



Sie ordnen ein, hinterfragen und vermitteln komplexe wissenschaftliche Themen verständlich für alle Menschen – von der Renaturierung bedrohter Ökosysteme über die gesellschaftlichen Auswirkungen von Long Covid bis hin zu den Herausforderungen sozialer Medien und der Zukunft nachhaltiger Chemie. In einer Zeit, in der Fake News und Desinformation die öffentliche Debatte prägen, ist unabhängiger, faktenbasierter Wissenschaftsjournalismus wichtiger denn je.
Mit dem „Stipendium Forschung & Journalismus“ fördert die ÖAW seit 2019 Journalist:innen, die wissenschaftliche Themen mit Sorgfalt und Tiefe aufbereiten. Die vier Stipendien sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert und ermöglichen den Preisträger:innen, ohne Zeitdruck an ihren Recherchen zu arbeiten.
Auenrenaturierung, widerstandsfähige Wälder, Meeresschutzgebiete, bedrohte Bergregionen und die Bedeutung von Graslandschaften stehen im Mittelpunkt des Projekts „Nature For The People“ von Chris Cummins. In mehreren Beiträgen will er die vielen Aspekte von Natur- und Klimaschutz erfahrbar machen. Cummins legt den Fokus auf die praktische Umsetzung von Naturschutzprojekten und deren gesellschaftlichen Nutzen. „Es ist Naturschutz für die Menschen, nicht Naturschutz oder die Menschen“, betont er.
„Wohin mit Long Covid?“ fragt Martina Marx und durchleuchtet, wie das österreichische Gesundheitssystem an Long Covid und ME/CFS angepasst werden müsste, um Betroffenen besser zu helfen. In einer dreiteiligen Artikelserie für die Kleine Zeitung skizziert sie das Krankheitsbild, die mangelhafte Versorgungslage und mögliche Lösungsansätze. Ergänzt wird das Projekt durch Podcasts. Dabei stehen persönliche Schicksale im Mittelpunkt: „Es gibt Menschen, die ihr Leben nicht mehr allein bewältigen können“, sagt Marx.
Andreas Sator beschäftigt sich mit der Frage: „Zerstört die Digitalisierung den öffentlichen Diskurs – oder demokratisiert sie ihn erst?“. In seinem Projekt erforscht er die Auswirkungen von Technologie auf den gesellschaftlichen Austausch – von der Erfindung des Buchdrucks über Radio und Fernsehen bis hin zu Social Media und Künstlicher Intelligenz. „Wenn der Buchdruck die bürgerliche Salongesellschaft schuf – was ist dann das Pendant von Twitter, Tiktok oder ChatGPT?“, fragt Sator. In einer mehrteiligen Serie und Social-Media-Formaten bespricht er, wie Demokratie und öffentlicher Diskurs im digitalen Zeitalter gestärkt werden können.
„Das kauf‘ ich nicht, da ist nur Chemie drin.“ Bei solchen Aussagen muss Anna Tratter als Chemikerin oft schmunzeln. In ihrem wissenschaftsjournalistischen Projekt #natürlichchemisch möchte sie die weit verbreitete Fehlannahme aufbrechen, dass „natürlich“ automatisch „nachhaltig“ bedeutet und Chemie per se schädlich sei. Sie untersucht, wie sich chemische Forschung nachhaltiger gestalten lässt – von umweltfreundlicher Laborarbeit über grüne Chemie in der Lehre bis hin zu innovativen Forschungsideen. Dabei spricht sie mit Expert:innen und besucht österreichische Forschungseinrichtungen.
Die Auswahl der vier Stipendiat:innen erfolgte durch eine unabhängige Jury bestehend aus Vertreter:innen der ÖAW, den Unis Wien und Innsbruck, des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), des Presseclubs Concordia sowie den Wissenschaftsredaktionen von APA und Ö1.