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Trump 2.0ÖAW-Science Update

Was droht der Wissenschaft unter Trump?

31.01.2025

Impfgegener auf wichtigen Posten im Gesundheitsbereich und eine wachsende Einflussnahme auf die Lehre an den Universitäten – die beiden in den USA tätigen Wissenschaftler Florian Krammer und Christoph Irmscher sehen mit Besorgnis auf die ersten Wochen der Trump-Präsidentschaft. Aber sie betonen auch: Wie rauh der Wind für die Wissenschaft in den USA wirklich wird, ist noch unklar.

© Unsplash.com

Mit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten hat ein ausgesprochener Wissenschaftsskeptiker das höchste Amt des Landes inne. Was bedeutet Trumps zweite Amtszeit für den Wissenschaftsstandort USA? Wie geht es Wissenschatflerinnen und Wissenschaftlern aktuell? Und werden Gelder für die der Forschung gekürzt?

Darüber diskutierten der Molekularbiologe Florian Krammer sowie der Literaturwissenschaftler Christoph Irmscher bei einem Sience Update der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit ÖAW-Vizepräsidentin Ulrike Diebold und Journalist:innen deutscher und österreichischer Medien.

Verunsicherung und Chaos

Ulrike Diebold weist im Pressegespräch darauf hin, dass Trump bereits in den ersten zwei Wochen seiner Amtszeit einige seiner umstrittenen Wahlversprechen per Dekret in Kraft gesetzt hat. Das hat unter Wissenschaftler:innen Verunsicherung und Besorgnis ausgelöst, zumal Trump angekündigt hat, staatliche Forschungsgelder zu kürzen – vor allem in Bereichen wie der Virusforschung.

Verunsicherung und viel Chaos sieht auch Florian Krammer, der an der New Yorker Icahn School of Medicine at Mount Sinai und der MedUni Wien forscht. Und er teilt die Bedenken seiner Kolleg:innen, insbesondere mit Blick auf die Gesundheits- und Klimaforschung. „Viele Forscher:innen sind besorgt über mögliche Veränderungen in der Gesundheitspolitik“, erklärt er. Die mögliche Ernennung von Robert F. Kennedy Jr., einem bekannten Impfgegner, zum Gesundheitsminister sei alarmierend, da dies die Bekämpfung von Infektionskrankheiten beeinträchtigen könnte.

Brisante Neubesetzungen

Kritisch sieht Krammer auch die Neubesetzung weiterer wichtiger Positionen im Gesundheitsbereich. So ist Jay Bhattacharya, bekannt als Kritiker von "Lock-ins", als -Direktor der National Institutes of Health (NIH) – der wichtigsten US-Behörde für biomedizinische Forschung – im Gespräch. Scott Atlas, der als Direktor der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gehandelt wird, gilt so wie Kennedy als Impfskeptiker. Positiver sieht Krammer hingegen Marty Makary als möglichen Chef der FDA (U.S. Food and Drug Administration), der faktenbasiert arbeite und Impfungen befürworte.

Dennoch werden die USA ihre führende Rolle in der Wissenschaft nicht verlieren, so Krammer. Statt mit Kürzungen rechnet er eher mit Verschiebungen in der Forschungsförderung. Der Molekularbiologe, der seit 15 Jahren in den USA lebt und arbeitet, erwartet, dass Mittel von der Infektionsbiologie und Impfstoffforschung in andere Bereiche wie die Krebsforschung umgeschichtet werden. Die aktuelle Situation beschreibt er daher zwar als besorgniserregend, aber: "Es wird ein bisschen heißer gekocht als gegessen."

Tradition des Antiintellektualismus

Christoph Irmscher, ÖAW-Mitglied und Forscher an der Indiana University Bloomington, setzt die aktuellen Entwicklungen in einen größeren historischen Kontext. Er betont, dass es Skepsis gegenüber Universitäten und Wissenschaftsfeindlichkeit nicht erst seit Donald Trump gibt: "Anti-Intellektualismus hat in den USA Tradition, das ist nichts Neues", so der gebürtige Deutsche und US-Staatsbürger.

Aber die Intensität von Einschüchterungen habe sich erhöht, besonders in republikanisch regierten Bundesstaaten gebe es eine verstärkte ideologische Beeinflussung der Lehre.

Zwischen Resignation und Zweckoptimismus

Neue Gesetze und Regelungen sollen eine bestimmte konservative Vorstellung von „intellektueller Vielfalt“ an Universitäten fördern, was in der Praxis häufig zu einer Einschränkung der akademischen Freiheit führe: „Schon lange gehen die Republikaner aggressiv gegen die wissenschaftliche Lehre an den US-amerikanischen Hochschulen vor. Das führt zu Selbstzensur und Resignation. Jetzt ist noch Schlimmeres zu erwarten“, so der Literaurwissenschaftler, der mit Blick auf die zahlreichen Ankündigungen Trumps aber auch betont: „Die Universitäten werden zugeschüttet mit Dingen, die wir erst verstehen müssen“. Dahinter stehe Trumps politische Taktitk: „Flood the zone with shit.“ Vieles davon werde sich vermutlich gar nicht umsetzen lassen.

Wohin die Entwicklungen in der Wissenschaft in den USA also tatsächlich gehen, sei derzeit noch unklar, so ÖAW-Vizepräsidentin Ulrike Diebold. Schon in der ersten Präsidenschaft Trumps 2016 seien Budgetkürzungen in der Forschung angekündigt worden, dann aber nicht so gekommen. Diebold ist daher zweckoptimistisch: "Die USA sind ein sehr starkes Forschungsland, vielleicht wird nicht einmal Trump hier Gravierendes verändern können.“