17.03.2022 | Auszeichnung

VIER ERC GRANTS AN ÖAW-FORSCHENDE

Für ihre innovativen Forschungsprojekte werden Emine Fisek, Christian Möstl, Josef Pradler und Yasin Dagdas mit hochrangigen Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet. Damit holen sie über 8 Mio. Euro Forschungsgelder nach Österreich.

Grundlagenforscher/innen der ÖAW waren auch bei der jüngsten ERC-Vergaberunde höchst erfolgreich. © Klaus Pichler/ÖAW
Grundlagenforscher/innen der ÖAW waren auch bei der jüngsten ERC-Vergaberunde höchst erfolgreich. © Klaus Pichler/ÖAW

Bei der aktuellen Vergaberunde der Forschungspreise des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) konnten Forscher/innen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erneut Erfolge feiern: Mit Theaterwissenschaftlerin Emine Fisek, Weltraumforscher Christian Möstl, Physiker Josef Pradler und Molekularbiologe Yasin Dagdas erhalten vier ÖAW-Forschende einen der heuer mit jeweils bis zu 2 Mio. Euro dotierten ERC Consolidator Grants.

Die Förderpreise ermöglichen ihnen die Umsetzung ihrer zukunftsweisenden Forschungsvorhaben sowie die weitere Festigung ihrer wissenschaftlichen Unabhängigkeit. In den kommenden fünf Jahren werden sie dabei an den Schnittstellen zu Theater und Gentrifizierung forschen, Sonnenstürme im interplanetaren und erdnahen Weltraum in den Blick nehmen sowie Studien durchführen, die sich mit Dunkler Materie auseinandersetzen oder den Beitrag der Autophagie zur Zellerneuerung untersuchen.

Von Theater und außerirdischen Wettervorhersagen

Mit ihrem Consolidator Grant durchleuchtet Emine Fisek am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW, wie die Schicksale des Theaters und der Stadt miteinander verwoben sind. Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt, das ethnografische und archivarische Untersuchungen an mehreren Orten kombiniert, analysiert die komplizierte und oft ambivalente Beziehung zwischen Theaterpraktiken und urbaner Transformation im Europa des 21. Jahrhunderts.

Christian Möstl wird sich mit seinem Consolidator Grant der Vorhersage von extremen Sonnenstürmen widmen. Der Wissenschaftler am Institut für Weltraumforschung der ÖAW möchte herausfinden, wie sich der Sonnenwind zeitlich entwickelt, insbesondere dessen Geschwindigkeit und die Nord-Süd-Komponente des Magnetfelds. Neue Entdeckungen erhofft man sich dabei von der Raumsonde Solar Orbiter, die zum ersten Mal Bilder aus höheren Breitengraden liefert, und von der Parker Solar Probe, die neuartige In-situ-Daten aus der Nähe der Sonne sammelt.

Über Dunkle Materie und sich selbst verzehrende Zellen

Josef Pradler vom Institut für Hochenergiephysik der ÖAW, wird sich der Erforschung der nicht-gravitativen Natur der Dunklen Materie zuwenden – und zwar in zwei Bereichen, die für die Teilchenphysik von zentralem Interesse sind: zum einen geht es um den direkten Nachweis von Dunkler Materie im Labor und zum anderen um die von Dunkler Materie unterstützte Strukturbildung im Universum. Eines der Ziele: Das Verständnis der Signalbildung bei der Suche nach Dunkler Materie zu vertiefen.

Mit seinem ERC Consolidator Grant wird Yasin Dagdas am GMI – Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der ÖAW der Frage nachgehen, wie Autophagie blockierte, an das endoplasmatische Retikulum (ER) gebundene Ribosomen rettet. In Zellen bewegen sich mehrere Ribosomen gleichzeitig entlang der mRNAs, um die Gene in Proteine zu übersetzen. Das kann unter zellulärem Stress zu Kollisionen zwischen den Ribosomen und zur Unterbrechung der Proteinsynthese führen. Speziell im Falle der ER-gebundenen Ribosomen konnte Dagdas und sein Team vor kurzem beweisen, dass Autophagie eine zentrale Rolle spielt.

Erfolgreiche Beteiligung der ÖAW

Beteiligt an einem weiteren ERC Grant ist auch ÖAW-Forscher Marc Händel am Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW. In einem Projekt zur Erforschung der Mammutknochenanhäufungen in Mitteleuropa arbeitet er mit Jarosław Wilczynski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften zusammen und ist dabei unter anderem in der archäologischen Feldforschung, der Sammlung von DNA- und Isotopenproben, sowie der   Modellierung und Interpretation der Daten eingebunden.

Mit den neuen Grants erhöht sich die Anzahl der seit 2007 an ÖAW-Forscher/innen vergebenen Preise auf 66 ERC Grants und 6 Proof of Concept Grants. Beteiligt war die ÖAW ferner an weiteren 18 ERC Grants.

Insgesamt konnte die ÖAW damit bereits mehr als 100 Millionen Euro an ERC-Förderungen nach Österreich holen. Bei der Zuerkennung der europäischen Forschungsförderpreise zählt die ÖAW damit zu Österreichs erfolgreichsten Einrichtungen.

 

Auf einen Blick

ERC-Grants an der ÖAW