15.11.2022 | Weltraumforschung

Wohin geht die nächste ESA-Mission?

Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat vor Kurzem fünf Vorschläge für eine „Medium-size (M) Mission“ zur weiteren Untersuchung ausgewählt. An drei Konzepten hat auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften mitgearbeitet.

Künstlerische Darstellung des Zwergplaneten Ceres © NASA

Im Dezember 2021 wurde die Wissenschaftscommunity der ESA-Mitgliedsstaaten aufgefordert, Vorschläge für eine „schnelle“ (auch „Fast“ oder „F-class“ genannt) und eine „mittlere“ („Medium-size“ oder „M-class“) Mission auszuarbeiten. Knapp ein Jahr später steht nun ARRAKIHS als Kandidat für die nächste F-Mission fest. Als M-Mission bleiben noch mehrere Anwärter im Rennen: CALICOM-MATISSEPlasma-Observatorium, HAYDN und THESEUS. An den ersten drei Missionen ist das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) beteiligt.

drei missionen gehen in die endrunde

Am Ende der Proposal-Phase 1 wurden im April 2022 15 aus 44 Missionsvorschlägen für Phase 2 ausgewählt. Diese wurden nun ein weiteres Mal auf eine F-Mission und fünf M-Missionen reduziert. Hausinterne ESA-Expert:innen durchleuchten nun die Missionsvorschläge und überprüfen das Design, die Einhaltung der Preis- und Systemvorgaben sowie die Realisierbarkeit. 2023 folgt die nächste Entscheidung: Aus fünf werden dann drei Missionen. Ab dieser Stufe wird erstmals auch die Industrie eingebunden, um danach drei kompetitive Missionen in die Endrunde zu schicken. Am Schluss bleibt nur noch eine M-Mission über.

plasma, zwergplanet oder mars?

"Es ist großartig, dass es drei Missionen mit IWF-Beteiligung in die Top 5 geschafft haben", freut sich Direktorin Christiane Helling.Für die aktuell ausgewählten Missionskonzepte ist das Institut für Weltraumforschung zweimal mit Hardware und einmal rein wissenschaftlich beteiligt. Die Missionsziele reichen vom erdnahen Weltraum, über den Mars bis zum Zwergplaneten Ceres.

CALICO soll In-situ-Untersuchungen der organischen und ammoniakhaltigen Materialien und Salzablagerungen auf dem Zwergplaneten Ceres durchführen, die möglicherweise Aufschluss darüber geben, ob Ceres die Voraussetzungen für Leben bietet oder bot. Das IWF steuert seine wissenschaftliche Expertise im Bereich der Charakterisierung von Mineralien und Eisen im Labor, der Exosphärenbildung im Sonnensystem sowie Studien über den Wasseranteil des Zwergplaneten bei.

M-MATISSE will den Mars als globales dynamisches System mit Hilfe einer 2-Satelliten-Konfiguration untersuchen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ionosphäre, Magnetosphäre und Sonnenwind. Die beiden Satelliten Henri und Marguerite, benannt nach Matisse und seiner Tochter, sollen die räumlichen und zeitlichen Auswirkungen auf verschiedene Prozesse entschlüsseln, die das Marssystem antreiben. Das IWF liefert den Bordcomputer für das Ionen-Massenspektrometer M-MAS und ist wissenschaftlich beteiligt.

Plasma Observatory ist eine Multi-Satelliten-Mission (eine Mutterraumsonde, sechs Tochterraumsonden) zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen lokalen Teilchen (Ionen) und großräumigen Flüssigkeiten (Plasma) im erdnahen Weltraum, die das Wissen über Beschleunigungs- und Heizungsprozesse im astrophysikalischen Plasma erweitern soll. Das IWF ist im wissenschaftlichen Core Team vertreten und baut Magnetometer und Bordcomputer für die Tochtersonden.

 

Auf einen Blick

Die Beteiligung des IWF an den ESA-Missionen wird von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert. Neben der ÖAW sind aus Österreich die Universität Wien bei ARRAKIHS und HAYDN sowie Joanneum Research bei CALICO vertreten.