02.10.2023 | Coronavirus

Wann braucht man die nächste Corona-Impfung?

Im Herbst 2023 wird für Covid-19-Impfungen ein angepasster Variantenimpfstoff empfohlen. Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie, spricht im Interview über die Zukunft der Corona-Impfung.

Ein Pflaster wird auf den Oberarm eines jungen Menschen geklebt, der gerade eine Corona-Impfung erhalten hat
Die Corona-Infektionen nehmen wieder zu - wann es Zeit für eine Auffrischungsimpfung ist, verrät Ursula Wiedermann-Schmidt. © AdobeStock

Wie geht es weiter, mit den Corona-Impfungen? Wer sollte sich wann einen neuen Piks abholen? Und: Vor welchen Varianten schützt der neue Impfstoff? „Das seit September in Österreich erhältliche Vakzin ist an die Omikron-Variante XBB1.5 angepasst, deckt auch die jetzt neu dazugekommenen Varianten, darunter Eris aka EG.5., ab und bietet einen guten Schutz vor einem schweren Verlauf“, sagt Ursula Wiedermann-Schmidt, Professorin für Vakzinologie und Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.

Wer sich für die Wintersaison schützen möchte, kann sich jetzt eine Auffrischungsimpfung holen, so Wiedermann-Schmidt. Nachdem man davon ausgehen kann, dass in den vergangenen drei Jahren der Großteil der Bevölkerung Kontakt mit Corona hatte, – sei es durch Impfung oder Infektion, ist für Herbst nur mehr eine einmalige Schutzimpfung mit dem angepassten Impfstoff vorgesehen. Diese Regelung gilt für alle, die über zwölf Jahre alt sind.

Auffrischen nach einem Jahr

Den Impfschutz erneuern sollten allen voran gefährdete Gruppen: Die Immunologin rät allen, die über 60 sind, Immunsuppressiva einnehmen sowie mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe, also Menschen mit Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und allen, die in Gesundheits- und Pflegeberufen arbeiten, besonders zu einer Booster-Impfung.

„Wichtig ist auch der Abstand zur letzten Impfung beziehungsweise zur letzten Infektion: Im Idealfall beträgt er ein Jahr. Für Risikogruppen werden vier bis sechs Monate empfohlen, wobei vier Monate nicht unterschritten werden sollen, weil es sonst immunologisch keinen Vorteil bringen würde“, sagt Wiedermann-Schmidt, die seit 2005 Mitglied des Nationalen Impfgremiums des Gesundheitsministerium ist und 2020 auch in die Ständige Impfkommission (STIKO) des deutschen Robert Koch Instituts berufen wurde.

Impfstoff gegen neue Corona-Varianten

Geimpft wird in Österreich hauptsächlich im niedergelassenen Bereich, also bei den praktischen Ärzt:innen. Die Booster-Spritzen enthalten ab Herbst nur noch aktualisierte Impf-mRNA und erzeugen im Schnitt mehr Antikörper gegen neue Varianten. Ab Herbst ist in Österreich das angepasste Vakzin der Firma Pfizer erhältlich. Von der EU-Kommission zugelassen wurde im September auch ein adaptierter Impfstoff von Moderna. „Neue Daten dazu zeigen, dass sich die neutralisierenden Antikörper, auch gegen die derzeit zirkulierenden Mutationen XXB.1.5, XXB.1.6 sowie XXB.1.9 richten“, erklärt Wiedermann-Schmidt.

Zudem wird für Oktober die Zulassung eines Impfstoffs auf Protein-Ebene des Herstellers Novavax erwartet. Sollen sich auch Schwangere boostern lassen? „Wir halten uns hier an die Empfehlungen der WHO, die eine Impfung während der Schwangerschaft empfehlen – vorausgesetzt, dass die letzte Impfung ein Jahr oder zumindest über sechs Monate her ist“, so die Immunologin. Im Idealfall sollte nicht vor dem zweiten Trimenon, also erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, geimpft werden.

Es ist ratsam, den Impfstoff bei den Auffrischungen zu wechseln, weil damit die Breite der Immunantwort besser ausgebildet werden kann.

Impfstoffe wechseln

Personen, die schon bis zu fünfmal geimpft sind, rät Wiedermann-Schmidt zu einem sogenannten Plattformwechsel: „Laut einer im Fachjournal Science veröffentlichten Studie ist es ratsam, den Impfstoff bei den Auffrischungen zu wechseln, weil damit die Breite der Immunantwort besser ausgebildet werden kann“, so Wiedermann-Schmidt.

Im Herbst und Winter werde die Zahl der Infektionen sicher ansteigen. Deshalb sollen Personen, die schon jetzt den Impfschutz brauchen, weil sie zur Risikogruppe gehören, nicht auf den Protein-Impfstoff warten. Der werde voraussichtlich nicht vor November verfügbar sein. Wer allerdings seine letzte Impfung Anfang des Jahres hatte, kann bis dahin auf den neuen Impfstoff warten.

Nasenspray-Impfstoff gegen Infektionen

Um nicht nur die Erkrankung, sondern auch die Infektion mit SARS-Cov2-Viren durch eine Impfung zu verhindern, benötigt es eine starke Immunität an den Schleimhäuten. Dies kann durch nasale Impfstoffe erreicht werden. Noch ist davon zwar keiner für die Allgemeinheit verfügbar. Die ersten Kandidaten sind aber bereits in der klinischen Testung. Intensiv wird hier auch an Kombinationen geforscht, bei denen sich intramuskuläre Grundimmunisierung und nasale Auffrischungsimpfung ergänzen. Durch einen nasalen Booster werden entsprechende Immunzellen lokal gefördert um Antikörper zu bilden. Eine Strategie, um beides zu erreichen: nicht nur den Schutz vor schweren Verläufen, sondern auch einen Schutz vor Infektionen und vor Infektionsweitergabe.

Auch Wiedermann-Schmidt räumt der Kombination mit Impfstoffen, die über die Nase verabreicht werden, großes Potenzial ein: „Meine Hoffnung ist, dass man dann an diesem Konzept Anleihe nimmt, auch für andere respiratorische Erkrankungen.“ Und ab wann kann man mit so einem Nasenspray-Impfstoff rechnen? Wiedermann-Schmidt hofft ab 2025 auf die ersten nasalen Impfungen.