst. Aber: Wie werden diese lokalen Bauarten durch die Klimakrise verändert und welche technischen Anpassungen werden durch den sozioökonomischen Wandel, Bevölkerungswachstum und Globalisierung vorgenommen?
 
Diesen Fragen geht der Architekturwissenschaftler Hubert Feiglstorfer vom Institut für Sozialanthropologie der ÖAW nach. Mithilfe unterschiedlicher Disziplinen, darunter Architektur, Ingenieurwesen, Umweltnaturwissenschaften und Soziologie, wird er zwei Regionen in Eurasien erforschen, die lokale Gebäudetechnologien verwenden, und damit materielle und immaterielle Aspekte des Handwerks in ihrem jeweiligen Kontext zusammenführen.

Erfolgreiche ÖAW-Forscher:innen

Mit den neuen Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-Forscher:innen vergebenen Preise auf 73 ERC Grants und 7 Proof of Concept Grants. Beteiligt war die ÖAW ferner an weiteren 18 ERC Grants.

 

AUF EINEN BLICK

ERC Grants an der ÖAW